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Neue Bewertungsgrundlage

Nutri-Score wird strenger

Seit November 2020 können Hersteller von Lebensmitteln ihre Produkte freiwillig mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Jetzt wird die fünfstufige Skala erstmals überarbeitet. Optisch bleibt alles wie gehabt, doch die zugrunde liegende Berechnungsmethode soll bestimmte Inhaltsstoffe künftig anders gewichten.
Inka Stonjek
23.09.2022  12:00 Uhr

Er sieht aus wie das Energielabel auf Elektrogeräten und soll ebenso mit einem Blick die Kaufentscheidung erleichtern: der Nutri-Score. Die Lebensmittelkennzeichnung wurde in Frankreich entwickelt und dort 2017 eingeführt. In Deutschland kann das Label seit November 2020 freiwillig von den Herstellern auf der Vorderseite ihrer Produktverpackungen aufgedruckt werden. Seitdem haben sich dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge rund 570 Unternehmen mit rund 860 Marken für eine Verwendung des Nutri-Scores auf dem deutschen Markt registriert.

Der Nutri-Score bewertet die ernährungsphysiologische Qualität eines verarbeiteten Lebensmittels anhand einer fünfstufigen Skala, die von »A« (vorteilhafte Nährwertqualität, dunkelgrün) bis »E« (weniger vorteilhafte Nährwertqualität, rot) reicht. Dieses Gesamtergebnis wird ermittelt, indem seine günstigen Nährstoffe mit den ungünstigen Nährstoffen ins Verhältnis gesetzt werden. Energie, gesättigte Fettsäuren, Gesamtzucker und Salz geben dem Produkt Strafpunkte, abhängig davon, wie viel jeweils in 100 Gramm eines Lebensmittels enthalten sind.

Lebensmittel (Gesamtpunkte) Nutri-Score Getränke (Gesamtpunkte)
-15 bis -1 A Wasser
0 bis 2 B -15 bis 1
3 bis 10 C 2 bis 5
11 bis 18 D 6 bis 9
19 bis 40 E 10 und mehr
Berechnungsgrundlage für die Vergabe des Nutri-Scores für Lebensmittel und Getränke

Günstige Nährstoffe wie Proteine, Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Nüsse gleichen den Punktestand aus. Auf diese Weise kommt am Ende eine Gesamtpunktzahl heraus. Bei allgemeinen Lebensmitteln liegt sie zwischen -15 und +40 (siehe Tabelle), von der aus der entsprechende Buchstabe abgeleitet wird. Generell gilt: Je niedriger die Gesamtpunkte beziehungsweise der Nutri-Score, desto gesünder das Lebensmittel. Ein Produkt mit einem günstigen, ausgewogenen Nährwertprofil erhält daher eine grüne Einordnung und den Buchstaben A, ein sehr unausgewogenes Produkt wird rot bewertet und bekommt den Buchstaben E. Um Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Lebensmitteln zu gewährleisten, erfolgt die Berechnung nicht pro Portion, sondern pro 100 Gramm.

Die Crux mit der Vereinfachung

Der Nutri-Score ist nicht für alle Lebensmittel gerecht und gleichwertig. Für unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse und Fisch ist der Nutri-Score nicht geeignet. Andere Lebensmittel haben eigene Bewertungsmethoden. Bei Käse, bei dem meist der hohe Energie- und Salzgehalt für ordentlich Strafpunkte sorgt, wird immer noch der Eiweißgehalt als positives Kriterium herangezogen, während dies bei anderen Lebensmitteln nur in besonderen Fällen der Fall ist. Bei Ölen und Fetten fließen nicht die gesättigten Fettsäuren in die Berechnung ein, sondern das Verhältnis aus gesättigten Fettsäuren und Gesamtfetten. Bei Getränken bezieht sich der Nutri-Score auf 100 Milliliter. Zudem geht der Nutri-Score mit ihnen deutlich strenger ins Gericht: So gibt es ein »A« nur für Wasser.

