Mit Berührung heilen |
Barbara Döring |
05.06.2024 10:00 Uhr |
Körperliche Nähe wirkt positiv auf das Wohlbefinden von Menschen. / Foto: Adobe Stock/olly
Zwischenmenschliche Berührungen haben das Potenzial zum therapeutischen Instrument in verschiedenen medizinischen Fachgebieten, sagt Professor Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, Seniorprofessor für Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB). Er ist Mitautor eines im Fachmagazin »Grenzen der Psychiatrie« veröffentlichten Beitrags, in dem sich Experten für eine neue Fachrichtung »Berührungsmedizin« aussprechen.
Berührungen seien ein sensorisches Erlebnis, das soziale Bindungen und das Wohlbefinden steigert. Dabei würden über die Aktivierung spezieller dünner Nervenfasern in der Haut chemische Reaktionen ausgelöst, die positive Effekte auf das Wohlbefinden haben, zum Beispiel die Ausschüttung des »Kuschelhormons« Oxytocin. Studien haben schmerzlindernde, angstlösende und antidepressive Effekte von Berührungen belegt.
Davon könnten verschiedene Fachrichtungen profitieren, zum Beispiel bei der Behandlung Frühgeborener, in der Schmerztherapie, Geriatrie und Pflege. Bislang würden berührungsbasierte Therapien jedoch nur begrenzt in der klinischen Praxis berücksichtigt, so die Autoren. Bis sich eine Berührungsmedizin etabliert hat, kann es zumindest nicht schaden, sich ab und zu eine Massage zu gönnen oder einen lieben Menschen in den Arm zu nehmen.