Nummer 39 ist da |
Sven Siebenand |
13.12.2024 08:45 Uhr |
Das neue Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Mirvetuximab Soravtansin ist zur Therapie von Patientinnen mit Eierstock-, Eileiter- und primärem Peritonealkrebs indiziert. / © Getty Images/FatCamera
Seit Mitte Dezember ist das neue Krebsmedikament auf dem deutschen Markt verfügbar. Es darf als Monotherapie für die Behandlung von Folatrezeptor-alpha-(FRα-)positivem, platinresistentem, hochgradigem, serösem, epithelialem Ovarial-, Tuben- oder primärem Peritonealkarzinom angewendet werden. Die Patientinnen sollen mit ein bis drei systemischen Behandlungslinien vortherapiert sein.
Der Antikörperteil des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats - Mirvetuximab - bindet zielgerichtet an den FRα. Dieser ist bei einigen Krebspatientinnen übermäßig vorhanden. An den Antikörper ist über einen Linker der potente Tubulin-Inhibitor DM4 gebunden. Nach Bindung an FRα wird Mirvetuximab Soravtansin in die Zelle geschleust, wo dann durch proteolytische Spaltung das Zellgift freigesetzt wird. Der Mitosehemmer unterbricht das Mikrotubuli-Netzwerk, was zu einem Stillstand des Zellzyklus und zum apoptotischen Zelltod führt.
Die empfohlene Dosis von Elahere beträgt 6 mg/kg angepasstes Idealkörpergewicht (adjusted ideal body weight, AIBW) einmal alle drei Wochen (21-Tage-Zyklus) als intravenöse Infusion bis zur Progression der Erkrankung oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität. Eine auf dem AIBW basierende Dosierung reduziert die Expositionsvariabilität bei Patientinnen, die entweder unter- oder übergewichtig sind.
Die Fachinformation enthält Details zu Dosisanpassungen, die aufgrund von Nebenwirkungen notwendig sein können. Vor jeder Infusion erhalten die Patientinnen zudem eine Prämedikation, um Häufigkeit und Schweregrad von Infusionsreaktionen, Übelkeit und Erbrechen zu reduzieren. Bei Patientinnen mit mittelschwerer bis schwerer Leberinsuffizienz ist eine Therapie mit Mirevtuximab Soravtansin zu vermeiden.
Hinsichtlich Wechselwirkungen ist zu berücksichtigen, dass DM4 ein CYP3A4-Substrat ist. Die gleichzeitige Anwendung von Elahere mit starken CYP3A4-Inhibitoren kann die Exposition gegenüber unkonjugiertem DM4 und so auch das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen. Wenn die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A4-Inhibitoren nicht zu vermeiden ist, sind die Patientinnen engmaschig auf Nebenwirkungen zu überwachen. Andersherum können starke CYP3A4-Induktoren die Exposition gegenüber unkonjugiertem DM4 verringern.
Sehr häufige Nebenwirkungen des neuen Medikaments sind verschwommenes Sehen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Keratopathie, trockene Augen, Verstopfung, Erbrechen, verminderter Appetit, periphere Neuropathie, Kopfschmerzen, Asthenie, erhöhte Aspartat-Aminotransferase und Arthralgie.
In der Fachinformation von Elahere gibt es unter anderem einen gesonderten Warnhinweis zum Thema Augenerkrankungen. Wegen der möglichen okulären Toxizität sollen Patientinnen vor Therapiebeginn und danach in regelmäßigen Abständen die Augen untersuchen lassen. Es wird auch empfohlen, während der Behandlung benetzende Augentropfen anzuwenden. Bei Patientinnen, die Nebenwirkungen an der Hornhaut von mindestens Grad 2 entwickeln, wird für nachfolgende Zyklen mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat die Anwendung von topischen Steroiden am Auge empfohlen. Die Patientinnen sind ferner darauf hinzuweisen, während der Behandlung mit Mirvetuximab Soravtansin die Verwendung von Kontaktlinsen zu vermeiden, es sei denn, dies wird vom medizinischen Fachpersonal angeordnet.
Aufgrund des Wirkmechanismus kann Mirvetuximab Soravtansin bei Verabreichung an Schwangere zur Schädigung des Embryos/Fetus führen, da es mit DM4 eine genotoxische Verbindung enthält und sich aktiv teilende Zellen beeinflusst. Gebärfähige Patientinnen müssen deswegen während der Behandlung und für sieben Monate nach der letzten Anwendung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Die Anwendung von Elahere bei Schwangeren wird nicht empfohlen und während der Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat sowie für einen Monat nach der letzten Anwendung darf nicht gestillt werden.
Elahere ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C aufrecht zu lagern.