Muskelaufbau mit Nebenwirkungen |
Weiterhin sind SARM kein harmloser Trainings-Booster. Die US-Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration warnte im April 2023 die Verbraucher. Laut der US-Behörde würden Beiträge auf Social-Media-Plattformen, die sich an Jugendliche und junge Erwachsene richteten, das Interesse an SARM wecken. Sie würden dort als Mittel beworben werden, um schnell und einfach das körperliche Erscheinungsbild zu verbessern, Muskelmasse aufzubauen oder die sportliche Leistung zu steigern. Berichte von unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Einnahme zeigten jedoch, dass SARM nicht harmlos seien.
Die tatsächliche Zahl der Verbraucher, die von unerwünschten Ereignissen betroffen sei, hält die FDA für höher, da zu wenige Meldungen vorlägen. Möglicherweise zögerten Verbraucher, Nebenwirkungen zu melden, weil es sich um nicht zugelassene Arzneimittel handle. Einige wüssten vielleicht auch nicht, dass sie unerwünschte Ereignisse melden könnten. Anwender könnten auch unsicher sein, ob ihre Symptome tatsächlich durch das Produkt verursacht würden.
Zu den schweren oder lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen in Verbindung mit SARM zählen laut dem FDA-Beitrag ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall, Psychosen/Halluzinationen, Schlafstörungen, sexuelle Dysfunktion, Leberschäden und akutes Leberversagen, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und Hodenschrumpfung. Zu beachten ist, dass bislang nichts über Langzeitnebenwirkungen bekannt ist. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) griff in seinem Bulletin zur Arzneimittelsicherheit vom März 2023 das Thema SARM auf. Es warnte vor der Einnahme im Zusammenhang mit der ansteigenden Rate an Depressionen.
Neben dem Risiko für die körperliche Gesundheit setzen sich SARM-Konsumenten auch der Gefahr aus, in Konflikt mit dem geltenden Gesetz zu geraten. Laut dem Paragrafen 2 des Gesetzes gegen Doping im Sport (Anti-Doping-Gesetz – AntiDopG) ist es verboten, ein Dopingmittel in nicht geringer Menge zum Zwecke des Dopings beim Menschen im Sport zu erwerben, zu besitzen oder einzuführen. Konsumenten müssen also stets die Menge ihres Mittels im Auge behalten. Bei den namentlich genannten SARM Andarin (S-4), Ligandrol (LGD-4033, VK 5211), Ostarin, synonym Enobosarm (S-22, MK-2866), RAD-140, synonym Testolon, S-23 und YK-11 gelten laut der Verordnung zur Festlegung der nicht geringen Menge von Dopingmitteln (Dopingmittel-Mengen-Verordnung - DmMV) als nicht geringe Menge 540 mg.
Eine stete Gefahr insbesondere bei illegalen NEM sind Verunreinigungen und Beimischungen. 2017 haben US-amerikanische Wissenschaftler die Inhaltsstoffen von NEM und anderen Produkten untersucht, die über das Internet verkauft und als SARM beworben werden. Ihre Analyse von 44 Produkten ergab, dass nur 52 Prozent SARM enthielten und weitere 39 Prozent ein anderes nicht zugelassenes Arzneimittel. In 25 Prozent der Produkte fanden sie Substanzen, die nicht auf dem Etikett aufgeführt waren, 9 Prozent waren frei von Wirkstoffen und bei 59 Prozent wichen die tatsächlichen Substanzmengen von den Angaben auf dem Etikett ab. Der Konsum von SARM ist somit ein Spiel mit der eigenen Gesundheit. Vor diesem Risiko kann das Apothekenteam nur warnen. Wer unbedingt Substanzen einnehmen möchte, um mehr Muskeln zu bekommen oder die sportliche Leistung zu verbessern, sollte legale Wege suchen und die Anwendung in einem vertraulichen Gespräch mit dem Arzt besprechen.