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Schwere Entscheidung

OP bei Problemen an Wirbelsäule, Knie oder Hüfte?

Viele orthopädische Probleme klingen von selbst ab oder lassen sich wirksam mit konservativen Therapien lindern. Doch nicht immer kommen Patienten um eine Operation herum.
Nicole Schuster
06.07.2023  11:30 Uhr

Wenn mit Wirbelsäule, Knie oder Hüfte etwas nicht in Ordnung ist, wird häufig eine Operation als Option genannt. Viele Patienten sind dann verunsichert. Heißt es nicht oft, dass Anreize bestehen, möglichst viel und sogar grundlos zu operieren? Nutzt eine andere Therapie vielleicht mehr? Jeder chirurgische Eingriff ist mit einem Gesundheitsrisiko verbunden. Nicht nur deshalb bevorzugen die meisten Menschen konservative Behandlungen wie Physiotherapie, physikalische Methoden und eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikation. In vielen Fällen tritt dann auch nach einiger Zeit eine Besserung ein. Wenn diese ausbleibt oder nicht schnell genug erfolgt, bleibt vermeintlich nur noch eine chirurgische Intervention.

Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist oft hoch und so wurden allein in Krankenhäusern in Deutschland 2021 mehr als 4,3 Millionen Operationen am Bewegungsapparat durchgeführt. Zu den häufigsten Eingriffen zählt der künstliche Gelenkersatz an der Hüfte und am Knie. Dieser wird meist durchgeführt, wenn eine Arthrose den Gelenkknorpel irreversibel geschädigt hat. Eine Arthrose kann auf altersbedingten Verschleiß, Über- und Fehlbelastungen, Krankheiten oder eine frühere Verletzung zurückgehen. Reibungen zwischen den Knochenelementen und Fehlbelastungen führen dazu, dass die Krankheit fortschreitet und noch mehr Knorpel verloren geht.

Künstliches Hüfgelenk inzwischen Routine-OP

Die Implantation einer Endoprothese, also eines künstlichen Gelenks, soll dazu führen, dass Bewegungen wieder schmerzfrei möglich sind und Patienten an Lebensqualität gewinnen. Der Ersatz eines kranken Hüftgelenks gehört mittlerweile zu den Routineeingriffen. Für Patienten mit schwerer Arthrose ist es meist der einzige Weg, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können. Eine schwere Hüftarthrose entwickelt sich jedoch langsam über viele Jahre hinweg und Patienten könnten frühzeitig gegensteuern. Degenerative Veränderungen lassen sich oft mit konservativen Methoden abbremsen. Weniger Körpergewicht, eine entzündungshemmende Ernährung, Physiotherapie und eine angemessene körperliche Aktivität können dem Gelenkverschleiß vorbeugen.

Künstliches Kniegelenk will gut überlegt sein

Während die Entscheidung für ein künstliches Hüftgelenk in einem späten Stadium der Arthrose die meisten Betroffenen nicht bereuen, sollte die Implantation eines Kniegelenks gut bedacht werden. Möglicherweise lindert die Endoprothese die Schmerzen nicht ausreichend. Bis zu jeder Fünfte hat nach der Operation weiterhin Beschwerden, weil etwa das neue Gelenk nicht optimal passt oder nicht richtig eingesetzt worden ist oder weil Weichteilgewebe eingeklemmt wurde. Mit der Zeit kann sich die Endoprothese lockern oder das Knie kann instabil werden – mit einer Nachoperation als Folge. Die Rate an Komplikationen liegt höher als beim Hüftgelenk, da die Biomechanik des Kniegelenkes komplexer ist. Künstliche Ersatzteile, ob als Teil- oder Totalendoprothese, sind nicht in der Lage, alle natürlichen Bewegungen des Knies zu ermöglichen.

Bei einer Kniearthrose wird mitunter noch alternativ zu einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) am Knie geraten. Dabei spült der Arzt das Kniegelenk, um Partikel wie kristalline Ablagerungen oder Knorpelstückchen zu entfernen, und glättet gegebenenfalls raue Knorpelflächen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Bern festgestellt, dass die Arthroskopie wirkungslos ist. Heute ist die minimalinvasive Intervention nicht mehr im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung verankert.

Behandlung derSchultern so vielfältig wie die Beschwerden 

Das Schultergelenk zählt zu den beweglichsten Gelenken im Körper und kann durch verschiedene Verletzungen und Erkrankungen in seiner Funktion beeinträchtigt werden. Eine Arthrose im Schultergelenk, die sogenannte Omarthrose, tritt seltener auf als eine Arthrose in der Hüfte oder im Knie. Bei ausgeprägter Omarthrose kann das Gelenk ganz oder zum Teil gegen einen künstlichen Ersatz ausgetaucht werden. Der totalendoprothetische Gelenkersatz kann zu besseren klinischen Ergebnissen führen, bei der Hemiprothese ist die Komplikations- und Revisionsrate höher.

Bei einer Luxation des Schultergelenks springt der Gelenkkopf aus der Schultergelenkpfanne. Bänder, Sehnen, Blutgefäße oder Nerven können in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Patienten verspüren starke Schmerzen. Wenn der Arzt Begleitverletzungen ausschließen kann, lässt sich die Schulter direkt wieder einrenken. Sind jedoch umliegende Strukturen verletzt, muss häufig ein Chirurg gerissene Bänder und Sehnen vernähen und den ausgedehnten Bandapparat stabilisieren. Für den Behandlungserfolg und um zu verhindern, dass die Schulter erneut auskugelt, ist die Nachbehandlung wichtig.

