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Zielgerichtete Kost
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Parkinson – mehr Lebensqualität essen

Parkinson ist durch das Umstellen der Ernährungsgewohnheiten oder das Einhalten einer speziellen Diät nicht heilbar. Jedoch können mit einer zielgerichteten Kost Beschwerden gelindert sowie die Lebensqualität verbessert werden.
AutorKontaktCarina Steyer
Datum 12.01.2024  08:00 Uhr

Zu den Frühsymptomen bei Parkinson zählen Riech- und Schlafstörungen sowie eine gestörte Magen-Darm-Motilität. Jeder vierte Betroffene leidet zum Zeitpunkt der Diagnose unter Verstopfung. Im Verlauf der Erkrankung sind es 75 Prozent der Patienten. Degenerative Veränderungen betreffen auch die Nervenzellen im Darm und Darminhalte werden aufgrund von reduzierten Darmbewegungen verzögert transportiert. Verminderte Muskelanspannung, die Medikation, wenig körperliche Aktivität, eine verminderte Flüssigkeitsaufnahme oder ballaststoffarme Ernährung tun ihr Übriges. Vonseiten der Ernährung lässt sich mit einer ballaststoffreichen Nahrung gegensteuern. Ballaststoffe werden nicht verdaut, erhöhen im Darm aber durch Wasseraufnahme ihr Volumen und üben dadurch Druck auf die Darmwände aus. Das beschleunigt die Verdauung. Faserreiche pflanzliche Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte haben diesen Effekt.

Auch Sauerkrautsaft, milchsäurehaltige Lebensmittel wie Joghurt oder Quark sowie Ballaststoffe in löslicher Form wie Flohsamenschalen oder geschroteter Leinsamen eignen sich gut, um den Darm in Schwung zu bringen. Wichtig ist, dass eine ballaststoffreiche Ernährung mit ausreichenden Trinkmengen von wenigstens eineinhalb Litern pro Tag kombiniert wird. Bei starkem Schwitzen, das bei einigen Parkinson-Patienten vor allem nachts auftreten kann, sollte die Trinkmenge noch etwas höher ausfallen. Machen sich Betroffene Sorgen, diese Mengen nicht zu erreichen, kann es hilfreich sein zu erwähnen, dass auch Säfte oder Kaffee ohne Milch und Zucker der Flüssigkeitsbilanz hinzugerechnet werden können. Letzterer jedoch nur bis zu einer Menge von vier Tassen pro Tag.

Aromen nutzen

Sodbrennen und Völlegefühl zeigen meist eine verzögerte Magenentleerung an. Gegensteuern können Betroffene, indem sie über den Tag verteilt mehrere kleine statt wenige große Mahlzeiten einnehmen und den Konsum von leicht verdaulichen Speisen bevorzugen. Dazu gehören zum Beispiel Gemüsesorten wie Karotten, Kürbis, Fenchel oder Kartoffeln sowie leichte Pasta- und Reisgerichte. Das Trinken von lauwarmem Wasser kann den Magen anregen. Zudem ist es wichtig, alle Speisen gründlich zu kauen und harte Schalen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu entfernen.

Dass Riechen und Schmecken unweigerlich zusammengehören, hat wohl jeder schon einmal im Rahmen einer Erkältung erlebt. Bei  von Parkinson Betroffenen ist der verminderte Geruchs- und Geschmackssinn ein häufiger Grund für verringerten Appetit und weniger Genuss am Essen. Es gibt jedoch etliche Tipps, um Speisen geschmacklich aufzuwerten. So behält Gemüse grundsätzlich einen stärkeren Geschmack bei, wenn es gedämpft statt gekocht wird.

Gewürze und Kräuter können ihre Aromen voll entfalten, wenn sie frisch im Mörser zermahlen und unmittelbar vor dem Anrichten zu den Speisen gegeben werden. Insbesondere Kurkuma, Ingwer, Kresse und Petersilie sind in der Lage, den Geschmack zu verstärken.  Kräuter und Gewürze können auch zerkleinerte oder pürierte Lebensmittel geschmacklich aufwerten. Hier kann außerdem etwas Olivenöl für eine interessante Komponente und ein angenehmes Mundgefühl sorgen. Nicht als Geschmacksverstärker eingesetzt werden sollte hingegen Salz. Hier ist Zurückhaltung angebracht, obwohl viele Menschen dazu neigen, Speisen zu übersalzen, wenn Geruchs- und Geschmackssinn eingeschränkt sind. 

