Nicht zu viel Lakritz naschen |
In Kinderlakritz ist laut einem Experten kaum Glycyrrhizin enthalten. / Foto: Getty Images/Westend61
»Bei der Frage nach der Schädlichkeit von Lakritz muss man erst einmal zwischen Kinder- und Starklakritz unterscheiden«, sagt Christian Schulze. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Pharmazeutische Biologie an der Universität Greifswald. Und er gibt Entwarnung: »In Lakritz für Kinder ist kaum etwas vom potenziell schädlichen Stoff Glycyrrhizin enthalten.«
Es gibt einen EU-Grenzwert, der besagt, dass in 100 g Produkt maximal 200 mg Glycyrrhizin enthalten sein dürfen. Der genaue Gehalt von Glycyrrhizin muss auf der Verpackung zwar nicht angegeben werden. Doch der Verzehr von üblichen Mengen Kinderlakritz gilt als ungefährlich.
Ein Freifahrtschein zum großzügigen Naschen ist das aber nicht: »Was ich bezüglich der Zutaten von Kinderlakritz viel bedenklicher finde und was eigentlich immer übersehen wird, ist der hohe Zuckergehalt«, sagt Martin Smollich. Er ist Ernährungswissenschaftler und Pharmakologe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Zucker ist demnach die Hauptzutat in Lakritzprodukten. »Hinzu kommen Zuckersirup und oft Salmiak, also Ammoniumchlorid. Kinder, aber auch erwachsene Risikogruppen, sollten vor allem deswegen auf einen übermäßigen Verzehr verzichten«, sagt Smollich.
Salmiak verleiht dem Lakritz einen typischen, stechend salzigen Geschmack – vor allem auch bei Erwachsenenlakritz. Es kann den Mineralhaushalt von Kindern stören, wie Schulze warnt. Es drohen Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen.
Doch was ist mit Erwachsenenlakritz? Starklakritz enthält mehr Glycyrrhizin als Kinderlakritz, was übrigens nicht nur für Kinder zum Problem werden kann: »Bei Erwachsenen können höhere Dosen Glycyrrhizin und Salmiak im Körper eine Kette von Nebenwirkungen auslösen«, sagt Christian Schulze. Glycyrrhizin wird im Körper zu Glycyrrhetinsäure abgebaut. Sie kann in den Nieren ein Ansteigen des Cortisolspiegels bewirken. Dadurch kommt es zu Veränderungen im Mineralstoffwechsel, Natrium reichert sich an, Kalium geht verloren.
Die Folgen: »Der Blutdruck kann steigen, es können Wassereinlagerungen in den Gelenken und im Gesicht entstehen, außerdem kann es zu Muskelschwäche und einer Störung der Kaliumkonzentration im Blut kommen«, zählt Martin Smollich auf.