Neues Mittel bei Hirntumoren |
| Sven Siebenand |
| 18.11.2025 16:00 Uhr |
Bestimmte Typen von Gliomen sind ab jetzt medikamentös behandelbar. Voraussetzung ist, dass zuvor als einzige Behandlung ein chirurgischer Eingriff stattgefunden hat. / © Getty Images/Andrew Brookes
Vorasidenib hat eine Zulassung zur Behandlung von Astrozytomen oder Oligodendrogliomen. Das sind bestimmte Typen von Gliomen, einer Gruppe von Hirntumoren. Der Wirkstoff kommt infrage bei Erwachsenen und Jugendlichen ab einem Alter von zwölf Jahren, die mindestens 40 kg wiegen und die als einzige Behandlung einem chirurgischen Eingriff unterzogen wurden sowie nicht sofort andere Behandlungen wie Strahlentherapie oder Chemotherapie benötigen. Der neue Wirkstoff wird zudem nur bei Tumoren angewendet, die überwiegend langsam wachsen (Grad 2), und wenn die Krebszellen Mutationen in den Genen aufweisen, die für die Proteine Isocitrat-Dehydrogenase-1 (IDH1) und Isocitrat-Dehydrogenase-2 (IDH2) kodieren.
Bei Patienten mit einem Astrozytom oder Oligodendrogliom führen IDH1- und IDH2-Mutationen zu einer Überproduktion des onkogenen Metaboliten 2‑Hydroxyglutarat. Dieser verursacht Veränderungen der Art und Weise, wie Zellen wachsen und reifen, was zur Entwicklung von Tumoren führt. Vorasidenib blockiert die Aktivität der abnormen IDH1- und IDH2-Proteine und senkt dadurch die Spiegel von 2-HG. Dies hemmt das Tumorwachstum. Vor der Behandlung muss per Test nachgewiesen sein, dass die Krebszellen Mutationen in den Genen für IDH1 oder IDH2 aufweisen.
Die empfohlene Dosierung von Vorasidenib beträgt 40 mg einmal täglich. Je nach individueller Sicherheit und Verträglichkeit kann eine Dosisunterbrechung oder -reduktion erforderlich sein. Details dazu sind in der Fachinformation zu finden. Wichtig bei der Abgabe von Voranigo: Patienten sollten mindestens zwei Stunden vor und eine Stunde nach der Einnahme des Medikaments keine Nahrung zu sich nehmen.
Ein großes Blutbild und laborchemische Blutuntersuchungen, einschließlich der Leberenzyme, sollten immer vor Beginn der Behandlung, alle zwei Wochen während der ersten zwei Behandlungsmonate, dann einmal monatlich während der ersten zwei Jahre der Behandlung und danach je nach klinischer Indikation durchgeführt werden.
Vorasidenib sollte nicht bei Patienten mit einer eGFR ≤ 40 ml/min/1,73 m2 oder bei dialysepflichtigen Patienten angewendet werden. Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollte der Wirkstoff nur mit Vorsicht angewendet werden. Dem Thema Hepatotoxizität ist in der Fachinformation ein separater Warnhinweis gewidmet.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Vorasidenib sind unter anderem erhöhte Leberenzymwerte, Müdigkeit und Durchfall.
Frauen im gebärfähigen Alter und Männer mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und für mindestens zwei Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Da der Einfluss von Vorasidenib auf den Metabolismus und die Wirksamkeit von systemisch wirkenden hormonellen Kontrazeptiva nicht untersucht wurde, sollte eine Barrieremethode als zweite Form der Empfängnisverhütung angewendet werden, um eine Schwangerschaft zu vermeiden, heißt es in der Fachinformation.
Vorasidenib darf während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Verhütungsmittel anwenden, nicht angewendet werden. Das Stillen sollte während der Behandlung und für mindestens zwei Monate nach der letzten Dosis unterbrochen werden.
Die gleichzeitige Gabe von Vorasidenib mit starken CYP1A2-Inhibitoren kann die Vorasidenib-Plasmakonzentration erhöhen und ist daher zu vermeiden. Die gleichzeitige Gabe mit moderaten CYP1A2-Induktoren kann die Vorasidenib-Plasmakonzentration dagegen verringern. Es wird deshalb empfohlen, während der Behandlung mit dem Krebsmedikament alternative Therapien in Betracht zu ziehen. Bei der Gabe von Vorasidenib zusammen mit BCRP-Substraten, etwa Rosuvastatin, ist Vorsicht geboten, da der neue Wirkstoff diesen Transporter inhibiert.