Bei Sportlern gefürchtet ist das Schulter-Impingement. Dabei sind Muskelsehnen und Nerven zwischen Schulterdach und Oberarmkopf eingeklemmt. Patienten leiden belastungsabhängig unter Schmerzen, die vor allem auftreten, wenn sie den Arm anheben. Eine konservative Behandlung sollte so früh wie möglich einsetzen. Es kann trotz konsequenter Therapie einige Monate dauern, bis eine Besserung eintritt. Bleibt ein Behandlungserfolg aus, entscheiden sich Patienten mitunter für einen operativen Eingriff. Bei einer Arthroskopie trägt der Arzt knöcherne Veränderungen des Schulterdachs ab und kann den entzündeten Schleimbeutel entfernen. Die sogenannte subacromiale Dekompression hilft jedoch oft nicht und geht wie jede Operation mit Risiken einher.

Ebenfalls sehr schmerzhaft ist die Kalkschulter. Dabei verkalken Sehnen im Schultergelenk. Als Ursache wird eine Durchblutungsstörung vermutet. Patienten leiden unter Bewegungsunfähigkeit, plötzlichen, starken Schulterschmerzen und Schmerzen beim Schlafen auf der betroffenen Seite. Konservative Therapien bestehen aus einer Analgesie, Ruhigstellung des Schultergelenks in der akuten Schmerzphase und einer sich anschließenden Krankengymnastik. Bei ausbleibendem Erfolg kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie versucht werden. Halten die Beschwerden weiter an, kann ein Chirurg das Kalkdepot entfernen. Die Rückfallgefahr nach der Operation gilt als gering.

Eingriffe an der Wirbelsäule

Rückenschmerzen sind ein Zivilisationsleiden und weltweit die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Anders als von vielen Patienten erwartet, lässt sich durch eine Operation die Rückengesundheit meist nicht wieder vollkommen herstellen. Schätzungen zufolge ist jeder Dritte, der sich an der Wirbelsäule operieren lässt, mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Je nach Ursache werden spezifische und nicht spezifische Rückenschmerzen unterschieden. Spezifische Rückenschmerzen haben eine feststellbare behandelbare Ursache. Diese lässt sich jedoch bei bis zu 90 Prozent der Rückenschmerzen nicht nachweisen. Zur Behandlung von unspezifischen Kreuzschmerzen gibt es eine Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL). Die Autoren empfehlen eine Operation nicht. Bei einem Teil der Patienten bessern sich die Symptome innerhalb einiger Monate von selbst.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT und MRT zeigen zwar häufig degenerative Veränderungen der Wirbelsäule an, die man operativ angehen könnte. Solche Veränderungen lassen sich ab einem bestimmten Lebensalter jedoch bei fast jedem Menschen feststellen und müssen nicht automatisch die kausale Ursache für die klinischen Symptome sein. Ein typisches Beispiel für nachweisbare Veränderungen sind Bandscheibenschäden. Allerdings ist nicht jeder Bandscheibenvorfall, den Ärzte auf dem Bild sehen, operationsbedürftig. Wenn nur Schmerzen auftreten, kann Abwarten ausreichen. Oft klingen die Schmerzen innerhalb von Tagen oder Wochen von selbst wieder ab.

Operation nicht überstürzen

Manchmal kann eine Operation den Zustand von Rückenschmerz-Patienten sogar dauerhaft eher verschlechtern. Bei einer Versteifungsoperation, einer Spondylodese, werden beispielsweise zwei oder mehrere krankhaft veränderte Wirbel miteinander verbunden. Es entstehen Belastungszonen oberhalb und unterhalb der Versteifungsstelle. Belastung und Bewegung können zu Anschlussdegenerationen führen. Die Rückenschmerzen nehmen wieder zu und machen möglicherweise weitere Operationen erforderlich. Die Patienten büßen dabei an Beweglichkeit ein. Eine Versteifung lässt sich zudem nicht mehr rückgängig machen und sollte nicht nur deshalb wohlbedacht werden.

Es gibt nur wenige Fälle, in denen eine Operation an der Wirbelsäule unumgänglich ist. Dann bestehen konkrete Gefahren für Folgeschäden, was beim Bandscheibenvorfall oder bei der Spinalkanalstenose möglich sein kann. Lähmungserscheinungen, Störungen bestimmter Körperfunktionen wie der Blase oder des Darms oder neurologische Ausfallerscheinungen sind Warnsignale, die eine schnelle Behandlung erfordern. In vielen anderen Fällen empfiehlt es sich, zunächst die Möglichkeiten der konservativen Therapien auszuschöpfen und die Physiotherapie/Bewegungstherapie konsequent durchzuführen.

Vor elektiven Operationen am Bewegungsapparat kann es ratsam sein, die Meinung eines zweiten Facharztes einzuholen. Bei einer Zweitmeinung stehen Patienten jedoch vor dem Problem, dass sie möglicherweise mit zwei gegensätzlichen Empfehlungen konfrontiert werden. Sollen sie nun der Erst- oder der Zweitmeinung folgen? Welcher Arzt hat recht? Diese Frage lässt sich im Einzelfall womöglich gar nicht beantworten. So besteht zum Beispiel bei einigen Wirbelsäulenerkrankungen sowohl national als auch international kein Konsens, ob und welcher chirurgische Eingriff angezeigt ist. Am Ende ist der Patient mit der Entscheidung dann doch auf sich allein gestellt. Möglicherweise hilft es ihm, eine klassische Pro-und-contra-Liste mit Argumenten anzufertigen, die für oder gegen den Eingriff sprechen. 

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