Verschlucken vorbeugen

Schluckstörungen machen die Nahrungsaufnahme für viele Parkinsonpatienten zur Schwerstarbeit. Sie können sowohl bei flüssigen als auch bei bröseligen oder festen Nahrungsmitteln auftreten und bergen das Risiko einer Aspiration. Besonders schwer zu schlucken sind langfaserige Lebensmittel wie Salat oder Fleisch und Speisen mit Mischkonsistenzen wie eine klare Suppe mit Einlage. Bei Letzteren sind es die unterschiedlichen Fließeigenschaften der Nahrungsmittelkomponenten, die Probleme bereiten. Der flüssige Teil fließt schnell, während die festen Teile hängenbleiben.

Um Verschlucken vorzubeugen, kann die Konsistenz der Speisen den Bedürfnissen der Betroffenen angepasst werden. Verdickungsmittel erhöhen die Konsistenz und können auch in Trinkwasser aufgelöst werden. Trockene Gerichte können durch das Zusetzen von Soßen oder Obstmus sämiger gemacht werden. Mahlzeiten aus verschiedenen Bestandteilen wie Nudeln mit Soße können kleingehackt oder wie Suppen püriert werden. Manchmal reicht es auch schon, wenn man feste Nahrungsmittel in einen Dipp oder eine Sauce eintaucht. Wichtig: Vor dem Trinken müssen alle Nahrungsstücke heruntergeschluckt worden sein. 

Betroffene, die zum Verschlucken neigen, sollten beachten, dass sich Flüssigkeiten hinsichtlich des Risikos für eine Lungenentzündung unterscheiden. So schädigen säurehaltige Flüssigkeiten wie Wein, Schnaps, Kaffee oder Säfte sowie kohlensäurehaltige Getränke häufiger die Epithelwand in Trachea und Bronchien. Wasser oder Tees aus Kamille oder Salbei verursachen trotz Aspiration hingegen kaum Lungenentzündungen.

Problematisch sind Schluckstörungen auch in Bezug auf das Schlucken des Speichels. Hier schlucken Parkinson-patienten meist weniger und seltener als gesunde Menschen, sodass sich mehr Speichel im Mund sammelt. Gut zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass säurehaltige Lebensmittel die Speichelproduktion anregen und salzige dünnflüssigen Speichel fördern. Bei Süßigkeiten, Puddings und Milch sollten Betroffene ausprobieren, wie sie reagieren. Alle drei Produktgruppen können für dicken, zähen und schleimigen Speichel sorgen. Pfefferminz- und Salbeitee hingegen können das Abschlucken des Speichels fördern. 

Gegen Mangel und Untergewicht

Im Verlauf der Erkrankung verliert jeder zweite Mensch mit Parkinson an Körpergewicht. Auslöser ist eine zu geringe Nahrungsaufnahme sowie der erhöhte Energieverbrauch aufgrund von Zittern, Daueranspannung der Muskulatur und die Anstrengung dadurch, begonnene Bewegungen zu Ende zu führen. Mahlzeiten auf mehrere kleine Portionen aufteilen und über den Tag verteilt einnehmen, kann hier helfen. Das beugt ebenso wie spezielles Besteck und rutschhemmende Unterlagen einer Ermüdung und dem vorzeitigen Beenden des Essens vor. Erlaubt sind süße und herzhafte Zwischenmahlzeiten wie Obst und Gemüse, aber auch ein Stück Kuchen, etwas Schokolade oder Käsewürfel. Säfte sind eine gute Möglichkeit, den Körper sowohl mit mehr Kalorien als auch mit Flüssigkeit zu versorgen. Zudem kann das Verfeinern von Soßen mit Sahne für eine erhöhte Kalorienaufnahme sorgen.

Eine ausgewogene Ernährung beugt einem Nährstoffmangel vor. Ein vermindertes Körpergewicht steht eng in Zusammenhang mit einer verminderten Knochendichte und dadurch bedingt vermehrten Knochenbrüchen. Calcium spielt eine Rolle dabei, dem Geschehen vorzubeugen. Pro Tag verliert ein gesunder Erwachsener durch Schweiß und Ausscheidungen etwa 300 mg Calcium. Bei Parkinson-Patienten kann diese Menge aufgrund einer vermehrten Schweißbildung sowie von Inkontinenz und nächtlichem Harndrang erhöht sein. Eine calciumreiche Ernährung kann einem Mangel vorbeugen. Reichlich Calcium steckt in Milch und Joghurt, Grünkohl, Spinat und Brokkoli. Bei den Käsesorten haben Emmentaler und Parmesan einen hohen Calciumgehalt. Eine gute Möglichkeit, die Calcium- mit der Flüssigkeitsaufnahme zu kombinieren, sind calciumreiche Mineralwasser. Die Produkte sind auf den Etiketten entsprechend gekennzeichnet. 

