Nebenhöhlen-Kopfschmerz gibt es nicht |
Bei angeblichen Nebenhöhlen-Kopfschmerzen sind Antibiotika die falsche Wahl. Die Ursachen der Schmerzen liegen meist ganz woanders. / Foto: Getty Images/Grace Cary
Zwar verspüre man bei einer Erkältung häufig einen Druck auf Gesicht und Kopf, und bei einigen Patienten träten bei einer akuten Nebenhöhlen-Entzündung auch leichte Kopfschmerzen auf – jedoch nicht als vorherrschendes Symptom, so McGinn. Anders sehe es aus bei Menschen mit dominanten Schmerzen im Gesicht. Dann handele es sich jedoch nicht um ein Nebenhöhlen-Problem. »Der Kopf ist nicht nur dort, wo der Haaransatz beginnt. Schmerzen im Gesicht sind also Kopfschmerzen, genau wie wenn der Schmerz oben oder hinten am Kopf auftritt«, erklärt McGinn.
Dabei geht es nicht um Wortklauberei, sondern um die richtige Behandlung. »Die meisten Menschen, mit denen ich spreche und die sagen ›Ich habe Probleme mit Nebenhöhlen-Kopfschmerzen‹, sprechen von chronischen, wiederkehrenden, häufigen oder sogar starken Kopfschmerzen – Dingen, die ihre Lebensqualität und ihren Alltag beeinträchtigen. Und das hängt fast nie mit ihren Nebenhöhlen zusammen«, so McGinn. Es habe Studien mit Patienten gegeben, die angenommen hatten, unter Nebenhöhlen-Kopfschmerzen zu leiden. 85 Prozent dieser Patienten hatten am Ende jedoch Migräne.
Sehe der HNO-Arzt bei solchen Patienten einen normalen Befund der Nebenhöhlen, überweise er sie deshalb an einen Neurologen, der die Ursache und Art der Kopfschmerzen bestimmen kann. »Nur, wenn die Ursache geklärt ist, können diese langfristig richtig behandelt werden.« Patienten mit »Nebenhöhlen-Kopfschmerzen« bekämen häufig Antibiotika verschrieben, die gar nicht helfen können. Wenn die Kopfschmerzen dann verschwänden – was sie auch ohne Medikament getan hätten – glaubten die Patienten, dass das Antibiotikum gewirkt habe, und würden bei wiederkehrenden Schmerzen oft fälschlicherweise erneut damit behandelt.