Trotzdem spiegelt der Nutri-Score nicht alle Aspekte eines Lebensmittels wider. Häufigster Kritikpunkt: Positive Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Omega-3-Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe bleiben ebenso unberücksichtigt wie Geschmacksverstärker, Süßstoffe oder Aromen. Das lässt den Herstellern eine Menge Spielraum, im negativen Sinn. So lässt sich der Nutri-Score eines Produktes verbessern, indem anstelle von Fett Zusatzstoffe zum Einsatz kommen. Außerdem können Verbraucher das Gesamtergebnis beim Einkauf nicht nachvollziehen, ohne sich mühsam im Internet über die Berechnungsgrundlage zu informieren. Zuletzt fehlt wirkliche Vergleichbarkeit, solange der Nutri-Score freiwillig ist und nur von einzelnen Herstellern verwendet wird. Wer zum Beispiel Süßigkeiten produziert, die ein E bekommen müssten, verwendet den Nutri-Score unter Umständen gar nicht.

Vorschläge zur Weiterentwicklung

Zahlreiche Hersteller und Interessenvertretungen haben deshalb eine Überarbeitung des Nutri-Scores gefordert und den Aufruf des BMEL im August 2021 genutzt, Vorschläge zu seiner Weiterentwicklung einzureichen. Die Forderungen – gebündelt auf der Homepage des BMEL einsehbar – wurden an ein wissenschaftliches Gremium weitergegeben, das von den offiziell am Nutri-Score beteiligten Ländern (Frankreich, Belgien, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Spanien und die Schweiz) einberufen wurde. Im Juli 2022 hat das wissenschaftliche Gremium den ersten von insgesamt drei Berichten vorgelegt und macht darin Vorschläge zur Anpassung der Berechnungsmethoden in den Kategorien »Allgemeine Lebensmittel« und »Fette und Öle«. Der Lenkungsausschuss hat den Vorschlägen zugestimmt.

Für Grün wird’s schwerer

Durch die neuen Berechnungsmethoden werden die Bewertungen des Nutri-Scores dem BMEL zufolge stärker an die aktuellen Ernährungsempfehlungen angepasst. Auf der roten Soll-Seite werden künftig die Gehalte von Zucker und Salz stärker und differenzierter gewichtet. Ein Lebensmittel kann nun bei diesen beiden Kriterien bis zu 20 Strafpunkte sammeln. Auf der grünen Haben-Seite fallen Eiweiß und Ballaststoffe künftig stärker ins Gewicht; für Eiweiß wurden die Punkte dafür bis 7 ausgedehnt. Kurzum: Mit der stärkeren und differenzierteren Gewichtung von Zucker (von max. 10 auf 15) und Natrium/Salz (von max. 10 auf 19) kann sich eine höhere Zahl an Strafpunkten ansammeln, die erst mit der Punktzahl der positiven Inhaltsstoffe ausgeglichen werden muss. Insgesamt gesehen wird es also schwieriger, das dunkelgrüne A zu erreichen. Denn generell gilt: Je niedriger die Gesamtpunkte beziehungsweise der Nutri-Score, desto gesünder das Lebensmittel.

Diese Änderungen betreffen beispielsweise Vollkornprodukte wie Brot und Brotwaren, die reich an Ballaststoffen sind und künftig besser von raffinierten Alternativen unterschieden werden können. Sie betreffen auch Fette und Öle, indem sich pflanzliche Speiseöle künftig besser differenzieren lassen und solche mit einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren wie Oliven-, Raps- und Walnussöl nun günstigere Bewertungen erhalten.

Aus den Anpassungen ergibt sich zudem eine differenziertere Bewertung von Fisch und Meeresfrüchten sowie gesüßten und ungesüßten Milchprodukten. Für Fleisch und Fleischprodukte soll es künftig zusätzliche Regelungen geben, die den aktuellen Ernährungsempfehlungen Rechnung tragen, die ihren begrenzten Verzehr vorsehen.

Das wissenschaftliche Gremium setzt seine Evaluation des Nutri-Scores bereits fort. Ergebnisse für die Kategorie »Getränke« sollen noch 2022 folgen, 2023 für die sogenannte »Obst- und Gemüsekomponente«. Sobald die Evaluation abgeschlossen ist und der Lenkungsausschuss über alle möglichen Vorschläge des wissenschaftlichen Gremiums beraten hat, sollen die Nutzungsbedingungen des Nutri-Scores aktualisiert werden. Unternehmen, die den Nutri-Score nutzen, sollen eine ausreichend lange Übergangsfrist erhalten, um ihre Label an die neuen Berechnungsmethoden anzupassen.

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