Negative Aussagen glauben wir eher |
Fragen über Fragen: Wie bewerten wir den Wahrheitsgehalt statistischer Aussagen? / Foto: Getty Images/123ducu
Die Wissenschaftler haben dazu Testpersonen verschiedene Informationen als wahr oder falsch beurteilen lassen. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift »Social Cognition« erschienen. Danach spielt es bei der Beurteilung des Wahrheitsgehalts eine wichtige Rolle, wie eine Aussage formuliert ist. So werden negative Aussagen eher als wahr eingestuft als positive. So glauben mehr Testpersonen der Aussage »61 Prozent sind mit ihrem Aussehen unzufrieden« als »39 Prozent der deutschen Frauen sind mit ihrem Aussehen zufrieden«. Besonders wirksam scheint es zu sein, wenn negative Aussagen über eine Verneinung – also »nicht zufrieden« statt »unzufrieden« – vermittelt werden.
Woher kommt das? »Es könnte sein, dass in der subjektiven Wahrnehmung eine verneinte Aussage mit einer größeren Anzahl von Zuständen verbunden ist, auf die sie zutreffen kann. Anders gesagt: Es gibt eventuell mehr Wege, wie eine Person nicht zufrieden sein kann im Vergleich zu Wegen, wie eine Person zufrieden sein kann«, so Studienleiter Professor Dr. Rainer Greifeneder und Dr. Mariela Jaffé in einer Pressemitteilung der Universität. Deshalb könnte die verneinte Aussage plausibler erscheinen.
»Ein Grund könnte auch sein, dass wir negative Nachrichten eher gewohnt sind, positive hingegen schneller unter den Verdacht des Manipulationsversuchs geraten«, informiert Jaffé. Zudem wirkten negative Wörter und Informationen bisweilen eindeutiger und lösen eventuell mehr Emotionen aus: unzufrieden gegenüber zufrieden, krank gegenüber gesund. Negative Aussagen fokussieren eher auf Missstände, die es ernst zu nehmen und möglicherweise zu beheben gilt.
Aus der Grundlagenforschung ist außerdem bekannt, dass negative Äußerungen schwerer wiegen als positive: Einer einzelnen Kritik misst man größeres Gewicht bei als vielen lobenden Rückmeldungen. »Ein Erklärungsansatz dafür ist, dass es evolutionär wichtig war, negativen Informationen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn ich höre , dass es brennt, laufe ich im Zweifelsfall davon – lieber einmal zu viel als zu wenig.«