Nasenballon senkt Zahl der Kopfschmerztage |
Isabel Weinert |
19.02.2025 14:00 Uhr |
Menschen mit Migräne sind während einer Attacke in der Regel nicht mehr fähig, ihren Alltag anzugehen. / © Getty Images/busra İspir
Neurologinnen und Neurologen an zehn Zentren in Deutschland und Finnland führten 144 Menschen mit Migräne einen kleinen, mit einem Ballon versehenen Katheter in ein Nasenloch ein, bliesen den Ballon auf und ließen ihn mit einer bestimmten Frequenz in der Nase vibrieren. Das Verfahren nennt sich »kinetische Oszillationsstimulation« (KOS). Mit Behandlungsbeginn beginnt die Nase zu laufen und der Tränenfluss wird gesteigert. Das zeigt eine Modulation des sogenannten trigemino-autonomen Reflexes an, an dem auch der Parasympathikus beteiligt ist. Dessen Anteil am Reflex ist laut Forschung ein Ansatzpunkt für die Therapie von Migräne. Die KOS kam einmal pro Woche jeweils zehn Minuten lang in jedem Nasenloch über einen Zeitraum von sechs Wochen zum Einsatz. Bei der Kontrollgruppe fand die Anwendung ebenfalls statt, aber ohne dass der Ballon vibrierte und außerdem übte er einen geringeren Druck aus als in der Verumgruppe.
Die Probandinnen und Probanden litten allesamt an chronischer Migräne an durchschnittlich 16 Tagen im Monat, und das, obgleich etliche präventiv gegen die Attacken behandelt wurden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden nahm zu viele Medikamente gegen die Migräne ein, bei den meisten schien nichts zu helfen, sie waren resistent gegen etablierte Therapien.
Schmerzexperten um Professor Dr. med. Arne May, Klinikum Hamburg-Eppendorf, veröffentlichten nun die Studienergebnisse: Die monatlichen Migränetage der Personen in der Verumgruppe sanken um 2,3 Tage, verglichen mit denjenigen der Kontrollgruppe. Ein Effekt, der sich mit 2,7 Tagen noch deutlicher in den vier Wochen nach Behandlungsende zeigte. Damit liegt das physikalische Verfahren gleichauf mit dem Therapieerfolg durch prophylaktisch eingesetzte Medikamente – bei geringen Nebenwirkungen. Ein entsprechender Stimulator mit CE-Kennzeichnung zur Therapie von Migräne und chronischer Rhinitis existiert bereits. Um die optimale »Dosis« der KOS und die exakten Abstände der Anwendung herauszufinden, braucht es jedoch noch weitere Forschung.