Oxytocin – so wirkt das Kuschelhormon |
Die genaue Wirkweise des Hormons ist wissenschaftlich umstritten. Belegt ist, dass Oxytocin eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Mutter und Kind spielt: es leitet die Wehen ein, stimuliert die Milchproduktion und stärkt die Beziehung zum Nachwuchs. Daneben kann es Stress und Ängste reduzieren, einfühlsamer machen, ist für die sexuelle Erregung wichtig und kann Paarbindungen sowie das Vertrauen zwischen Menschen fördern.
Letzterer Aspekt wurde durch ein Experiment des Wirtschaftswissenschaftlers Michael Kosfeld und des deutschen Psychologen Markus Heinrichs demonstriert: Probanden, denen Oxytocin durch die Nase verabreicht wurde, hatten demnach deutlich mehr Vertrauen in andere Menschen als jene, denen ein Placebo verabreicht wurde.
Die 2005 in »Nature« veröffentlichte Studie, an der auch Paul Zak beteiligt war, löste eine Vielzahl an Forschungsarbeiten rund um das Hormon aus. Schnell zeigte sich jedoch, dass die Wirkweise des Neuropeptids differenzierter ist als zunächst angenommen und dass eine Etikettierung als »Liebeshormon« oder »Kuschelchemikalie« zu kurz greift. So deuteten Studien an, dass Oxytocin unter bestimmten Umständen und in bestimmten Situationen misstrauischer und schadenfreudiger machen könnte.
Arbeiten des niederländischen Psychologen Carsten de Dreu ergaben gar, dass das Hormon zwar die Bereitschaft zu Vertrauen und Kooperation erhöht – allerdings nur innerhalb der Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, während andere Gruppen abgewertet werden können. Eine These, der Psychologe Heinrichs und Kollegen deutlich widersprachen.
Zuletzt wurden Hoffnungen enttäuscht, ein Oxytocin-Nasenspray als Autismus-Medikament einzusetzen: Eine US-amerikanische Studie mit fast 300 Kindern und Jugendlichen kam zu dem Schluss, dass das Hormon deren soziale Verhaltensweisen nicht verbesserte.