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Verhütung

Minipille ohne Rezept?

Reine Gestagen-haltige Minipillen gelten als nebenwirkungsärmer als herkömmliche orale Kontrazeptiva. Ist die Entbindung aus der Rezeptpflicht eine Möglichkeit, den Zugang zu Verhütungsmitteln zu verbessern?
AutorKontaktElke Wolf
Datum 21.06.2023  08:15 Uhr

In Großbritannien dürfen seit einem Jahr in Apotheken Gestagen-haltige Monopräparate ohne Verordnung abgegeben werden. Damit ist das Königreich das erste westliche Land, in dem eine „Antibabypille“ ohne Rezept erhältlich ist. Voraussetzung ist allerdings eine pharmazeutische Beratung in der Apotheke. Das französische Unternehmen HRA Pharma hat dazu Hana™ Filmtabletten, welche nur das Gestagen Desogestrel 75 µg enthalten, auf den Markt gebracht. Diese niedrig dosierten rein Gestagen-haltigen und damit Estrogen-freien Kontrazeptiva sind auch unter der Bezeichnung »Minipille« bekannt.

Auch für den US-Markt strebt das Unternehmen an, eine rezeptfreie Minipille auf den Markt zu bringen; für das Gestagen-Monopräparat Opill® läuft bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA ein entsprechender Antrag. Die endgültige Entscheidung steht zwar noch aus, doch hat sich ein beratendes Gremium der FDA Mitte Mai für den OTC-Switch von Opill® ausgesprochen. »Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig, dass ein rezeptfreier Zugang zu Verhütungsmitteln ohne Altersbeschränkung sicher möglich ist. Der Vorteil im OTC-Switch liegt im besseren Zugang zu Verhütungsmitteln«, heißt es in der Begründung - vor dem Hintergrund des laufenden Rechtsstreits um die Abtreibungspille Mifepriston in den USA und hohen Abtreibungsraten ein wichtiges Argument.

Derzeit fallen in den USA wie in Deutschland alle hormonhaltigen Kontrazeptiva unter die Verschreibungspflicht. Opill wäre somit die erste nicht verschreibungspflichtige Alternative für den US-Markt. Das Präparat enthält das Gestagen Norgestrel 75 µg, ein Racemat aus Levonorgestrel und Dextronorgestrel.

RX versorgungshemmend 

Einen OTC-Switch für Desogestrel-haltige Minipillen hält HRA Pharma auch für Deutschland grundsätzlich für einen guten Ansatz. »Desogestrel weist bei einem guten Sicherheitsprofil im Vergleich zu östrogenhaltigen Kontrazeptiva nur wenige Kontraindikationen auf. Darüber hinaus bedarf es laut Weltgesundheitsbehörde WHO und etwa der englischen Zulassungsbehörde keiner gynäkologischen Untersuchung vor Beginn der Einnahme reiner Gestagen-haltigen Minipillen«, sagte Larissa Kremer bei einer digitalen Pressekonferenz des Unternehmens. Deshalb sehe sie keinen Grund, warum nicht auch in Deutschland und anderen Ländern über eine Entlassung von Desogestrel aus der Verschreibungspflicht nachgedacht werden sollte.

Eine aktuelle Studie im European Journal of Contraception & Reproductive Health Care habe etwa ergeben, dass ein erheblicher Teil der Frauen in Deutschland, Italien und Spanien Schwierigkeiten hat, die Verhütungspille zu bekommen. Die Mehrheit der Apotheker in Deutschland würden jedenfalls einer Entlassung aus der Rezeptpflicht positiv gegenüberstehen, wenn sie dazu speziell geschult würden, stellte Kremer Umfrageergebnisse ihres Unternehmens vor. Apothekenteams seien gut geübt in dieser Art von Gesprächen, da sie sie bereits bei Nachfragen zur Notfall-Kontrazeption, also der »Pille danach« ausführen, so Kremer.

Beratungsrelevant

Für die orale Kontrazeption nur per Gestagen ist die exakte Einhaltung des Einnahmezeitpunkts wichtig. Denn die verhütende Wirkung des Gestagens beruht vor allem auf der Viskositätserhöhung des Zervixschleims. Nur bei etwa einem Drittel der Frauen wird auch die Ovulation gehemmt. Wird zum Beispiel eine Minipille mit Levonorgestrel drei Stunden später als gewöhnlich eingenommen, besteht kein sicherer Empfängnisschutz mehr. Desogestrel erlaubt hingegen ein größeres Zeitfenster bei der Einnahme. Verzögerungen bis zu 12 Stunden sind möglich. Reine Gestagen-Präparate werden kontinuierlich eingenommen, die Einnahmepause, die die Entzugsblutung initiiert, entfällt dadurch.  

Zur Verunsicherung der Anwenderin dürfte beitragen, dass im Laufe der Anwendung die Blutungen weniger stark ausfallen können und ihre Regelmäßigkeit abnimmt. Nach Beendigung der Verhütung kann es eine Weile dauern, bis sich der normale Zyklus wieder einstellt. Im Gegensatz dazu sind auch intensivere Blutungen beschrieben.

Was das venöse Thromboserisiko der Minipillen anbelangt, wird es allgemein als niedriger erachtet als das der kombinierten Gestagen/Estrogen-haltigen Pillen. Dies kann beispielsweise für Frauen von Bedeutung sein, die aufgrund familiärer Belastung oder Zusatzerkrankungen ein hohes Risiko für Thrombosen haben. Wie hoch das Risiko von Desogestrel allerdings im Vergleich zu Levonorgestrel-haltigen Minipillen ist, kann noch nicht sicher abgeschätzt werden. Zudem können reine Gestagen-Pillen auch in der Stillzeit angewendet werden. Die kombinierten oralen Kontrazeptiva sind während dieser Zeit hingegen tabu.

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