Neue Vakzine und eine STIKO-Empfehlung |
Verena Schmidt |
30.07.2024 08:30 Uhr |
Mit Arexvy® und Abrysvo® kamen im vergangenen Jahr außerdem zwei „echte“ RSV-Impfstoffe auf den deutschen Markt. Beide enthalten das RSV-Glykoprotein (PreF) in einer stabilisierten Form als Impfantigen. Dieses Oberflächenprotein braucht das Virus, um in die Körperzellen eindringen zu können. Es ist auch das Hauptangriffsziel des Immunsystems. Arexvy enthält außerdem den Wirkverstärker AS01E, der die Immunantwort auf das Impfantigen verstärken soll. Bei Abrysvo handelt es sich um einen bivalenten Impfstoff, der zu gleichen Teilen rekombinantes PreF der beiden Untergruppen A und B enthält.
Für diese beiden Impfstoffe gibt es allerdings derzeit keine STIKO-Empfehlung. Sie sind beide ab einem Alter von 60 Jahren zugelassen, Abrysvo zusätzlich zur maternalen Immunisierung, also zur Impfung in der Schwangerschaft zwischen Woche 24 und 36. Dadurch können nach dem Nestschutz-Prinzip die gebildeten Antikörper gegen RSV noch vor der Geburt von der Mutter auf das Kind übergehen und es somit direkt nach der Geburt schützen – ein Konzept, das bereits bei Keuchhusten (Pertussis) und Influenza angewandt wird.
Aus Sicht der STIKO liegt aktuell für den Einsatz von Abrysvo in der Schwangerschaft zu wenig Evidenz vor, um eine klare Empfehlung für die Impfung auszusprechen. In der Sicherheitsevaluation sei außerdem ein Ungleichgewicht beim Auftreten von Frühgeburten im Vergleich der impfstofferhaltenden und nicht -erhaltenden Gruppe aufgetreten. Die Studienpopulation war aber zu klein, um das sicher zu beurteilen, weitere Untersuchungen hierzu sind nötig.
Und der nächste RSV-Impfstoff steht schon in den Startlöchern: Ende Juni hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den mRNA-Impfstoff mResvia® zur Zulassung empfohlen. Es ist damit der erste mRNA-basierte Impfstoff nach dem Covid-Impfstoff, der von der EMA eine Zulassungsempfehlung bekommen hat. mResvia® soll ebenfalls zur aktiven Immunisierung von Personen ab 60 Jahren geeignet sein.
Auch der mRNA-Impfstoff basiert auf dem Antigen PreF. Er enthält einzelsträngige, mit einer Kappe versehene mRNA, die für PreF codiert. Wie bei den bekannten Coronaimpfstoffen auf mRNA-Basis enthält mResvia den Bauplan für das Impfantigen PreF, das in den Körperzellen gebildet wird und die Produktion von neutralisierenden Antikörpern und antigenspezifische zelluläre Immunantworten stimuliert.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.