Neuropathische Schmerzen |
Aber auch starke, klassische Schmerzmittel wie die Abkömmlinge des Morphins zeigen eine gute Wirksamkeit. Es werden Arzneiformen mit einer verzögerten, einer sogenannten retardierten Freisetzung angewendet. Besonders für die Opioide Tramadol und Oxycodon liegen bei Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose und bei diabetischen Neuropathien gute Studienergebnisse vor. Hier gilt es zu beachten, dass Verstopfung eine häufige Nebenwirkung ist, die von vornherein mitbehandelt werden sollte. Schmerzmittel wie Paracetamol, Metamizol und solche aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen sind bei Nervenschmerzen hingegen gar nicht oder kaum wirksam.
Noch eine Unterscheidung zum Schluss: Schießen die Schmerzen ein, wird eher mit Antikonvulsiva oder Opioiden therapiert, liegt ein Dauerschmerz vor, nutzt man eher Antidepressiva oder klassische schwache und starke Schmerzmittel.
Neben den Medikamenten gibt es gegen Nervenschmerzen weitere Therapiemöglichkeiten, zum Beispiel Entspannungstechniken oder die Behandlung mit schwachem elektrischen Strom, genannt TENS. Diese Methoden kommen oft parallel zu Arzneimitteln zum Einsatz.
Laut S2k-Leitlinie »Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen« (2019) unterscheidet man neuropathische Schmerzen, nozizeptive Schmerzen und noziplastische Schmerzen.
Schmerzen werden demnach als neuropathisch bezeichnet, wenn sie »als direkte Folge einer Schädigung oder Läsion des somatosensorischen Systems auftreten.«
Nozizeptive Schmerzen sind dadurch gekennzeichnet, dass Nozizeptoren aktiviert werden, während die neuronalen Strukturen prinzipiell intakt sind. Nozizeptoren sind freie sensorische Nervenendigungen, die im Gewebe noxische (schädliche) Reize aufnehmen, zum Beispiel bei einer Verletzung oder einer Entzündung, und daraufhin Signale weiterleiten. Gelangen diese Signale schließlich zu den relevanten Gehirnarealen (Thalamus, Gyrus postcentralis), entsteht die Schmerzempfindung.
Der noziplastische Schmerz entsteht durch eine veränderte Nozizeption (Schmerzwahrnehmung), aber »ohne Nachweis einer bestehenden oder potenziellen Gewebeschädigung als Ursache einer Aktivierung peripherer Nozizeptoren und ohne Hinweise auf eine Erkrankung oder Schädigung des somatosensorischen Systems als Ursache der Schmerzen.«