Neue Impfung für Reisende |
Verena Schmidt |
29.06.2023 11:30 Uhr |
Dengue wird von Mücken übertragen. Reisende können sich nun mit einer Impfung vor einer Dengue-Fieber-Infektion schützen. / Foto: Adobe Stock/raisondtre
»Aktuell sind schätzungsweise 390 Millionen Menschen pro Jahr von Dengue betroffen, und die Zahl steigt weiter an«, erläutert Professor Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, in einer Pressemeldung. Die Krankheit, die von der Aedes-Mücke (auch Gelbfieber-Mücke oder Dengue-Mücke) und der Asiatischen Tigermücke übertragen wird, ist vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet. Asien ist mit 70 Prozent aller Fälle am stärksten betroffen, gefolgt von Mittel- und Südamerika sowie Afrika.
Auch in Europa steigen die Fallzahlen, vor allem durch Reiserückkehrer, die das Virus mitbringen. Im Jahr 2019 wurden laut Pressemeldung des CRM insgesamt 4363 Fälle europaweit registriert, mehr als ein Drittel davon in Deutschland. Der Klimawandel und die Urbanisierung werden außerdem die weitere Ausbreitung der Tropenkrankheit begünstigen, prognostizieren Experten. In den vergangenen Jahren kam es bereits auch in nicht‐endemischen Regionen vereinzelt zu Ausbrüchen, etwa auf Madeira sowie in Frankreich, Spanien und Italien.
Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch, in schwereren Fällen können hohes Fieber und starke Gliederschmerzen auftreten. Eine kausale Therapie gibt es nicht, die Behandlung erfolgt symptomatisch. Es gibt vier verschiedene Virus-Serotypen, die sich deutlich unterscheiden. Nach einer Infektion mit einen Serotyp ist der Betroffene also nicht immun gegen die anderen drei – theoretisch kann jeder also viermal am Dengue-Fieber erkranken. Die Gefahr, das Komplikationen auftreten, ist bei der zweiten Infektion am größten: Hier kann es zu dem Phänomen kommen, dass die Antikörper, die nach der ersten Infektion gebildet wurden, paradoxerweise dem Virus den Eintritt in die Wirtszellen erleichtern. Es kann im Verlauf zu einer Überreaktion des Immunsystems, einen Zytokinsturm, kommen, der das gefährliche Dengue-hämorrhagische Fieber auslösen kann.
Zwar gibt es seit 2018 den Impfstoff Dengvaxia®, der sich gegen alle vier Dengue-Subtypen richtet. Er ist allerdings nur für Personen indiziert, die bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben und in einem Endemiegebiet leben. Mit Qdenga® ist im Dezember 2022 nun der erste Reiseimpfstoff zur Prävention von Dengue-Fieber zugelassen worden. Der neue tetravalente abgeschwächte Lebendimpfstoff darf unabhängig von einer früheren Dengue-Exposition ab einem Alter von vier Jahren zum Einsatz kommen. Es werden zwei Dosen im Abstand von drei Monaten subkutan verabreicht, diesen können auch gleichzeitig mit einem Hepatitis‐A‐Impfstoff und einem Gelbfieber‐Impfstoff gegeben werden.
Den Zulassungsstudien zufolge beträgt die Wirksamkeit etwa 80 Prozent, die Hospitalisierungsrate bei Dengue‐Fieber reduzierte sich um etwa 90 Prozent. Der Impfstoff wird in der Regel gut vertragen, Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Myalgie, Erythem an der Injektionsstelle, Unwohlsein, Kraftlosigkeit und Fieber.
Empfehlungen zum neuen Impfstoff von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) oder der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) gibt es zurzeit noch nicht. Für Experte Jelinek jedenfalls ist mit dem »Impfstoff, der eine zufriedenstellende Wirksamkeit und eine sehr gute Sicherheitsbilanz aufweist, ein wichtiger Durchbruch erzielt«. Er habe das Potenzial, die reisemedizinische Praxis zu verändern, indem er einen effektiven Schutz vor Dengue-Fieber biete. Auf den adäquaten Mückenschutz sollten Reisende dennoch nicht verzichten.