Patientenkarte zu Methotrexat nutzen |
Methotrexat wird bei Autoimmunerkrankungen nur einmal in der Woche eingenommen. / Foto: Getty Images/Rapid Eye Media CC
Methotrexat (MTX) wird in verschiedenen Indikationen in unterschiedlichen Dosierungen verordnet. Üblich sind je nach Erkrankung sowohl die einmal tägliche als auch die einmal wöchentliche Anwendung. Hierin liegt eine erhebliche Gefahr für Missverständnisse und Fehlanwendungen. So kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Fällen, in denen Patienten ihr MTX täglich statt wöchentlich anwendeten und in den toxischen Bereich gerieten.
2019 veranlasste daher die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weitere Maßnahmen zur Risikominimierung, um solche Überdosierungen zu verhindern. Dazu gehört das Blaue-Hand-Material für einmal wöchentlich anzuwendende MTX-Tabletten. Es besteht aus einer Checkliste für Angehörige der Heilberufe für die Verordnung und Abgabe und einer Patientenkarte, die den entsprechenden Packungen beiliegt, aber auch online verfügbar ist und ausgedruckt werden kann. Auf dieser Karte soll die Apotheke bei der Abgabe den Wochentag der Einnahme vermerken.
Methotrexat, ein Folsäure-Antagonist, wird bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Morbus Crohn eingesetzt, aber auch bei Krebserkrankungen. Da eine Überdosierung schwerwiegende Folgen bis hin zum Tod haben kann, muss sichergestellt sein, dass der Patient oder die Pflegekraft die richtige Dosierung kennt. Bei Autoimmunerkrankungen wird Methotrexat einmal wöchentlich eingenommen oder angewendet.
Die EMA wollte nun wissen, wie gut diese Maßnahmen umgesetzt werden und ließ jeweils 30 Ärzte, Apotheker und Patienten in fünf Ländern der EU dazu befragen (Deutschland, Frankreich, Schweden, Polen und Griechenland). In keinem Land und keiner Gruppe wurden die angestrebten 80 Prozent Kenntnis und Nutzung des Materials erreicht. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Zwar waren 70 Prozent die visuellen Erinnerungen auf den Umverpackungen bewusst, doch nur ein Viertel kannte die Existenz der Patientenkarte und wusste, wo sie zu finden ist.
Immerhin waren sich aber jeweils 80 Prozent der Ärzte und Apotheker bewusst, wie wichtig es ist, den Einnahmetag genau festzulegen und schriftlich auf der Packung zu vermerken. Allerdings gaben nur 50 Prozent der Apotheker an, dies auch immer zu tun. Hier besteht also noch deutlich Luft nach oben.
Grundsätzlich soll das pharmazeutische Personal bei Abgabe von einmal wöchentlich dosiertem Methotrexat auf dieses eher ungewöhnliche Dosisregime noch einmal hinweisen und den konkreten Wochentag schriftlich auf der Packung und in der Patientenkarte vermerken. Kleiner Trost: Die deutschen Apotheker schnitten am besten ab. Hier kannte mehr als jeder zweite die Patientenkarte.
Das Schulungsmaterial ist auch auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter Pharmakovigilanz – Risikoinformationen – Schulungsmaterial zu finden.
Eine Überdosierung macht sich oft im blutbildenden und gastroenterologischen System bemerkbar. Es kommt beispielsweise zu Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie, Panzytopenie (starke Verminderung aller drei Blutzellreihen), Neutropenie, Knochenmarkshemmung, Schleimhautentzündungen, Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis), Geschwüren im Mund, Übelkeit, Erbrechen, gastrointestinalen Ulzerationen und Blutungen. Todesfälle können durch Sepsis oder einen septischen Schock, Nierenversagen und aplastische Anämie auftreten.
Als Gegenmaßnahme wird unter anderem Calciumfolinat gegeben und eine Alkalisierung des Urins eingeleitet. Seit 2022 gibt es außerdem ein zugelassenes Arzneimittel zur Verringerung toxischer Methotrexat-Plasmakonzentrationen (Glucarpidase – Voraxaze®).