Neue Leitlinie Kniearthrose |
Ziel der neuen Leitlinie ist dementsprechend, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Therapieerfolg maßgeblich von der Mitwirkung und Eigenverantwortung der Betroffenen abhängt. An dieser Stelle können auch PTA im Beratungsgespräch positiv Einfluss nehmen: »Ihr Kontakt zu den Patienten dauert oft länger, und sie haben als medizinische Fachkräfte eine große Autorität«, betont Halder.
Vor allem gilt es zu vermitteln, dass Gonarthrose-Betroffene es mit einer chronischen Erkrankung zu tun haben, die nicht zwingend operativ behandelt werden muss, sondern häufiger als gedacht mit konservativen Maßnahmen behandelt werden kann. Insbesondere eine gezielte Physiotherapie und bewegungstherapeutische Ansätze, die Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit fördern, tragen entscheidend zur Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion bei. Viele Studien zeigen, dass regelmäßige Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion verbessern können.
Zwar wird Arthrose umgangssprachlich oft »Gelenkverschleiß« genannt. Das ist jedoch irreführend, denn es erweckt den Eindruck, dass Arthrose unaufhaltsam ist und das Gelenk durch normale Nutzung »verbraucht« wird. Dabei braucht das Gelenk eben diese Bewegung, um seine Funktion zu erhalten. Bewegung sorgt dafür, dass das Knie ausreichend durchblutet wird. Auch der Knorpel ist auf Bewegung angewiesen: Ähnlich wie ein Schwamm gibt er bei Belastung Flüssigkeit ab und nimmt bei Entlastung neue Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit auf. Gezieltes Training und Bewegungsarten wie Gehen oder Radfahren sind daher auch bei Arthrose gut für Knorpel und Gelenke.
Darüber hinaus ist ein aktives Gewichtsmanagement essenziell, insbesondere zur Entlastung der Gelenke bei Übergewicht. Empfohlen werden eine überwiegend pflanzliche, ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität – beispielsweise durch Gehen oder Radfahren. Darüber hinaus enthält die neue Leitlinie erstmals auch ein Kapitel zu Tapes und Manueller Therapie.
Zum ersten Mal fließen in die Leitlinie auch umwelt- und ressourcenschonende Aspekte in die Bewertung von Behandlungsmöglichkeiten ein. So raten die Leitlinienautoren zur Verwendung von umweltfreundlichen Materialien und Geräten und einer Bevorzugung ressourcensparender Behandlungsmöglichkeiten. Eine medikamentöse Therapie schließlich sollte entsprechend der neu überarbeiteten Leitlinie in der niedrigsten wirksamen Dosis und nur so lange wie nötig angewendet werden – zusätzlich zu weiteren therapeutischen Maßnahmen, vor allem der Bewegungstherapie.