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Fehlgeburt

Niemand ist daran schuld

Mindestens 10 bis 30 Prozent aller schwangeren Frauen verlieren das Baby binnen der ersten drei Monate der Schwangerschaft. Eine Fehlgeburt hat verschiedene Ursachen, individuell ist auch der Umgang mit dem Verlust.
Isabel Weinert
04.04.2025  08:30 Uhr

Ein Kind zu empfangen und auszutragen, erscheint angesichts der nach wie vor wachsenden Weltbevölkerung  völlig selbstverständlich. Es ist jedoch jedes Mal ein Wunder, das in bis zu einem Drittel der Schwangerschaften ein jähes Ende durch eine Fehlgeburt nimmt. Die Häufigkeit von Fehlgeburten spricht zwar für ein normales biologisches Geschehen, das schmälert jedoch nicht den seelischen Schmerz, den viele betroffene Eltern infolge des Verlustes durchmachen müssen. Dabei machen sie sich häufig auch selbst Vorwürfe – war es etwa eigenes Fehlverhalten, das den Abort überhaupt erst möglich gemacht hat?

Die S2k-Leitlinie »Frühe Fehlgeburt« verneint eindeutig. Vielmehr seien die allermeisten Schwangerschaftsverluste auf Faktoren zurückzuführen, die die Frau weder kontrollieren noch unmittelbar beeinflussen könne. In beinahe der Hälfte der Fälle handelt es sich um spontane Genveränderungen als Ursache einer Fehlgeburt. Die Wahrscheinlichkeit für diese Veränderungen steigt mir dem Alter der Eltern, weil die Qualität der Keimzellen ab- und damit das Risiko für genetische Veränderungen des Embryos zunehmen, so die Experten der Leitlinie.

Weitere Ursachen für Fehlgeburten sehen die Leitlinienautoren und -autorinnen in medizinischen Problemen wie etwa in einem schlecht eingestellten Diabetes, in hormonellen Veränderungen sowie in anatomischen Gegebenheiten der Gebärmutter. Aber auch eine gestörte Gerinnung sowie Infektionen können dazu führen, dass eine Frau ein Baby nicht austragen kann. Nicht zuletzt beeinflussen Rauchen, ein hohes Körpergewicht, der Konsum von Alkohol oder Drogen sowie der Fitnesszustand das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden. Hingegen kann normaler Lebensstress keine Fehlgeburt verursachen, darüber müssen sich Menschen, die so etwas erleben, nicht den Kopf zermartern.

Diagnose sichern

Medizinisch betrachtet handelt es sich entweder um eine Fehlgeburt (Abort) oder darum, dass die Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter aufgegangen ist (Ektope Gravidität). Ärzte und Ärztinnen unterscheiden für die sich daraus ergebende therapeutische Konsequenz verschiedene Formen der Fehlgeburt. Eine Diagnose müsse auf jeden Fall gesichert sein, um eine intakte Schwangerschaft von einem Abortgeschehen oder einer ektopen Schwangerschaft abzugrenzen. Das geschieht auch mittels Labor- und Ultraschalldiagnostik.

Eine Fehlgeburt oder eine ektope Gravidität können sich in Blutungen äußern, die teilweise mit Krämpfen einhergehen. Oder aber, der Frauenarzt oder die Frauenärztin stellen beim Routineultraschall fest, dass das Herz des Embryos nicht mehr schlägt. Zudem steigt die Konzentration des Schwangerschaftshormons hCG nicht mehr adäquat an, beschreibt die Leitlinie.

Wenn klar ist, ein Fetus lebt nicht mehr, ist aber auch nicht auf natürlichem Wege abgegangen, dann besteht die Möglichkeit, mit einem Medikament dafür zu sorgen, dass der Körper den Fetus austreibt. Zum Einsatz kommt ein Medikament, das Misoprostol enthält. Es löst Kontraktionen der Gebärmutter aus und der Muttermund öffnet sich unter dessen Wirkung. Mediziner verabreichen das Medikament ambulant in vaginaler Form. Bis der Körper das Gewebe beginnt auszutreiben, vergehen maximal 48 Stunden. Der Prozess kann jedoch einige Tage andauern.

