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Die wichtigsten Fragen und Antworten

MMR-Impfung und Autismus?

Mancher Mythos hält sich tapfer – auch wenn wirklich nichts dahinter steckt. So auch der, Impfungen im Kindesalter lösten Autismus aus. Der Irrglaube kann für betroffene Kinder fatale Folgen haben.
AutorKontaktIsabel Weinert
Datum 30.10.2025  12:00 Uhr

Was genau besagt dieser Mythos?

Dieser Mythos besagt, dass die Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR) Autismus auslösen kann, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in »Impfmythen: Falschinformationen wirksam aufklären«. Die beiden MMR-Impfungen werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Alter von elf Monaten und dann mit einem Mindestabstand von vier Wochen und am besten im Alter von 15 Monaten empfohlen. Kommen Babys bereits vor dem 11. Lebensmonat in eine Einrichtung, dann kann die erste Impfung auch früher erfolgen (ab dem neunten Lebensmonat). 

Wie ist der Mythos entstanden?

Diese Falschaussage, die unzählige Eltern verunsicherte, entstand aus vollständig unmoralischen Gründen Mitte der 90er-Jahre in Großbritannien. Sie mündete tatsächlich in einer Lancet-Veröffentlichung. Sechs Jahre später distanzierten sich elf der 13 Studienautoren sowie der verantwortliche Redakteur bei Lancet von der Veröffentlichung. Laut Nachforschungen der »Sunday Times« geriet der MMR-Impfstoff nur durch wissenschaftliches Fehlverhalten, kombiniert mit persönlicher Bereicherung in Misskredit.

Die Folgen waren dramatisch, denn die Impfraten sanken vorübergehend auf einen historisch niedrigen Stand. Und das, obgleich eindeutig belegt ist, dass eine Maserninfektion häufig Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen und Durchfall mit sich bringen und – viel schwerwiegender – in einem von 1000 Fällen eine Gehirnentzündung sowie in sehr seltenen Fällen eine tödliche Spätfolge, die subakute sklerosierende Panenzephalitis, und zudem lang anhaltend das Immunsystem schwächt. Erkrankt eine schwangere Frau, gefährdet das das Ungeborene lebensbedrohlich. Dass der Nutzen der Impfung die Risiken überwiegt, ist klar belegt.

Warum hält sich der Mythos trotzdem in Teilen bis heute und wird immer wieder befeuert?

Obwohl in vielen groß angelegten und internationalen Studien gezeigt wurde, dass Autismus bei Kindern mit und ohne MMR-Impfung in der gleichen Häufigkeit auftritt, schenken einige Eltern dem MMR-Autismus-Mythos immer noch Glauben und lassen ihr Kind deshalb nicht impfen. Dafür gibt es keinerlei Grund. Das RKI konstatiert: »Die Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln kann als mögliche Ursache von Autismus ausgeschlossen werden«. Zur Verunsicherung tragen ausgewiesene Impfgegner bei, deren Ansichten und Verschwörungstheorien auch über die sozialen Medien weite Verbreitung finden und bei ängstlichen, weniger gut informierten Eltern auf fruchtbaren Boden fallen.

Welche Folgen hat der Irrglaube?

Sowohl in den USA als auch in Europa steigen die Zahlen der Maserninfektionen an. Von 301 bestätigten Masernfällen in diesem Jahr bis zum 13. März in den USA sind zwei Patienten verstorben, berichtet Dingermann. 95 Prozent der Erkrankten seien nicht geimpft oder ihr Impfstatus nicht bekannt gewesen, so die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Auch in Europa, und hier vor allem in Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Rumänien, liegen die Durchimpfungsraten niedrig und die Infektionszahlen hoch.

Dingermann schreibt, dass Eltern oft unterschätzen, dass es sich bei einer Maserninfektion um eine schwere Erkrankung handelt. In Zahlen ausgedrückt müssen von 10.000 infizierten Kindern 2000 stationär ins Krankenhaus, bei 1000 kann eine infektionsbedingte Mittelohrentzündung in einer Ertaubung münden, bei 500 entzündet sich die Lunge, zehn Kinder erleiden eine Hirnentzündung oder Hirnschwellung, so die Angaben für die USA. In Europa wird etwa die Hälfte der Kinder stationär behandelt.

Eine unterschätzte, weil so gut wie nicht bekannte schädliche Wirkung einer Maserninfektion sei eine Immunamnesie. Dingermann schreibt dazu in der »Pharmazeutischen Zeitung«: »Durch die Infektion verliert das Immunsystem Teile seiner Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen, gegen die ein Patient zuvor immun war«. Der wissenschaftliche Hintergund: Über bestimmte Rezeptoren gelangt der Erreger unter anderem in Zellen, die dazu beitragen, das Immunsystem zu regulieren. Die Infektion dieser Zellen hat eine Immunsuppression zur Folge, die bis zu drei Jahre lang anhalten kann. Das mache wahrscheinlich, so Dingermann, dass die Masernsterblichkeit noch weit höher liege, eben durch die Folgen auf die Immunabwehr, durch die sich die Menschen deutlich einfacher weitere Infektionen zuziehen.  

