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Krebsforschung

Metastasen im Fokus

Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Krebs aktuell die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. 90 Prozent der jährlich rund 230 000 Krebstodesfälle gehen inzwischen nicht mehr auf den Primärtumor, sondern auf Metastasen zurück. Ansätze gegen die Metastasierung zu finden, ist daher aktuell eine der größten Herausforderungen der Wissenschaft.
Verena Arzbach
26.02.2019  15:12 Uhr

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht »gute Chancen, dass wir in 10 bis 20 Jahren den Krebs besiegt haben«. Das hatte er Anfang Februar in einem Interview mit der »Rheinischen Post« gesagt. Von zahlreichen Fachverbänden und Institutionen erntete er dafür Kritik. Ein »Besiegen« im Sinne von »Heilen« halten viele Experten trotz guter Fortschritte in den vergangenen Jahren für relativ unwahrscheinlich.

Die größte Bedrohung bei einer Krebserkrankung sind heute Metastasen. Das Risiko, dass sich Tochter­geschwulste bilden, steigt mit der Größe des Tumors. Hat sich der Krebs an mehreren Stellen im Körper ausgebreitet, ist in aller Regel ein nicht heilbarer Endzustand der Erkrankung erreicht.

Wie die Krebszellen es schaffen, den Zellverbund des Primärtumors zu verlassen, durch Körperhöhlen, Blut- oder Lymphgefäße weite Strecken im Körper zurückzulegen und sich schließlich in anderen Geweben anzusiedeln, darüber weiß man noch relativ wenig. Tatsächlich schaffen es nur 0,01 Prozent aller im Blut zirkulierenden Tumor­zellen, metastatische Kolonien zu bilden­. »Die Metastasierung ist ein ziemlich ineffizienter Prozess«, betonte Professor Dr. Andreas Fischer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg bei einem Presseworkshop. »Der überwiegende Teil der Tumorzellen stirbt oder kann sich am Zielort nicht vermehren.«

Warum gelingt es einigen Zellen aber doch, diese Hürden zu über­winden? »Die Tumorzellen, die erfolgreich eine Metastase bilden, sind in der Lage, ihre Eigenschaften zu verändern«, so Fischer. Sie wandeln sich von Epithelzellen zu stammzellartigen Zellen, ähnlich wie bei der Embryonalentwicklung. Die Stammzelleigenschaften erlauben es den Krebszellen, sich aus dem Tumorverbund zu lösen, sich in der Blutbahn zu bewegen und sich schließlich zu unterschiedlichen Zell­typen zu differenzieren und in verschiedenen Geweben anzusiedeln.

Ein weiterer Faktor, die Erfolgsaussichten zu steigern, ist der Zusammenschluss zu Zellclustern. Einzelne im Blut zirkulierende Zellen (CTCs, Circulating Tumor Cells) ereilt häufig der Zelltod aufgrund fehlender Zell-Zell-Kontakte. CTCs, die sich zu Zellverbänden zusammenschließen und weiterwandern, haben bessere Überlebenschancen. »Diese­ Clusterbildung erlaubt zudem die Expression von Genen, die den Stammzell-Status aufrechterhalten«, sagte Fischer.

Tumor bereitet Bett vor

Dazu kommt die Ausbildung sogenannter prämetastatischer Nischen, wie der Mediziner erklärte. Der Primärtumor sende in Vorbereitung der Metastasenbildung unter anderem Botenstoffe und Entzündungsmediatoren aus. Manche Organe im Körper rea­gierten darauf, dort würden Umbauprozesse angestoßen, Angiogenese-Prozesse eingeleitet, die Immunantwort reduziert und Andockstellen in den Blutgefäßen gebildet. Zusätzlich seien auch Endothelzellen der Blut­gefäße in der Lage, schützende Nischen um die Tumorzellen zu bilden und deren Überleben zu sichern. »Der Tumor bereitet sozusagen sein Bett vor«, so Fischer. Die Tumorzellen können leichter in die entsprechenden Organe eindringen und dort überleben.

Das Verständnis dieser Metastasierungsprozesse soll Wissenschaftlern Angriffspunkte für verschiedene Therapiemöglichkeiten liefern. Ein Target ist ­beispielsweise der Fettsäure-Re­zeptor CD36, der auf bestimmten Tumor­zellen mit besonders hohem Metastasierungspotenzial vorhanden ist. Die Zellen können über den Rezeptor Fettsäuren aufnehmen und verstoffwechseln. »Im Tiermodell führte die Blockade von CD36 mit Antikörpern zu einer starken Reduktion der Metastasierung mit wenig Nebenwirkungen – ein vielversprechender Ansatz«, so Fischer­. Inwie­weit das auch beim Menschen erfolgreich ist, müssen weitere Unter­suchungen zeigen.

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