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Seltene Erkrankungen

Neue Optionen bei ALS und PNH

Zum 1. Juli kamen die beiden neuen Wirkstoffe Iptacopan und Tofersen auf den deutschen Markt. Sie kommen bei seltenen Erkrankungen zum Einsatz. Nummer 1 bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) und Nummer 2 bei einer bestimmten Form der amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
Sven Siebenand
05.07.2024  08:45 Uhr

Bei PNH ist das körpereigene Komplementsystem überaktiv und schädigt Blutzellen. Ein übermäßiger Abbau von Blutkörperchen führt zu Anämie, Thrombosen und dunklem Urin. In der Therapie kommen die gegen den Komplementfaktor C5 gerichteten Antikörper Ravulizumab und Eculizumab und das gegen den Faktor C3 gerichtete Pegcetacoplan zum Einsatz. Im Juni 2024 kam zudem der Wirkstoff Danicopan in den Handel, der ebenfalls in das Komplementsystem eingreift.

Mit Iptacopan (Fabhalta® 200 mg Hartkapseln, Novartis) ist seit Anfang Juli schon der nächste Arzneistoff zur PNH-Behandlung verfügbar. Anders als Danicopan wird Iptacopan als Monotherapie bei erwachsenen PNH-Patienten, die eine hämolytische Anämie aufweisen, angewendet. Iptacopan hemmt den Faktor B des Komplementsystems. Dadurch verhindert der Wirkstoff, dass das Komplementsystem Zellen, insbesondere rote Blutkörperchen, schädigt, und trägt so zur Linderung der Symptome der Erkrankung bei.

Die empfohlene Dosis beträgt zweimal täglich 200 mg oral. Sehr häufig kommt es unter Iptacopan zu Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerz und Durchfall. Die gleichzeitige Anwendung von Iptacopan mit starken Induktoren von CYP2C8, UGT1A1, PgP, BCRP und OATP1B1/3 wurde nicht klinisch untersucht. Daher wird diese wegen der Möglichkeit einer verringerten Wirksamkeit von Iptacopan nicht empfohlen.

Kontraindiziert ist Iptacopan bei Patienten mit einer nicht abgeklungenen Infektion bei Behandlungsbeginn durch bekapselte Bakterien. Es darf auch nicht von Patienten angewendet werden, die derzeit nicht gegen Neisseria meningitidis und Streptococcus pneumoniae geimpft sind, es sei denn, das Risiko einer Verzögerung der Behandlung überwiegt gegenüber dem Risiko der Entwicklung einer Infektion mit diesen Bakterien.

Antisense-Oligonukleotid bei ALS

Die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine seltene, letztlich tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung. Es kommt dabei zum Untergang von Motoneuronen im Gehirn und im Rückenmark. Das sind Nervenzellen, die für die willentliche Steuerung von Muskelbewegungen verantwortlich sind. Folge sind fortschreitende Muskelschwäche und Muskelatrophie. Die Betroffenen verlieren ihre Unabhängigkeit durch den zunehmenden Verlust der Fähigkeit, sich zu bewegen, zu sprechen, zu essen und letztlich zu atmen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt drei bis fünf Jahre ab dem Einsetzen der Symptome.

Mehrere Gene werden mit ALS in Verbindung gebracht. Bei etwa 2 Prozent der Betroffenen ist eine Mutation im Gen für die Superoxiddismutase 1 (SOD1) für die Krankheit verantwortlich. Sie führt zur Bildung einer fehlerhaft gefalteten, toxischen Version des SOD1-Proteins. Dieses bewirkt eine Degeneration der Motoneuronen, was zu fortschreitender Muskelschwäche, einem Verlust an Muskelfunktion und letztlich zum Tod führt.

Für erwachsene Patienten mit SOD1-ALS kam mit Tofersen (Qalsody® 100 mg Injektionslösung, Biogen) nun ein neuer Wirkstoff auf den Markt. Es handelt sich dabei um ein Antisense-Oligonukleotid. Als solches bindet es bindet an die Boten-RNA des SOD1-Gens und unterdrückt damit die Bildung des SOD1-Proteins. Es wird davon ausgegangen, dass durch die Verringerung der Menge an defektem SOD1 die ALS-Symptome gelindert werden können.

Tofersen wird durch eine intrathekale Injektion in den Liquor, die Flüssigkeit, die das Rückenmark und das Gehirn umgibt, verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 100 mg. Die Behandlung beginnt mit drei Dosen, die im Abstand von zwei Wochen gegeben werden, gefolgt von einer Dosis alle vier Wochen. Sehr häufig beobachtete Nebenwirkungen sind Schmerz, Arthralgie, Ermüdung, erhöhte Leukozytenzahl im Liquor, erhöhtes Protein im Liquor, Myalgie und Fieber.

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