Wie entsteht Autismus?

Ganz wesentlichen Anteil an einer sogenannten Autismus-Spektrum-Störung tragen die Gene. Wissenschaftler gehen von 70 bis 80 Prozent aus. Darüber hinaus scheint das Alter des Vaters eine Rolle zu spielen, womöglich auch der Mutter. Je älter, desto eher könnten epigenetische Veränderungen oder Neumutationen das kindliche Gehirn beeinflussen. Belegt ist außerdem eine Rötelninfektion in der Schwangerschaft als Risikofaktor, schreiben die »neurologen-und-psychiater-im-netz«.

Eine sehr frühe Frühgeburt wie auch ein Diabetes der Mutter, eine damit verbundene Hypoglykämie des Kindes nach der Geburt sowie Lungenfunktionsprobleme zeitgerecht geborener Kinder scheinen Autismus ebenfalls zu begünstigen. An Medikamenten, die die Mutter in der Schwangerschaft eingenommen hat, stehen SSRI zumindest unter Verdacht, Valproat-Einnahme war in klinischen Studien mit mehr Autismus-Spektrum-Störungen bei den Kindern assoziiert. 

Wie können PTA pro Impfung argumentieren?

PTA spielen bei der Impfaufklärung eine wichtige Rolle. Ja, es gibt diejenigen Eltern, an die man in dieser Hinsicht überhaupt nicht herankommt, egal, wie sehr man sich bemüht. Aber es gibt auch jene, die einfach nur unsicher sind und dankbar für Aufklärung. Welche Argumente Eltern sinnvoll informieren, erläuterte jüngst in der »Ärztezeitung« das ehemalige STIKO-Mitglied Dr. med. Martin Terhardt. Er bezieht sich zwar auf die HPV-Impfung, Grundsätze in der Kommunikation sind aber durchaus übertragbar. Zunächst können PTA die MMR-Impfung als medizinischen Standard darstellen, was ja auch zutrifft. Es geht also bei dieser Impfung nicht um eine von mehreren Möglichkeiten, sondern um eine medizinische Notwendigkeit, die wissenschaftlich eindeutig belegt ist.

Dabei können PTA, die selbst Kinder haben, gegenüber Eltern hinter dem HV auch berichten, dass ihre Kinder die Impfung natürlich auch erhalten haben. Laut Terhardt spielt das empathische Zuhören eine große Rolle. Das heißt, PTA nehmen die Bedenken und Ängste der Eltern ernst, versuchen sie nicht mit Fakten zu überreden, sondern zeigen, dass sie sich mit dem Thema auch schon beschäftigt haben und schlagen vor, die Befürchtungen gemeinsam durchzugehen.

Außerdem gehört zu einem solchen Gespräch, den Nutzen der Impfung gegenüber den oben bereits beschriebenen Risiken herauszustellen und offen und sachlich auch über mögliche Impfnebenwirkungen zu sprechen. Wichtig ist, keinen moralischen Druck auszuüben und auch keinen Zeitdruck. Eltern dürfen sich das Gespräch in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und sprechen selbstverständlich am besten auch mit dem Kinderarzt darüber. Entscheiden sie sich dafür, ihr Kind impfen zu lassen, können PTA das positiv bewerten, ohne die Eltern wie von oben herab zu loben. Auf Augenhöhe agieren ist aber ohnehin selbstverständlich. 

Was sagen PTA, wenn Eltern Symptome nach der Impfung, die keinesfalls von dieser kommen können, der Impfung zuschreiben?

Hier hilft es, zuzugestehen, dass es zwischen Himmel und Erde natürlich immer mehr Dinge gibt, als sich wissenschaftlich abbilden lassen und dass also grundsätzlich natürlich nichts ausgeschlossen sei. Dass es jedoch höchst unwahrscheinlich sei, dass das Symptom X oder Y mit der Impfung im Zusammenhang stünde, weil aus vielen Jahrzehnten mögliche Nebenwirkungen der MMR-Impfung systemstisch erfasst und dokumentiert wurden und man auf diese Weise mit großer Sicherheit Aussagen darüber treffen könne.

Vielen Menschen ist auch der Unterschied zwischen einem Kausalzusammenhang und einer Korrelation nicht bewusst. Sie sehen einen Sachverhalt als direkte Folge eines anderen Sachverhalts, obgleich häufig gerade auch in den Grauzonen der Laienmedizin kein Kausalzusammenhang besteht, sondern lediglich eine Korrelation, also ein zufälliger zeitlicher Zusammenfall zweier Ereignisse.  

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