Mundheilpaste mit Prednisolonacetat |
Bei der Herstellung der gewünschten Paste hält die PTA Rücksprache mit der Zahnarztpraxis. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Dontisolon® D Mundheilpaste wird in der Zahnheilkunde eingesetzt, um Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündungen zu bekämpfen. Sie enthält das Glucocorticoid Prednisolonacetat als Wirkstoff. Ein Gramm Paste enthält 5,58 mg Prednisolonacetat. Die Paste wird mit einem mit Wasser angefeuchtetem Wattebausch oder -träger oder einem feuchten Finger aufgetragen.
Prednisolonacetat ist ein schwach wirksames Glucocorticoid. Laut Rezepturhinweis »Prednisolon« von der Webseite des DAC/NRF sind Prednisolon und Prednisolonacetat bei topischer Anwendung ungefähr gleich wirkstark. Auch wenn die Schleimhaut anders beschaffen ist als die Haut, gilt das vermutlich auch für eine Anwendung auf der Schleimhaut. Sollte Prednisolonacetat also aus irgendeinem Grund nicht in Frage kommen, könnte Gabi prüfen, ob Prednisolon als Alternative eingesetzt werden kann. Die Paste soll kurzzeitig angewendet und kleinflächig aufgetragen werden.
Der Rezepturhinweis enthält auch Angaben zur Stabilität. Verschiedene Faktoren wie das Vorliegen von Katalysatoren, die Temperatur, das pH-Milieu und das Vorliegen des Wirkstoffs in gelöster Form beeinflussen die Stabilität. Untersuchungen mit verschiedenen pH-Werten sind widersprüchlich, doch scheint das pH-Optimum im schwach sauren Bereich zu liegen. Prednisolonacetat ist unter bestimmten Bedingungen stabiler als Prednisolon.
Als nächstes sucht Gabi die Fachinformation des Fertigarzneimittels heraus. Dort wird beschrieben, dass die Paste leicht auf der Mundschleimhaut zu verteilen ist und dort haftet. Die neben dem Wirkstoff verwendeten Inhaltsstoffe der Mundheilpaste helfen Gabi nur bedingt weiter. Guar und Hydroxyethylcellulose dürften zum Andicken und als Gelbildner enthalten sein. Glycerol erhöht ebenfalls die Viskosität und wirkt als Feuchthaltemittel. Inwieweit es die Löslichkeit des Prednisolonacetats beeinflusst, ist schwer zu sagen. Milchsäure beeinflusst den pH-Wert der Paste. Vermutlich ist es wegen des Stabilitätsmaximums von Prednisolonacetat in schwach saurem Milieu enthalten.
Chlorhexidindigluconat wirkt antimikrobiell und wird häufig in Mundspüllösungen eingesetzt. Neben dem Digluconat werden weitere Salze beschrieben: Chlorhexidindiacetat und -dihydrochlorid. Die Wasserlöslichkeit unterscheidet sich. Das Digluconat ist sehr leicht löslich in Wasser. Das Diacetat löst sich bis zu einer Konzentration von etwa 1,9 Prozent, das Dihydrochlorid nur bis zu circa 0,06 Prozent.
Mit diesen Informationen »bewaffnet«, sucht Gabi nach einer Grundlage, in die das Corticoid eingearbeitet werden könnte. Bei den standardisierten Rezepturvorschriften des DAC/NRF findet sie in Kapitel 7: »Mund- und Rachentherapeutika« mehrere Haftpasten. Es gibt sogar Vorschriften für Haftpasten mit Corticoiden: »Triamcinolonacetonid-Haftpaste 0,1 % (NRF 7.10.)« und »Betamethasonvalerat-Haftpaste 0,1 % (NRF 7.11.)«. Beide Pasten verwenden die Stammzubereitung »Hypromellose-Haftpaste 40 % (NRF S.42.)« als Grundlage.
Die »Hypromellose-Haftpaste 40 % (NRF S.42.)« besteht aus dem Gelbildner Hypromellose und Hydrophoben Basisgel DAC. Es wird also ein hydrophiler Gelbildner in ein hydrophobes Paraffingel eingearbeitet. Die Partikel des Gelbildners sind nicht sehr fein gepulvert. Die Konsistenz kann aus diesem Grund marzipanähnlich mit unebener Oberfläche sein, was nicht am eingearbeiteten Wirkstoff, sondern an den Partikeln des Gelbildners liegt. Gabi macht sich eine Notiz, dass sie diese Information an die Zahnärztin und später gegebenenfalls an die Kunden weitergibt.
Wird die Paste auf die Schleimhaut aufgebracht, nimmt der hydrophile Gelbildner die Feuchtigkeit unter Quellung auf. Dadurch haftet die Paste gut auf der Mundschleimhaut. Die hydrophobe Matrix verhindert ein zu starkes Quellen, sodass die Paste länger im Mund verbleibt. Das Gel ist geschmacksneutral. Es sollte leicht möglich sein, in Anlehnung an die Rezepturvorschriften NRF 7.10. und NRF 7.11. Prednisolonacetat in der Grundlage zu dispergieren. Die pH-abhängige Stabilität des Wirkstoffs ist in diesem Fall nicht relevant, weil die Grundlage wasserfrei ist. Milchsäure wie im Fertigarzneimittel muss also nicht hinzugefügt werden.
Eine ortsansässige Zahnärztin fragt, ob die Apotheke einen Ersatz für Dontisolon® D Mundheilpaste herstellen kann.
Bezüglich der Einarbeitung von Chlorhexidindigluconat-Lösung schaut Gabi bei der Stammzubereitung im DAC/NRF nach den Eigenschaften der Paste. Wie erwartet, können keine wässrigen Flüssigkeiten in die Paste eingearbeitet werden. Gabi hatte schon erwartet, dass das Gel in so einem Fall eher in der Fantaschale als im Mund haften würde. Stattdessen könnte man ungelöstes Chlorhexidindiacetat mit umgerechneter Konzentration dispergieren.
Die Anwendung von Dontisolon® D Mundheilpaste erfolgt wie erwähnt mit angefeuchteter Watte oder feuchtem Finger. Bei Anwendung der Haftpaste dürfte diese Vorgehensweise dazu führen, dass die Paste an der Watte oder dem Finger kleben bleibt. Eine kurze Nachforschung ergibt, dass die Haftpaste mit einem Fingerling oder einem Spatel aufgebracht werden soll. Gabi notiert auch dies, um es gegebenenfalls an die Zahnärztin weiterzugeben.
Gabi bespricht ihr Ergebnis mit der diensthabenden Apothekerin und telefoniert anschließend mit der Zahnärztin. Der Ärztin ist das Chlorhexidin nicht so wichtig und sie teilt Gabi mit, dass sie dafür wie bisher eine Spülung empfehlen wird. Sie bereitet Gabi schon einmal darauf vor, dass sie vermutlich in Zukunft Verschreibungen der Paste ausstellen wird und bittet darum, informiert zu werden, wenn das Fertigarzneimittel wieder lieferbar ist.
Prednisolonacetat 55,8 mg
Hypromellose-Haftpaste 40% zu 10 g
einen kurzen Salbenstrang 3x täglich nach den Mahlzeiten mit einem Fingerling auf die entzündeten Stellen auftragen