| Isabel Weinert |
| 07.11.2025 08:00 Uhr |
Deshalb arbeiten Forschende wie Kessler und Mitarbeitende zusammen mit Experten weiterer Disziplinen schon länger an einer Methode, an deren Ende die Heilung der rezidivierenden HWI stehen könnte. In diesem sogenannten »mTORUS«-Projekt (Microbiome-based Therapeutic Options for recurrent Urinary Symptoms), das 2023 startete und bis 2028 läuft, werden bei über 350 Probandinnen und Probanden über längere Zeit regelmäßig Urin-, Blut- und Stuhlproben, Scheidenabstriche und Blasengewebe gesammelt. Die Teilnehmenden sind dabei eingeteilt in gesunde Menschen, solche mit Bakterien in der Blase, jedoch ohne Symptome, Menschen mit Dauerkatheter, jene mit wiederkehrender Blasenentzündung in der Gegenwart oder in der Vorgeschichte und an Blasenkrebs erkrankte Menschen. Die sich daraus ergebenden unzähligen Daten dienen dazu, die Pathophysiologie von HWI besser zu verstehen, zu erfahren, was das Risiko erhöht und Therapien zu entwickeln, die auf die einzelne Person zugeschnitten sind.
Am Ende der Forschung soll ein zweistufiges Verfahren stehen, eine »Push-Pull«-Strategie, wie es die Wissenschaftler aus der Schweiz nennen. In der ersten Phase setzen sie gentechnisch veränderte Bakteriophagen ein, um spezifisch die krankmachenden Keime in der Blase zu beseitigen. In Phase zwei bekommen die Patientinnen ein Transplantat – und zwar das aus einem Mikrobiom einer blasengesunden Person. Hiervon erwarten die Mediziner in der betroffenen Person ein gesundes, abwehrfähiges Blasen-Mikrobiom und zwar auf Dauer. Das würde den Leidensweg derjenigen mit ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen beenden, Antibiotika einsparen und damit die Gefahr für zunehmende Resistenzen verringern.