Nicht zu viel Lakritz naschen |
Beim Verzehr von Stark- und Salmiaklakritz sollten deswegen Personen mit einer Herzinsuffizienz vorsichtig sein. Außerdem alle, die Cortisolpräparate zu sich nehmen, unter Bluthochdruck leiden oder auf ihren Wasser- und Mineralsalzhaushalt achten müssen, etwa weil sie entwässernde Tabletten einnehmen. »Die genannten Personengruppen können schon mit der Aufnahme einer normalen Süßigkeitenmenge in Bereiche kommen, die für sie gefährlich werden können«, sagt Christian Schulze.
Ab welcher Menge Glycyrrhizin genau toxisch wirkt, ist aber individuell unterschiedlich und hängt unter anderem von Körpergröße, Gewicht und Ernährungs- beziehungsweise Bewegungsgewohnheiten ab.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich mit Glycyrrhizin beschäftigt. Die Behörde empfiehlt, höchstens 100 Milligramm davon am Tag zu sich zu nehmen. »Gesundheitliche Auswirkungen sind erst ab einer ständigen Aufnahme von über 200 mg Glycyrrhizin pro Tag zu erwarten«, fasst Ernährungswissenschaftler Smollich zusammen. »Um diesen Wert zu erreichen, müsste man täglich 200 g handelsübliches Lakritz oder 25–100 g Starklakritz essen.« Mengen, die auch echte Lakritz-Fans nicht unbedingt wegnaschen.
Lediglich bei Menschen aus den genannten Risikogruppen kann es auch schon bei geringeren Mengen zu Problemen kommen, so der Experte. Wer auf der sicheren Seite sein will, nascht also nicht gleich die halbe Tüte, sondern nur einzelne Teile.
Bleibt eine Frage: Stecken in Lakritz denn auch Stoffe, die gesund sind? »In Süßholzsaft sind zwar Flavonoide enthalten, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können«, sagt der pharmazeutische Biologe Christian Schulze. Bei Flavonoiden handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, denen zum Beispiel eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird.
»Um jedoch in den Genuss der positiven Effekte zu kommen, müsste man so viel von dem Lakritzprodukt zu sich nehmen, dass die schädliche Wirkung des Glycyrrhizin überwiegen würde«, sagt Schulze. Lakritzprodukte können deswegen nicht als gesund bezeichnet werden.
In der Süßholzwurzel an sich stecken auch Inhaltsstoffe, die der Gesundheit helfen. Sie können etwa bei einer Erkältung das Abhusten erleichtern. Süßholzwurzel ist deswegen oft in Hustentee oder -saft enthalten.
»Hier ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis deutlich positiv«, sagt Christian Schulze. »Husten hat man in der Regel nicht länger als ein bis zwei Wochen. Wenn man nun in dieser Zeit jeden Tag eine Tasse Tee mit Süßholz zu sich nimmt, reicht das nicht aus, um eine toxische Wirkung hervorzurufen.« Deswegen ist Süßholz bei Erkältungskrankheiten durchaus empfohlen, insbesondere in Kombination mit anderen pflanzlichen Arzneimitteln.
Übrigens: Früher wurden Süßholzpräparate auch bei Sodbrennen und Magenschleimhautentzündungen eingesetzt. Verantwortlich für die Wirkung waren dabei die in Süßholz enthaltenen Schleimstoffe, wie Martin Smollich erklärt. Diese Präparate sind allerdings mittlerweile an ihre Grenzen gestoßen: »Da die Wirksamkeit im Vergleich mit modernen Arzneimitteln aber nur sehr gering ist, wird Süßholzwurzel heute nicht mehr therapeutisch verwendet.«