Vor- und Nachteile

Damit verbundene Schmerzen lassen sich mit Ibuprofen oder Metamizol lindern. Die Leitlinien-Autoren weisen darauf hin, dass in dieser Zeit auf den Kreislauf der Frau zu achten sei und darauf, wie stark sie blutet. Im Zweifel sollten Frauen eine Klinik aufsuchen. Die Wahrscheinlichkeit eines kompletten Abgangs binnen acht Tagen, eventuell mit einer zweiten Dosis Misoprostol, liegt bei 84 Prozent.

Sowohl eine spontane Fehlgeburt als auch eine medikamentös eingeleitete haben gegenüber einer Ausschabung sowohl Vor- als auch Nachteile. So schreiben die Autoren zu den Vorteilen, dass die Gebärmutter geschont werde, die Frau direkt wieder schwanger werden könne, das Abschiednehmen bewusster geschehen sowie auch das Vertrauen in den eigenen Körper gestärkt werden könne, habe dieser diesen schwierigen Prozess alleine gemeistert.

Demgegenüber sehen sie als Nachteile eines natürlichen Abgangs, dass die Frau auf diesen Prozess womöglich länger warten muss, bei einer bis zwei von 100 Frauen ein starker Blutverlust mit Kollaps auftrete und die Schwangerschaft womöglich nicht in Gänze abgehe.

Ein Zyklus Pause

Um eine Fehlgeburt chirurgisch zu beenden, schaben Chirurgen die Gebärmutter mit einem stumpfen Instrument aus. Das abgetragene Gewebe kann mit einer sogenannten Saugkürettage abgesaugt werden. Die Frau muss dafür nicht stationär ins Krankenhaus; der Eingriff geschieht ambulant unter Vollnarkose. Kurz vor der Ausschabung sorgt Misoprostol für die Erweichung des Gewebes, damit Chirurgen es nicht mit Macht aufdehnen müssen. Der Erfolg einer Ausschabung liegt bei nahezu 100 Prozent.

Als Nachteile gibt die Leitlinie an, dass selten die Gebärmutterhöhle verletzt wird, ebenfalls selten in einer folgenden Schwangerschaft das Risiko für eine Frühgeburt erhöht sein kann, selten Narkose- beziehungsweise operationsbedingte Zwischenfälle vorkommen. Je nachdem, wie die Frau mit dem Verlust der Schwangerschaft umgeht, kann die Ausschabung einen bewussten Abschied sowie eine bewusste Trauer beeinträchtigen.

Im Gegensatz zum natürlichen Abort raten die Experten und Expertinnen nach einer Ausschabung zu einem Zyklus Pause, in dem Frau nicht versucht, wieder schwanger zu werden, damit sich die Gebärmutterschleimhaut wieder richtig aufbauen kann.

Frauen, die eine Fehlgeburt erlebt haben, fürchten, dass sich das wiederholen könnte. Diese Möglichkeit besteht zu 20 Prozent nach einem erstmaligen Abort und zu einem knappen Drittel nach zwei Fehlgeburten. Schon dann sei es sinnvoll, die Fehlgeburt genetisch analysieren zu lassen, auf jeden Fall jedoch nach drei Fehlgeburten.

Zeit geben

Nach einer Fehlgeburt brauchen Körper und Seele Heilung. Hormonelle Schwankungen können eine unausgeglichene Stimmungslage bedingen. Weitaus größeren Ausmaßes können seelischer Schmerz und Trauer aufgrund des Verlustes sein. Hier sollten behandelnde Ärzte Unterstützung anbieten, beziehungsweise Ansprechpartner in dieser Situation nennen können.

Jüngst wurde auch der Mutterschutz ausgeweitet, um von einer Fehlgeburt betroffenen Frauen eine Schutzzeit zu bieten. Griff der Mutterschutz bislang nur, wenn eine Fehlgeburt ab der 24. Schwangerschaftswoche geschah, so besteht der Anspruch darauf ab Juni 2025 für alle Frauen, die ab der 13. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleiden.

Dabei ist der Mutterschutz gestaffelt und beträgt für Frauen, deren Fehlgeburt ab der 13. SSW stattfand zwei Wochen, ab der 17. SSW sechs Wochen sowie ab der 20. SSW acht Wochen. Arbeitgeber dürfen betroffene Frauen in den jeweiligen Mutterschutzzeiten nur dann beschäftigen, wenn die Frau das ausdrücklich möchte. Auch Arbeiten kann in diesen Fällen ein Weg sein, Geschehenes zu verarbeiten. In der jeweiligen Mutterschutzzeit erhalten Frauen nach Fehlgeburt die vorgesehenen Leistungen.

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