Mit der PTA-Patenschaft gegen Nachwuchsmangel |
Katja Egermeier |
28.09.2023 14:30 Uhr |
Auf der Website www.pta-patenschaft.de finden sich neben der Möglichkeit einer Schnellbewerbung viele praktische Tipps für die Bewerber – von der Kleidung bis zum Verhalten im Vorstellungsgespräch. / Foto: Neustockimages
Im Rahmen einer solchen Patenschaft betreuen Apotheken eine PTA-Schülerin oder einen PTA-Schüler schon während der zweijährigen überwiegend schulischen Ausbildung. Diese dürfen auf diese Weise von Anfang an einige Stunden pro Woche in der Apotheke mitarbeiten.
Die Gründe für dieses neue und ungewöhnliche Projekt: Die PTA-Schülerzahlen sind in den letzten Jahren um 25 Prozent gesunken. Barisch, die sich intensiv im Bereich der Aus- und Fortbildung von PTA sowie bei der Weiterentwicklung des PTA-Berufs engagiert, merke das selbst deutlich an den Bewerberzahlen bei den PTA-Schulen. »Früher hatten wir einen wahnsinnigen Bewerberüberschuss, inzwischen ist es so, dass wir die Klassen gerade so voll kriegen mit allen Bewerbern, die sich anbieten – egal, ob diese von den Noten her nun überhaupt für die Ausbildung geeignet sind.«
Die Gründe für die sinkenden Bewerberzahlen lägen klar auf der Hand:
Mit seinem Patenschaftsprojekt hat der LAV Baden-Württemberg genau diese Gründe, die für viele junge Menschen gegen eine Ausbildung zur PTA sprechen, ins Positive umgekehrt: Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Chance auf eine Vergütung durch die Apotheke, sie erfahren durch die regelmäßige Tätigkeit in der Apotheke frühzeitig Berufspraxis, die Suche nach einem Praktikumsplatz wird durch die Website www.pta-patenschaft.de erheblich erleichtert, Sprachbarrieren werden durch regelmäßiges Üben der Sprache und der Fachbegriffe in der Apotheke überwunden und schließlich – und das ist Barisch ein ganz besonderes Anliegen – werden die Schüler durch den Einblick in die spätere Berufspraxis motiviert und bei der Stange gehalten. »Wir haben ganz viele Schüler, die fragen sich ›Warum machen wir das eigentlich?‹, waren im ersten Halbjahr aber noch nie in der Apotheke und wissen gar nicht, wie toll dieser Beruf eigentlich ist.«
Die Vorteile beträfen nicht nur die Schüler, sondern das Projekt helfe auch den Apotheken und den PTA-Schulen, so Barisch weiter: Die Schule erhält auf diese Weise ein Zusatzangebot, die Ausbildung wird attraktiver, die Hürden, den Beruf zu wählen werden gesenkt und der Praxisbezug im Unterricht gesteigert. Die Apotheken gewinnen hoffentlich zukünftige motivierte Mitarbeiter und selbst die jetzigen Mitarbeiter erhalten die Chance auf »Lernen durch Lehren«.
Wichtig sei, so Barisch, dass es sich dabei nicht um ein duales System handelt. Die Mitarbeit ist freiwillig für alle Beteiligten – für die Schüler, die Schulen und die Apotheken. Daher müsse der Arbeitsvertrag auch unabhängig sein und nicht an die Pflichtpraktika gekoppelt, die PTA-Schülerinnen und -Schüler ohnehin absolvieren müssen. Diese müssen zudem den Mindestlohn erhalten. Hinsichtlich des zeitlichen Rahmens sei ein Nachmittag pro Woche, also 4 bis 5 Stunden, am sinnvollsten. Eine zeitliche Überforderung sollte in jedem Fall vermieden werden, vor allem in Prüfungszeiten. Hier sei eine flexible Gestaltung – in Prüfungszeiten weniger, dafür in den Ferien etwas mehr – wünschenswert.
Insgesamt seien die Hürden für eine Teilnahme an einer Patenschaft für beide Seiten – Apotheken wie PTA-Schülerinnen und -Schüler – sehr gering, so Barisch. Letztere fänden beispielsweise auf www.pta-patenschaft.de alle teilnehmenden Apotheken nach Postleitzahl aufgelistet und könnten dort eine Schnellbewerbung über die Website absetzen.
Seit Beginn des Projekts Mitte 2023 haben sich bereits 240 Apotheken für das Projekt gemeldet sowie 16 von insgesamt 21 PTA-Schulen. Teilnehmen können auch grenznahe Apotheken aus anderen Bundesländern, also Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.