Levodopa und Eiweiß

Besondere Aufmerksamkeit bedarf die Einnahme von Levodopa mit proteinreichen Nahrungsmitteln. Als Aminosäure wird Levodopa wie alle anderen Aminosäuren der Nahrung durch die Darmwand aufgenommen. Erfolgt die Einnahme parallel zu einer proteinreichen Mahlzeit, konkurrieren alle Aminosäuren um die Aufnahme und die Wirksamkeit des Medikaments kann herabgesetzt werden. Um Wechselwirkungen zu vermeiden, sollten Patienten das Medikament deshalb eine halbe Stunde vor dem Essen auf leeren Magen einnehmen. Zudem hilft es, Proteine aus der Nahrung  eher in kleinen Portionen über den Tag verteilt zu konsumieren und nicht im Rahmen einer großen Mahlzeit. Auf Eiweiß verzichten sollten Patienten aber auf keinen Fall. 

Es gibt eine ganze Reihe an Nahrungsergänzungsmitteln, die einen Effekt auf die Progressionsrate der Parkinsonkrankheit haben könnten. Viele wurden in präklinischen und klinischen Studien hinsichtlich eines neuroprotektiven Effekts untersucht. Einen Überblick gibt die folgende Auflistung:

  • Coenzym Q10 ist das Coenzym des Komplex I der Atmungskette, der in den Zellen von Parkinson-Patienten eine niedrigere Aktivität zeigt als bei gesunden Menschen. Ziel wäre es, diese durch die Substitution von Coenzym Q10 wieder zu erhöhen. In klinischen Studien konnte jedoch bisher kein Effekt auf die Progressionsrate der Parkinsonkrankheit durch die Einnahme von Coenzym Q10 beobachtet werden, auch nicht in Kombination mit Vitamin E.
  • Niacin ist ein Vorläufer von NADH und konnte in präklinischen Toxinmodellen Neurone in der Substantia nigra schützen. Klinische Daten zur Anwendung existieren derzeit nicht.
  • Gluthathion ist ein Antioxidans. In präklinischen Modellen hat es protektive Eigenschaften gezeigt, klinische Studien mit Parkinson-Patienten existieren derzeit nicht.
  • In präklinischen Modellen hat Vitamin C einen Effekt auf die Aggregation von Alpha-Synuklein gezeigt. In klinischen Studien mit kleiner Patienten Zahl konnte durch die Einnahme großer Vitamin-C- und -E-Mengen eine Verzögerung des Einnahmebeginns von Levodopa um 2,5 Jahre erreicht werden. Anzumerken ist jedoch, dass sich die Serumspiegel von Vitamin C bei Parkinson-Patienten und gesunden Kontrollpersonen nicht unterscheiden. Und auch ein prophylaktischer Effekt auf die Entwicklung einer Parkinsonkrankheit konnte bisher nicht gefunden werden.
  • In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Molkeprotein einen Effekt auf die Plasma-Glutathion-Spiegel von Parkinson-Patienten hat. Den klinischen Befund der Studienteilnehmer konnte es jedoch nicht beeinflussen.
  • Epidemiologische Studien deuten an, dass Koffein sowohl schützende als auch verzögernde Effekte haben könnte. So zeigen epidemiologische Daten, dass bei Parkinson-Patienten mit einem höheren Koffeinkonsum später eine Levodopa-Therapie notwendig wird als bei Betroffenen, die kein oder wenig Koffein zu sich nehmen. Zudem haben Koffeinkonsumenten ein geringeres Risiko, an Parkinson zu erkranken. Ein Beweis in Form von klinischen Studien gibt es derzeit allerdings nicht.
  • Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass ein hoher Konsum ungesättigter Fettsäuren das Risiko, an Parkinson zu erkranken, reduziert. Studien, in denen die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Parkinson-Patienten untersucht wurde, konnten keinen Effekt zeigen.
  • Eine evidenzbasierte Empfehlung zur Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel findet sich in der aktuellen AWMF-Leitlinie »Parkinson-Krankheit« derzeit nicht. Dennoch merken die Autoren an, dass sie es für möglich halten, dass Probiotika künftig eine Rolle in der Therapie von Parkinson spielen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Studienlage für eine Empfehlung aber auch hier zu unübersichtlich.
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