Orale Covid-19-Medikamente in Aussicht |
An oral einzunehmenden Medikamenten gegen Covid-19 wird intensiv geforscht. / Foto: Getty Images/Eoneren
Als erstes Land weltweit hat Großbritannien Molnupiravir zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Ein großer Vorteil des antiviralen Präparats Lagevrio® ist, dass es oral eingenommen werden kann.
Wie aus einer Pressemitteilung der Arzneimittelbehörde Großbritanniens (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency, MHRA) hervorgeht, ist das Medikament zur Anwendung bei erwachsenen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 und mindestens einem Risikofaktor für die Entwicklung einer schweren Erkrankung zugelassen. Zu diesen Risikofaktoren gehören Fettleibigkeit, höheres Alter (> 60 Jahre), Diabetes mellitus und Herzerkrankungen.
Das antivirale Mittel Lagevrio sei sicher und effektiv bei der Verminderung des Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, so die MHRA. Das passt zu den Ergebnissen einer Phase-III-Studie (Move-Out), die vor Kurzem bekannt wurden. Demnach konnte Molnupiravir bei gefährdeten, nicht hospitalisierten erwachsenen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder Tod signifikant reduzieren. Der Wirkstoff senkte das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder das Versterben an der Infektion um etwa 50 Prozent, meldeten die Firmen.
Basierend auf den klinischen Studiendaten sei Lagevrio am wirksamsten, wenn es in den frühen Stadien der Infektion eingenommen wird. Daher empfiehlt die MHRA seine Anwendung so bald wie möglich nach einem positiven Covid-19-Test und innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome. Laut der britischen Fachinformation beträgt die empfohlene Dosis 800 mg (vier 200-mg-Kapseln) alle zwölf Stunden über einen Zeitraum von fünf Tagen. Eine Dosisanpassung bei Älteren oder bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist nicht vorgesehen.
Ob die Kapseln mit oder ohne eine Mahlzeit eingenommen werden, ist nicht maßgeblich. Starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind laut der Fachinformation nicht bekannt. Nicht empfohlen wird der Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit. Frauen im gebärfähigen Alter sollten für die Dauer der Behandlung und für vier Tage nach der letzten Dosis von Lagevrio eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Die häufigsten Nebenwirkungen, die während der Behandlung und 14 Tage nach der letzten Dosis berichtet wurden, waren Durchfall (3 Prozent), Übelkeit (2 Prozent), Schwindel (1 Prozent) und Kopfschmerzen (1 Prozent).
Molnupiravir wird gemeinsam von den Firmen MSD und Ridgeback Biotherapeutics in der Entwicklung vorangetrieben. Ursprünglich sollte es ein Grippe-Mittel werden. Molnupiravir hemmt die Virusreplikation verschiedener RNA-Viren, unter anderem auch jene von SARS-CoV-2. Der Wirkmechanismus ähnelt jenem des bereits in der EU zugelassenen Wirkstoffs Remdesivir (Veklury®), der jedoch per Infusion gegeben werden muss.
Das Pharmaunternehmen Pfizer hat derweil positive Ergebnisse aus einer Studie mit dem oralen antiviralen Wirkstoffkandidaten PF-07321332 vorgestellt. Bei der US-Arzneimittelbehörde FDA sollen die Daten nun schnellstmöglich eingereicht werden, um einer Notfallzulassung für das Präparat Paxlovid™, das zusätzlich Ritonavir zum Boostern enthält, näher zu kommen.
Pfizer geht in einer Pressemitteilung auf die Ergebnisse einer geplanten Zwischenanalyse einer Phase-II/-III-Studie (EPIC-HR) ein. Diese zeigt, dass Paxlovid bei Covid-19-Patienten mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen um 89 Prozent gegenüber Placebo senkt. Voraussetzung war, dass die Patienten innerhalb von drei Tagen nach Einsetzen der Symptome behandelt wurden.
Die Studienmedikation wurde alle zwölf Stunden über fünf Tage eingenommen. Während unter Paxlovid innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von 28 Tagen 0,8 Prozent der Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder verstarben, waren es in der Placebogruppe 7 Prozent der Patienten. Ähnliche Verringerungen von Covid-19-bedingten Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen wurden bei Patienten beobachtet, die innerhalb von fünf Tagen nach Einsetzen der Symptome behandelt wurden. 1 Prozent der Patienten in der Verumgruppe und 6,7 Prozent der Patienten in der Placebogruppe wurden hospitalisiert oder verstarben.
PF-07321332 hemmt die Vermehrung von SARS-CoV-2, indem es ein wichtiges virales Enzym (Protease) mit dem Kürzel 3CL blockiert. Das Coronavirus benötigt dieses Enzym für die Replikation. Die gleichzeitige Anwendung mit einer niedrigen Dosis von Ritonavir hilft, den Abbau des Wirkstoffs PF-07321332 zu verlangsamen, sodass es bei höheren Konzentrationen für längere Zeit im Körper aktiv bleibt.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.