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Wahr oder falsch?

Mythen zur Lungenentzündung

Von Symptomen ähnlich eines grippalen Infekts bis hin zu lebensbedrohlichen Verläufen – eine Lungenentzündung kann sich ganz unterschiedlich äußern. Dementsprechend hartnäckig halten sich einige Mythen rund um die Pneumonie. Welche sind wahr, welche falsch? PTA-Forum fasst zusammen.
AutorKontaktVerena Schmidt
Datum 23.01.2025  08:30 Uhr

Eine Lungenentzündung wird häufig erst spät erkannt.

Das kann der Fall sein, denn die Symptome einer Pneumonie sind recht unspezifisch. Es können etwa ein starker Husten (auch mit Auswurf), Luftnot, hohes Fieber, Atemnot und Abgeschlagenheit auftreten – meist geht es den Betroffenen ziemlich schnell sehr schlecht. Manche Patienten haben aber auch kein oder nur leichtes Fieber. Bei Kindern und älteren Menschen können die Beschwerden jedoch auch recht untypisch sein und äußern sich etwa in Durchfall, Bauchschmerzen oder Bewusstseinsstörungen. Aufgrund der Vielfalt an möglichen Symptomen in unterschiedlicher Ausprägung besteht die Gefahr, dass die Lungenentzündung nicht erkannt und verschleppt wird.

Nur ältere Menschen und Säuglinge bekommen eine Lungenentzündung.

Prinzipiell kann jeder an einer Lungenentzündung erkranken. Über 60-Jährige und Säuglinge zählen aber zu den Personen, die besonders gefährdet sind, ebenso wie Patienten mit einer chronischen Herz- oder Lungenerkrankung, Diabetes oder schweren neurologischen Erkrankungen, Raucher sowie Menschen, deren Immunsystem durch Krankheiten oder Medikamente geschwächt ist.

Bei bettlägerigen Personen mit Bewusstseinsstörungen oder Problemen beim Schlucken besteht die Gefahr einer Aspirationspneumonie. Das heißt, bei ihnen können leicht Keime aus dem Mund- und Rachenraum, Speisereste oder Mageninhalt in die Atemwege gelangen und dann zu einer Lungenentzündung führen.

Eine Lungenentzündung wird immer von Bakterien ausgelöst.

Tatsächlich sind es überwiegend Bakterien, die eine Pneumonie bedingen, bei ambulant erworbenen Pneumonien (CAP, community acquired pneumonia) sind meist Pneumokokken der Auslöser. Nosokomiale Pneumonien (HAP, hospital acquired pneumonia), die im Krankenhaus erworben werden, haben ein anderes Erregerspektrum. Dabei sind es oft Enterobakterien wie Pseudomonas aeruginosa, Klebsiellen oder Staphylokokken. Seltener entwickeln sich Lungenentzündungen auch durch Viren, Pilze oder das Einatmen von Fremdkörpern oder Chemikalien.

In diesem Herbst und Winter sind auch überdurchschnittlich viele Menschen von Lungenentzündungen durch Mycoplasmen-Infektionen betroffen. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren gibt es Experten zufolge einen Anstieg der Infektionen um das 10- bis 20-Fache. Mycoplasma pneumoniae ist ein parasitär lebendes Bakterium, das im Gegensatz zu anderen Bakterien keine Zellwände hat. Es kann daher nicht mit weit verbreiteten Antibiotika bekämpft werden. Mycoplasmen-Infektionen verlaufen allgemein mild, schwere Verläufe sind selten. Die meisten Menschen erholen sich ohne spezielle Therapie.

Eine Lungenentzündung endet häufig tödlich.

Schwere Lungenentzündungen sind in der Tat mit einer hohen Letalität verbunden. In Westeuropa ist es die häufigste zum Tod führende Infektion. Schätzungen zufolge treten in Deutschland pro Jahr mehr als 500.000 Pneumonien auf, rund 250.000 Patienten müssen im Krankenhaus behandelt werden und etwa 20.000 Menschen sterben an der Erkrankung beziehungsweise an deren Folgen.

Besonders nosokomiale Pneumonien sind gefährlich für die – oft bereits immungeschwächten – Patienten. Ihre Behandlung ist komplizierter, da die im Krankenhaus verbreiteten Keime mitunter gegen gängige Antibiotika resistent sind.

