Pandemie und PTA |
Bei der PTA-Ausbildung können Regelungen im Krisenfall abweichen. / Foto: Getty Images/Phoenixns
Das Gesetz beinhaltet Änderungen des Apothekengesetzes sowie der Apothekenbetriebsordnung und sieht abweichende Regelungen in der Berufsausbildung von PTA vor. Der BVpta bezog am 22. April dieses Jahres Stellung zu diesem Gesetzesentwurf.
Die abweichenden Regelungen für die Berufsausbildung im Krisenfall betreffen die Dauer der Ausbildung, die Nutzung von digitalen Unterrichtsformaten, die Besetzung der Prüfungsausschüsse, die staatlichen Prüfungen und die Eignungs- und Kenntnisprüfungen. Der BVpta begrüßt den Ansatz in Zeiten einer epidemischen Lage. Dies schafft Flexibilität und sichert die notwendige Schnelligkeit, die Versorgungsleistung in Krisenzeiten sicherzustellen.
Die Änderung des Apothekengesetzes betrifft insbesondere die Versorgung in Krankenhäusern. Demnach sollen in Krankenhausapotheken in regionalen Modellvorhaben neue Abgabeformen über Automaten ohne abschließende Kontrolle durch pharmazeutisches Personal zur Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung der Stationen des Krankenhauses erprobt werden können.
Der BVpta e.V. steht digitalen und technischen Neuerungen grundsätzlich offen gegenüber. Eine Abgabe ohne Endkontrolle durch pharmazeutisches Personal sollte jedoch nicht erfolgen. Hier entstehen aus Sicht des Verbandes große Risiken im Hinblick auf Abgabefehler, denn in Krisenfällen muss schnell und unter hohen menschlichen Belastungen gearbeitet werden. Auf eine Endkontrolle zu verzichten, könnte zu folgenschweren Fehlern führen. Die Sicherstellung einer schnellen Versorgung ist wichtig, der Schritt einer Endprüfung sollte aber nicht übergangen werden. Im Fall einer Automatisierung kann dies aus Sicht des BVpta – so wie heute bereits in der Heimversorgung praktiziert – über eine Kamera in der Automatisierungsanlage erfolgen und somit von pharmazeutischem Personal am Computer erledigt werden.
Nach einer Änderung der Apothekenbetriebsordnung soll im Fall einer epidemischen Lage die Abgabe nur erfolgen, wenn die Anforderung für die Arzneimittel im Original vorliegt – dies sollte aus Sicht des BVpta e.V. ein QR-Code der Verordnung ebenso sein können, wie ein sicherer Scan, um Schnelligkeit zu gewährleisten.
Weiterhin sollen bei Anwendung der Automatisierung Apotheker auf der Station die Abgabe begleiten. Der Sachverhalt ist nach Ansicht des BVpta zu begrüßen. Für die Kontrollen jedoch können ebenso zeichnungsbefugte Pharmazeutisch-technische Assistenten eingesetzt werden, die nach dem neuen Berufsgesetz ab 1. Januar 2021 unter bestimmten Voraussetzungen ohnehin unter Verantwortung und nicht mehr nur unter Aufsicht arbeiten dürfen. Dies schafft mehr Flexibilität und ermöglicht den Einsatz des Apothekers an Stellen, wo eine hohe pharmazeutische Kompetenz unerlässlich ist, wie beispielsweise in der Mitarbeit der Erstellung von Therapieplänen.
Kleiner ist sie geworden, unsere Welt. Sicherer wurde sie dafür aber ganz und gar nicht. Nachdem im vergangenen Jahr die Spannungen im Nahen Osten und die zwischen den USA auf der einen und China, sowie dem Iran auf der anderen Seite die Medien bestimmten, sind diese Themen derzeit bestenfalls Nebensache. Ein kleiner Virus hat das Kommando übernommen. Und er legt im wahrsten Sinne des Wortes die Weltwirtschaft nahezu lahm. Dabei ist auch Covid-19 ohne Globalisierung nicht denkbar. Im Land des Wirtschaftsgiganten China erstmals aufgetreten, konnte er die mehrfach täglich verfügbaren Flug- und Schiffsverbindungen nutzen, um sich in noch nie da dagewesener Kürze zur Pandemie auszuweiten.
Ohne Vorbild war auch die Geschwindigkeit, mit der die Staaten ihre Wirtschaft selbst lahmlegten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Dabei fehlte es dann sehr schnell an essenziellen Gütern – ebenfalls global. Desinfektionsmittel und Schutzausrüstungen waren weltweit nicht mehr zu bekommen, weil ausgerechnet der Hauptproduzent China seine Produktionskapazitäten zunächst stilllegte. Die Produktion läuft zwar jetzt wieder an, aber der Schock sitzt dennoch tief.
Nun rächt sich, dass selbst reiche Länder wie das unsrige auch noch den kleinsten Cent aus dem Gesundheitswesen heraussparen wollten. Jetzt ist auch der letzte Gesundheitspolitiker davon überzeugt, dass das Gesundheitssystem nicht primär ein Kostenfaktor ist, sondern ein unverzichtbarer Teil der Daseinsvorsorge, für den der Staat garantieren muss. Und plötzlich ist alles anders: Nun soll Schutzausrüs-tung auch wieder in Deutschland produziert werden. Jetzt werden Krankenhaus- und insbesondere Intensivbetten ausgebaut – die gleichen übrigens, von denen man vor nicht allzu langer Zeit noch 600.000 reduzieren wollte. Und jetzt stellt man auch fest, dass Apotheken vor Ort einspringen, wenn etwas fehlt und damit dem Versandhandel um Welten überlegen sind – auf jeden Fall dann, wenn es um die Patienteninteressen geht!
Noch weiß niemand genau, wie lange Covid-19 die Welt im Griff haben wird. Klar scheint aber schon jetzt, dass sich nach der Pandemie einiges ändern muss. Wenn lebensnotwenige Arzneimittel ab Werk in Deutschland weniger kosten als eine Tüte Gummibärchen, dann kann dies kein Grund sein, Produktionen in weniger sichere, dafür aber deutlich billigere Länder zu verlagern. Hier muss wie auch bei der Produktion von Schutzausrüstungen einiges zurückgeholt werden. Deutschland braucht mehr Autarkie. Nicht nur bei der Landwirtschaft, sondern auch bei seinem Gesundheitssystem. Und Deutschland braucht wieder mehr Respekt, vor den Menschen, die jetzt jeden Tag beweisen, dass ihre wirklich nicht üppig bezahlten Berufe ohne Frage systemrelevant sind. Das gilt für die Verkäufer, Postzusteller und Müllwerker ebenso wie für die Krankenschwestern, Praxismitarbeiter und natürlich für diejenigen, die in den Apotheken tätig sind. Ohne diese Menschen liefe nämlich jetzt gar nichts. Das muss die künftige Wirtschafts- und Gesundheitspolitik berücksichtigen.
Bleibt zu hoffen, dass die Erinnerungen an die enormen Leistungen auch noch nach der Bedrohung durch Covid-19 wach bleiben. Da Globalisierung dazu jedenfalls keinen ausreichenden Beitrag leisten wird, muss die Politik dann lokal handeln!
Bettina Schwarz
Geschäftsführerin BVpta
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.