Neues Mittel bei Myelofibrose |
Sven Siebenand |
28.02.2024 08:00 Uhr |
Schwäche und Fatigue sind typische Symptome einer Myelofibrose. / Foto: Adobe Stock/brizmaker
Myelofibrose ist eine seltene Erkrankung des Knochenmarks, bei der die normale Bildung von Blutzellen gestört ist. Zu den typischen Symptomen zählt eine vergrößerte Milz (Splenomegalie). Aber auch Anämie, Schwäche und Fatigue sind charakteristisch. Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Myelofibrose. Letztere entsteht zum Beispiel infolge einer Polycythaemia vera (PV) oder einer essenziellen Thrombozythämie (ET).
Momelotinib wird angewendet zur Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer Anämie, die an primärer Myelofibrose, Myelofibrose nach PV oder nach ET leiden. Dies gilt einerseits, wenn zuvor noch keine Therapie mit einem Januskinase-(JAK-)Hemmer durchgeführt wurde und andererseits bei Patienten, die bereits eine Therapie mit dem JAK-Hemmer Ruxolitinib erhalten haben.
Ein wesentliches Merkmal der Myelofibrose ist eine Dysregulation des sogenannten JAK-STAT-Signalwegs mit Überaktivierung von JAK1 und/oder JAK2. Daher werden schon seit einiger Zeit JAK-Hemmer wie Ruxolitinib und Fedratinib bei der Erkrankung eingesetzt. Auch Momelotinib ist ein JAK-Hemmer. Zusätzlich hemmt der neue Wirkstoff den Activin-A-Rezeptor Typ 1. Das führt zu einem Rückgang von zirkulierendem Hepcidin, was vermutlich zu einer Verbesserung der Anämie beiträgt. Bereits zum Zeitpunkt der Diagnose liegt bei vielen Betroffenen eine Anämie vor, weitere Patienten entwickeln im Laufe der Erkrankung eine solche.
Die empfohlene orale Dosis beträgt einmal täglich 200 mg. Dosisanpassungen beim Auftreten bestimmter Toxizitäten können erforderlich sein. Bei schwerer Leberfunktionsstörung beträgt die Anfangsdosis 150 mg einmal täglich.
Vor Therapiestart, in regelmäßigen Abständen während der Behandlung und bei klinischer Indikation muss der Arzt ein großes Blutbild und Leberfunktionstests durchführen. Erstes wird unter anderem gemacht, um eine Thrombozytopenie oder eine Neutropenie zu erkennen.
In der Fachinformation von Omjjara gibt es mehrere Warnhinweise, einen zum Beispiel zum Thema Infektionen. Bei Patienten mit aktiven Infektionen sollte die Behandlung nicht begonnen werden. Ein anderer Warnhinweis findet sich zu schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen. Über das Auftreten dieser Ereignisse unter Momelotinib gibt es Meldungen, ein kausaler Zusammenhang ist jedoch nicht erwiesen. Vor Beginn oder Fortsetzung einer Therapie mit Omjjara sollten Nutzen und Risiken für den einzelnen Patienten deshalb abgewogen werden. Dies gilt insbesondere zum Beispiel für Patienten ab 65 Jahren, für Raucher und für Patienten mit anamnestisch bekannter atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung oder anderen kardiovaskulären Risikofaktoren.
Hinsichtlich Wechselwirkungen gibt es auch etwas zu bedenken: Aufgrund des Potenzials von Momelotinib, die Plasmakonzentrationen bestimmter Arzneimittel zu erhöhen, etwa bei sensitiven Substraten des Breast Cancer Resistance Proteins wie Rosuvastatin, sollten die Patienten bei gleichzeitiger Verabreichung dieser Arzneimittel auf Nebenwirkungen überwacht werden. Zudem kann die gleichzeitige Gabe von starken CYP3A4-Induktoren zu niedrigen Momelotinib-Spiegeln und folglich zu einer verminderten Wirksamkeit führen. Daher wird in diesem Fall eine zusätzliche Überwachung der Myelofibrose-Anzeichen und -Symptome empfohlen.
Sehr häufig beobachtete Nebenwirkungen von Momelotinib sind Durchfall, Übelkeit, Abdominalschmerzen, Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Husten, Fatigue, Asthenie und Thrombozytopenie. Da unklar ist, ob Momelotinib die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva beeinträchtigen kann, sollten Frauen, die diese anwenden, während der Behandlung und für mindestens eine Woche nach der letzten Dosis des JAK-Hemmers zusätzlich eine Barrieremethode zur Verhütung anwenden. Kontraindiziert ist Omjjara bei Schwangeren und Stillenden.