Nur so wirkt Kaffee positiv auf das Herz |
Katja Egermeier |
14.01.2025 10:00 Uhr |
Beim Kaffeegenuss wird der maximale Koffein-Blutspiegel nach 15 Minuten bis 2 Stunden erreicht. Die Halbwertszeit von Koffein beträgt bei Erwachsenen etwa 2,5 bis 4,5 Stunden, kann sich aber individuell unterscheiden. / © Getty Images/stock_colors
Die Theorie, dass Kaffee der Gesundheit schadet, ist schon seit Längerem überholt. Vermehrt zeigt die Wissenschaft, dass mäßiger Kaffeekonsum durchaus gesundheitliche Vorteile haben kann. Dass Kaffee sogar das Sterberisiko, vor allem hinsichtlich einer Herzerkrankung, senken kann, haben nun auch die Forschenden in einer Studie bestätigt gesehen. Allerdings mit einer Einschränkung: Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an. Das positive Ergebnis gelte nur für Kaffeekonsum am Morgen. Koffein am Nachmittag oder Abend könne die positive Wirkung auf das Herz dagegen zunichtemachen.
In der Beobachtungsstudie unterschieden die Forschenden der Tulane University und der Harvard TH Chan School of Public Health zunächst zwei Arten von Kaffeetrinkern: den Morgentyp (36 Prozent), der seinen Kaffeekonsum auf den Morgen beschränkt, und den Ganztagstyp, der Kaffee den ganzen Tag über konsumiert (16 Prozent). Die dritte und größte Gruppe machten mit 48 Prozent die Nicht-Kaffeetrinker aus. Die Gesundheits- und Ernährungsdaten von 40.725 Erwachsenen holten sich die Forschenden aus der US-amerikanischen National Health and Nutrition Examination Survey. Der Beobachtungszeitraum betrug 9,8 Jahre, während dessen 4295 Teilnehmer starben, davon 1268 an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und 934 an Krebs.
Bei der Analyse der Daten stellten die Forschenden fest, dass die Morgentypen im Vergleich zu den Kaffeeabstinenzlern eine um 31 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit hatten, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben – unabhängig von der Menge des Kaffeekonsums. Bei den Krebsraten zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede, doch die Wahrscheinlichkeit, an irgendeiner Ursache zu sterben, war ebenfalls um 16 Prozent und somit signifikant geringer. Hinsichtlich der Ganztagskaffeetrinker entsprach die Wahrscheinlichkeit der der Abstinenzler – sie wiesen also kein geringeres Herz-Kreislauf-Risiko auf.
Die Gründe dafür erklären sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den Auswirkungen von Koffein auf die Nachruhe. Die Folgen von spät genossenem Kaffee auf die Schlafqualität sei bekannt. Sie könnten die Gesundheit derjenigen beeinträchtigt haben, die den ganzen Tag über Kaffee trinken. »Wir haben die Mechanismen in dieser Studie nicht untersucht, aber vorherige Studien haben gezeigt, dass spätes Kaffeetrinken den Schlaf stören kann, was zumindest teilweise den fehlenden Nutzen des ganztägigen Kaffeetrinkens erklärt«, sagt dazu der leitende Forscher der Studie, Dr. Lu Qi.
Umgedreht hätten frühere Studien gezeigt, dass Kaffee positive Wirkung auf den Stoffwechsel hat. Das schließe metabolische Faktoren mit ein, wie beispielsweise die Verringerung ungünstiger Lipide und die Senkung des Blutzuckerspiegels. »Unsere Studie zeigt, dass das Trinken von Kaffee am Morgen diese Vorteile verstärken kann.« Bevor empfohlen werden könne, auf Kaffee am Nachmittag oder Abend zu verzichten, seien jedoch noch weitere Studien erforderlich, so Lu Qi. Zusammenfassend lasse sich jedoch jetzt schon sagen: »Kaffeetrinken am Morgen ist besser als Kaffeetrinken den ganzen Tag über.«
Bei den Wirkungen von Kaffee sollte dieser nicht auf den Hauptinhaltsstoff Koffein reduziert werden. Kaffee enthält Hunderte weitere biologisch aktive Naturstoffe, darunter Polyphenole wie Chlorogensäure und Lignane, das Alkaloid Trigonellin, Melanoidine, die beim Rösten gebildet werden, und geringe Mengen an Magnesium, Kalium und Vitamin B3. Diese Verbindungen können oxidativen Stress lindern, das Darmmikrobiom positiv beeinflussen und den Glucose- und Fettstoffwechsel modulieren.