Eine Lungenentzündung kann der Arzt sofort bei der Untersuchung feststellen.

Zwar geben die Anamnese und verschiedene Untersuchungen, besonders die Atemfrequenz und das Abhören mit dem Stethoskop, Hinweise darauf, dass eine Pneumonie vorliegen könnte. Für eine definitive Diagnose ist aber ein bildgebendes Verfahren, etwa eine Röntgenaufnahme, notwendig. So kann man die Ausbreitung und den genauen Ort der Infektion bestätigen. Im Blutbild können die Entzündungswerte erhöht sein, einen bestimmten Marker, über den sich eine Lungenentzündung eindeutig feststellen lässt, gibt es aber nicht.

Eine Lungenentzündung kann zu Hause auskuriert werden.

Viele Pneumonien verlaufen vor allem bei gesunden Erwachsenen ohne Vorerkrankungen nur leicht oder mittelschwer. Sie können ambulant behandelt werden. Wichtig dabei sind viel Ruhe und ausreichend Flüssigkeit. Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen können das Fieber senken, Expektoranzien und Antitussiva das Abhusten erleichtern beziehungsweise den Hustenreiz lindern.

Bei schwereren Verläufen oder bei Vorerkrankungen der Betroffenen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Dort kommen dann in der Regel Antibiotika zum Einsatz. Geht das Fieber nach zwei Tagen nicht zurück und bessern sich die Beschwerden nicht, muss die Therapie gegebenenfalls geändert werden. Kommt es zu einem relevanten Sauerstoffmangel, wird dem Patienten kontinuierlich Sauerstoff zugeführt, etwa über eine Nasenbrille. Bei schwersten Verläufen, die mit lebensbedrohlichen Komplikationen wie Kreislaufzusammenbruch, Lungen- oder Herzversagen oder einer Sepsis einhergehen können, kann eine maschinelle Beatmung auf der Intensivstation notwendig sein.

Eine Lungenentzündung kann erst medikamentös behandelt werden, wenn der Erreger genau bekannt ist.

Meist beginnt man sofort nach der Diagnose mit der Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums. Die klassische Lungenentzündung durch Pneumokokken wird meist mit Penicillin behandelt. Der bei Kindern verbreitete Erreger Haemophilus influenzae Typ b (Hib) kann mit Ampicillin oder Amoxicillin bekämpft werden. Wenn der Erreger im Labor bestimmt wurde, kann das bis dahin eingesetzte Antibiotikum falls erforderlich gegen ein gezielter wirkendes ausgetauscht werden.

Bei viralen Pneumonien sind die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Häufig erhalten die Patienten trotzdem eine antibakterielle Therapie, um eine zusätzliche Infektion mit Bakterien - eine Superinfektion - zu vermeiden. Bei einer Influenzainfektion kann auch der Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir innerhalb der ersten 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome gegeben werden, um Komplikationen wie einer Pneumonie vorzubeugen.

Präventiv kann man wenig tun.

Falsch! Eine wichtige Präventionsmaßnahme ist zunächst, nicht zu rauchen, da inhalierter Tabak die mukoziliäre Clearance beeinflusst. Zudem schwächt Rauchen das Immunsystem und kann langfristig das intakte Lungengewebe vermindern.

Weiterhin ist ein vollständiger Impfschutz gegen SARS-CoV-2, Influenza und Pneumokokken wichtig, da diese Erreger schwer verlaufende Pneumonien auslösen können. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfungen für Risikopatienten und Personen ab 60 Jahren, die Pneumokokken-Impfung außerdem für alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten.

Studien zeigen auch, dass die richtige Mundhygiene im Krankenhaus Lungenentzündungen vorbeugen kann. Laut einer chinesischen Studie kann die Anwendung von Chlorhexidin-haltigen Mundspüllösungen vor und nach einer Operation das Auftreten von Lungenentzündungen nach der OP verringern. Eine US-amerikanische Studie im Fachmagazin »JAMA Internal Medicine« hat außerdem gezeigt, dass tägliches Zähneputzen bei Patienten auf Intensivstationen das Risiko für im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen und damit auch die Sterblichkeit auf Intensivstationen herabsetzen kann.

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