Mikrochip rettet Augenlicht |
| Isabel Weinert |
| 27.10.2025 14:00 Uhr |
Bei einer Makuladegeneration ist zentrales Sehen mit fortschreitender Erkrankung immer weniger möglich. / © AMD-Netz (www.amd-netz.de)
Dazu setzten die Wissenschaftler unter Federführung des interdisziplinären Forschungsteams der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn 38 Menschen mit der Spätform der Augenerkrankung an 17 Kliniken in fünf Ländern in einem mikrochirurgischen Eingriff einen Chip ein. Dieses 2 x 2 Millimeter kleine und 30 Mikrometer dünne Implantat wird unter die Netzhaut verpflanzt und ersetzt dort laut Pressemitteilung die Funktion degenerierter Photorezeptoren. Es bedarf dann einer speziellen Brille, über die Infrarotlicht auf das Implantat gelangt. Daraus entstehen elektrische Signale, die noch vorhandene heile Netzhautzellen anregen.
Bei 81,3 Prozent der Teilnehmenden verbesserte sich die Sehschärfe bereits nach zwölf Monaten signifikant, das natürliche periphere Sehvermögen verschlechterte sich nicht. Das Implantat wurde insgesamt gut vertragen; die meisten Nebenwirkungen traten innerhalb der ersten acht Wochen auf, so die Pressemitteilung.
»Diese Ergebnisse markieren einen Meilenstein in der Behandlung der geographischen Atrophie. Erstmals gelingt es, zentrale Sehfunktionen bei fortgeschrittener AMD teilweise zurückzugewinnen«, erklärt Erstautor und klinischer Koordinator der Studie Professor Dr. Frank Holz, Direktor der Augenklinik des UKB und Netzhautchirurg, in der Pressemitteilung. »Für viele Betroffene eröffnet sich dadurch eine neue Perspektive.« Bei der innovativen Technologie überwiegt der Nutzen die potenziellen Risiken, so eine Expertengruppe. Sie soll auf dem europäischen Markt zugelassen werden und könnte Menschen mit fortgeschrittener trockener AMD sowie einem dadurch bedingten Verlust des zentralen Sehens eine völlig neue Behandlungsmöglichkeit bieten. Der Ansatz erlaube erstmals eine teilweise Wiederherstellung des Sehens. Dies sei ein echter Paradigmenwechsel, so der Co-Autor der Studie, Dr. Mahi Muquit, Netzhautchirurg am Moorfields Eye Hospital in London.