Natürliches Gas kann Lungenkrebs verursachen |
Mehr als 6 Prozent der tödlichen Lungenkrebsverläufe in Deutschland gehen laut einer Studie rechnerisch auf das radioaktive Gas Radon zurück. / © Getty Images/Francesco Scatena
Mehr als 6 Prozent der tödlichen Lungenkrebsverläufe in Deutschland gehen laut einer Studie rechnerisch auf das radioaktive Gas Radon in Wohnungen zurück. Nach einer aktuellen Untersuchung geht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) von rund 2800 Fällen pro Jahre aus. Radon sei damit nach dem Rauchen einer der häufigsten Auslöser von Lungenkrebs, teilte die Behörde mit Sitz im niedersächsischen Salzgitter mit. »Die Zahlen belegen eindrücklich, dass Radon ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko ist«, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Das Bundesamt warnt regelmäßig vor dem Gesundheitsrisiko durch Radon.
Die jüngsten Ergebnisse veröffentlichten die Strahlenschutzexperten im Fachmagazin »Radiation and Environmental Biophysics«. Radon entsteht überall im Erdboden und schon kleinste Undichtigkeiten eines Gebäudes im Boden reichen aus, um das radioaktive Gas eindringen zu lassen. Sammelt es sich in Wohnräumen, atmen Bewohnerinnen und Bewohner das Gas regelmäßig ein und das Lungenkrebsrisiko steigt nach Einschätzung der BfS-Experten.
Die Menschen sollten laut BfS-Präsidentin Paulini mögliches Radon in den eigenen vier Wänden messen lassen. Diese Messungen seien einfach und kostengünstig zu haben. »Sind die Radon-Werte zu hoch, ist wirksamer Schutz möglich«, sagte Paulini. Das Bundesamt verwies darauf, dass man Radon weder sehen noch riechen oder schmecken könne.
Wie viel Radon in Wohnungen einer Gemeinde vorkomme, variiere von Region zu Region deutlich. Die neue Auswertung zeige regionale Unterschiede wegen der geologischen Beschaffenheit des Bodens und der Siedlungsstruktur. In Bundesländern mit höheren durchschnittlichen Radon-Konzentrationen in Wohnungen ist der Anteil der durch Radon bedingten Lungenkrebstodesfälle höher als in Ländern mit niedrigeren Durchschnittswerten. Oben stehen dabei Thüringen (10,0 Prozent) und Sachsen (9,5 Prozent). Am niedrigsten liegt die Quote in den Stadtstaaten Berlin (3,2 Prozent, Hamburg und Bremen jeweils 3,3 Prozent). Eine Übersichtskarte des BfS finden Sie hier.
Wer hohe Radonwerte in seinen Wohnräumen gemessen hat, kann im ersten Schritt beispielsweise Ritzen in Böden, Leitungsschächte oder den Keller abdichten. Doch es gibt weitere bauliche Möglichkeiten, über die Eigentümer und Bauherren nachdenken können, wenn sie sich vor dem radioaktiven Edelgas schützen möchten.
So ist etwa der Einbau einer technischen Lüftungsanlage im Keller möglich. »Das ist, finde ich, eine kostengünstige und einfache Lösung«, sagt Ingenieur Philipp Park, Seminarleiter bei der Ingenieurakademie Bayern. »Damit lüfte ich die Radonkonzentration im Keller ab. Dann kann sie nicht nach oben.« Um eine sogenannte Sommerkondensation im Keller zu vermeiden, sollte man auf eine taupunktgesteuerte Lüftungsanlage setzen – dazu kann ein Fachplaner beraten. Diese Anlagen entlüften die Räume nur dann, wenn die Außenluft Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Eine deutlich aufwendigere Möglichkeit ist es, einen sogenannten Radonbrunnen anlegen zu lassen. Dabei wird radonhaltige Bodenluft punktuell neben oder unter dem Gebäude abgesaugt, um zu verhindern, dass sie in den Keller gelangt. Dies sei laut Philipp Park eine Maßnahme, die sich kostengünstig vor allem für Neubauten eignet. Ähnliches gilt für Drainagen, die unterhalb des Fundaments verlegt werden, um radonhaltige Bodenluft flächig abzusaugen und nach draußen zu leiten.
Wichtig bei Sanierungen: Radon nicht vergessen
Gut zu wissen: Wer sein Haus energetisch saniert, sollte die Radonkonzentration in den Wohnräumen besonders im Blick behalten, rät Philipp Park. »Denn dann tausche ich ja meistens die Fenster aus, mache eine Dachdämmung und eine Wanddämmung und erhöhe dadurch die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle.«
Das könne dazu führen, dass weniger Radon aus dem Haus entweichen kann und die Konzentration in Wohnräumen dadurch steigt. Um dies zu verhindern, sei es sinnvoll, den Keller im Zuge der energetischen Sanierung ebenfalls abzudichten, erklärt Park. Alternativ könne man eine entsprechende Lüftungsanlage einplanen.