Mildes Mairübchen |
Alles essbar: Neben der Knolle macht sich auch das Blattgrün des Mairübchens gut im Salat. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Die auch als Maikugel oder Navette bekannten Mairübchen kommen wie zu kurz und zu rund geratene Rettiche daher. Die meist weißen, seltener auch violetten, roten oder gelben Rüben werden bis zu 10 cm groß. Am knackigsten sind sie bei einer Erntegröße von 4 bis 6 cm.
Die Gemüsesorte gehört – wie auch andere Speiserüben (zum Beispiel Steckrübe, Teltower Rübchen) – zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Mairüben sind die feinste und zarteste unter den Speiserübensorten und haben ein aromatisches und dezent würziges Fruchtfleisch, das an eine Fusion aus Radieschen und Kohlrabi erinnert. Dabei schmecken sie milder und leicht süßlich. Traditionell endet die Mairübchen-Saison Ende Juni – ähnlich wie beim Spargel.
Durch den hohen Wasseranteil von etwa 90 Prozent liefern Navetten nur schlanke 24 kcal pro 100 g. Die Inhaltsstoffe helfen bei Frühjahrsmüdigkeit und auch dem Immunsystem auf die Sprünge: Neben Vitaminen der B-Gruppe sind auch Mineralstoffe wie Zink, Eisen und Kalium enthalten. Der hohe Kalium-Gehalt trägt dazu bei, den Blutdruck zu senken, den Herzrhythmus zu regulieren und insgesamt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Schach zu halten. Auch für die Reizübertragung in den Muskeln ist Kalium wichtig.
Roh verzehrt kommen die leicht pikanten ätherischen Senföle gut zur Geltung. Die enthaltenen Glucosinolate (schwefel- und stickstoffhaltige Verbindungen) sind sekundäre Pflanzenstoffe, die antimikrobiell und krebsprotektiv wirken.
Die genaue Herkunft der Mairübchen (Brassica rapa ssp. rapa var. majalis) ist nicht bekannt. Historiker vermuten, dass die ersten Speiserüben-Züchtungen im östlichen Mittelmeergebiet in der Antike zu finden waren. Die Römer und Griechen sorgten dafür, dass sich die Rübe auch in weitere Regionen Europas ausbreitete. Da sie leicht anzubauen war und eine reichhaltige Nährstoffquelle für die Bevölkerung bot, wurde die Navette in Europa zu einem wichtigen Lebensmittel im Mittelalter – vor allem in Zeiten von Hungersnöten. Auch in Nordamerika gewann die mild-knackige Rübe an Beliebtheit. Im 20. Jahrhundert wurde die Mairübe von Kartoffeln und Karotten als Grundnahrungsmittel verdrängt. Sie wurde als Arme-Leute-Essen verschmäht und geriet in vielen Regionen zunehmend in Vergessenheit.
Die Mairübe ist übrigens auch Teil des Wappens von Keutschach am See (Kärnten/Österreich). Einer Legende zufolge besuchte der junge Leonhard von Keutschach seinen Onkel auf dem Rübenfeld im Pinzgau. Er warf Leonhard vor, nicht fleißig genug zu lernen, woraufhin Leonhard nur frech lachte. Sein Onkel warf wütend eine Rübe nach ihm. Nach diesem Erlebnis lernte Leonhard fleißig bis er später Erzbischof und Landesfürst von Salzburg wurde. Aus Dankbarkeit nahm er die Rübe in sein Wappen auf.
Im ebenso essbaren Blattgrün stecken zudem besonders viel Vitamin C und Carotinoide sowie Vitamin E. Diese stärken das Immunsystem und wirken zellprotektiv – und schützen dadurch beispielsweise vor Krebs und Entzündungen. Daher sollte man die Blattstiele unbedingt mitverarbeiten.
Der Reichtum an Ballaststoffen reguliert die Verdauung und sorgt für ein anhaltendes Sättigungsgefühl. Das kann die Kalorienaufnahme reduzieren. Die Mairübe stärkt auch das Darmmikrobiom und die Darmgesundheit insgesamt. Der niedrige glykämische Index macht das Rübchen zudem zu einer guten Lebensmittelwahl für Patienten mit Diabetes und Prädiabetes und alle, die ihren Blutzuckerspiegel konstant halten möchten.
Mairübchen eignen sich sowohl roh geraspelt als Salat oder in feinen Scheiben als Carpaccio mit einer erfrischenden Vinaigrette. Hier macht es sich gut, weiße und violett-farbige Rüben zu kombinieren, damit auch das Auge mitisst. Auch gedünstet oder in der Pfanne kurz gebraten machen sich Navetten gut als Beilage in vegetarischen und veganen Gerichten – oder zu Schmorgerichten. Unter Hitze reduziert sich der Gehalt an Senfölen, wodurch sie milder werden. In Aufläufe, Risottos, Currys und (Creme-)Suppen bringen sie ein feines Aroma und erhöhen dabei auch noch die Nährstoffdichte. Wer gerne vegane Gerichte ausprobiert, kann die Mairübchen mal als Gemüseschnitzel beispielsweise mit Pankokruste ausprobieren.
Die Blätter lassen sich roh als Salat, kleingehakt als Suppenzutat oder gegart wie Spinat oder Mangold verarbeiten. Als traditionelles Stielmus (beziehungsweise Rübstiel) schmeckt die Vitaminbombe ebenso prima.
Die Rübchen können eine knappe Woche im Kühlschrank frisch gehalten werden. Die Blätter sollten jedoch möglichst zeitnah zum Einsatz kommen, da sie schnell welken. Beim rohen Verzehr der Rübe sollte die faserige Schale zuvor entfernt werden.
Mairübchen lassen sich gut als Carpaccio verarbeiten. Als Kombinationspartner eignen sich Äpfel oder Radieschen. / Foto: Adobe Stock/Yann PERRIER
Zubereitung (für etwa 2 Personen):
Vier Mairübchen waschen, dünn schälen und in sehr feine Scheiben schneiden. Einen mittelgroßen, knackiger Apfel ebenfalls abwaschen und in hauchdünne Scheiben schneiden. Beide nun dachziegel- beziehungsweise fächerartig auf einem Teller anrichten. Ein bis zwei Stängel Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden und darüber verteilen. Nun eine Ziegenfrischkäserolle (150 g) in Scheiben schneiden (beliebig dick), auf dem Teller verteilen und alles schon einmal leicht mit Kräutersalz und grobem Pfeffer würzen.
Nun die Vinaigrette aus drei Esslöffeln Pflanzenöl (zum Beispiel Olivenöl, Walnussöl), einem Esslöffel Essig (zum Beispiel Balsamico bianco, Apfelessig, Zitronensaft), einem Esslöffel Senf und einem Teelöffel Honig sowie Salz und Pfeffer mixen und auf dem Carpaccio verteilen. Vor dem Servieren kann man das Ganze noch mit ein paar essbaren Blüten oder Kresse dekorieren. Guten Appetit!
Tipp: Statt Äpfel passen auch Radieschen gut als Kombinationspartner!