Niedrige HPV-Impfquote »besorgniserregend« |
Vor allem von 2021 auf 2022 hat die Impfaktivität laut Barmer nachgelassen. Das könne unter anderem mit einem Rückgang der Arztbesuche während der Corona-Pandemie zusammenhängen, schätzt Ouédraogo. Mangelnde Aufklärung, eine allgemeine Impfmüdigkeit und das Fehlen von Schulimpfprogrammen seien weitere Erklärungsmöglichkeiten.
HP-Viren werden nach DKFZ-Angaben vor allem beim Sex übertragen. Sowohl Frauen als auch Männer können sich infizieren. Je nach HPV-Typ können später unterschiedliche Symptome auftreten. Sogenannte Niedrigrisiko-HPV-Typen können zu Hautwarzen an Gesicht, Füßen oder Händen sowie zu Genitalwarzen führen, die zwar eher harmlos, aber zum Teil schmerzhaft sind.
Hochrisikotypen, die Krebs auslösen können, hingegen verursachen anfangs keine Symptome. Für Frauen ab 35 Jahren ist ein HPV-Test daher seit einigen Jahren Teil des Früherkennungsprogramms für Gebärmutterhalskrebs. Frauen zwischen 20 und 34 Jahren erhalten beim Frauenarzt einen Abstrich am Gebärmutterhals, um mögliche Zellveränderungen aufzuspüren.
Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland jährlich etwa 7700 Menschen aufgrund einer HPV-Infektion an Krebs, wie das DKFZ informiert. Bevor es ein Früherkennungsangebot in Deutschland gab, war das Zervixkarzinom – ein bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses – demnach die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Inzwischen sei es wesentlich seltener geworden. Und die Effekte der Impfung sollten sich laut RKI in den kommenden Jahren zeigen.
Kondome bieten nach DKFZ-Angaben keinen absolut zuverlässigen Schutz gegen HPV, daher sei die Impfung der sicherste Schutz. Dass diese bereits ab einem Alter von neun Jahren verabreicht werden kann, sei Eltern zum Teil schwer zu vermitteln, sagt die Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), Tanja Brunnert. »Wenn wir das Wort sexuell übertragbare Erkrankungen in den Mund nehmen, ist manchmal eine unheimlich große Hemmung und auch Scham da«, erklärt Brunnert, die eine Praxis in Göttingen betreibt. »Es gibt viele Eltern, die sagen, das muss man doch nicht mit neun machen, das können wir ja so mit zwölf, dreizehn machen.«
Für Brunnert ist das einer der Gründe für die niedrige Impfquote. Dabei sprechen Kinder ihren Angaben zufolge sehr gut auf die Impfung an, wenn sie noch sehr jung sind. »Je früher, desto besser.« Trotzdem stünden viele Eltern der Impfung sehr kritisch gegenüber. Als der Impfstoff zugelassen wurde, gab es laut Brunnert viele kritische Stimmen, auch aus Fachkreisen. »Das hängt uns tatsächlich nach wie vor nach, obwohl wir um die gute Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung wissen.« Umso wichtiger sei, dass Kinderärztinnen und Kinderärzte gute Aufklärung betrieben. Und auch wenn das im stressigen Arbeitsalltag nicht immer einfach sei: Jeder Termin müsse genutzt werden, um den Impfstatus zu kontrollieren.