PTA-Forum online
Phytotherapie

Pflanzen haben Potenzial gegen Covid-19

Kann die Phytotherapie bei der Prävention und Therapie der Infektion mit SARS-CoV-2 einen Beitrag leisten? Die Gesellschaft für Phytotherapie beantwortet das mit einem klaren Ja. Diverse Heilpflanzen besäßen das Potenzial, gegen Covid-19 zu helfen.
Elke Wolf
10.12.2020  16:00 Uhr

Es gibt Evidenz dafür, dass eine ganze Reihe klassischer europäischer Heilpflanzen Personen mit SARS-CoV-2-Infektion helfen kann. Das belegt etwa ein Übersichtsartikel, der kürzlich in der Zeitschrift Frontiers in Ethnopharmacology erschienen ist. Dabei bewertet eine internationale Arbeitsgruppe das Nutzen-Risiko-Verhältnis von 39 ausgewählten pflanzlichen Arzneimitteln, die traditionell für Atemwegserkrankungen als adjuvante symptomatische Behandlung auch von Covid-19 angezeigt sein könnten. Die Wissenschaftler recherchierten detailliert präklinische und klinische Erkenntnisse zu deren Wirksamkeit und Sicherheit. Zielgruppe der Recherchen waren Erwachsene mit frühen und leichten Influenza-Symptomen ohne Grundkrankheiten. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der analysierten Pflanzen stuften die Wissenschaftler als »positiv«, »erfolgversprechend«, »negativ« oder »unbekannt« ein.

Fünf pflanzlichen Zubereitungen vergaben die Forscher eine positive Bewertung, und zwar für Eibisch (Althaea officinalis), Myrrhe (Commiphora myrrha), Süßholz (Glycyrrhiza glabra), Efeu (Hedera helix) und Schwarzem Holunder (Sambucus nigra). Als »erfolgversprechend« wurden 12 Phytotherapeutika eingestuft: Knoblauch (Allium sativum), Kalmegh (Andrographum paniculata), Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia), Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea), das ätherische Öl von Eukalyptus (Eucalyptus globulus), Tilo (Justicia pectoralis), Arznei-Magnolie (Magnolia officinalis), Guaco (Mikania glomerata), Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides), Anis (Pimpinella anisum), Weide (Salix sp.), Ingwer (Zingiber officinale). 22 weitere pflanzliche Zubereitungen konnten lediglich in die Kategorie »unbekannt« eingestuft werden.

Die Autoren schlussfolgern, dass die positiv und erfolgersprechenden pflanzlichen Mittel über ein ausreichendes Evidenzniveau verfügen, um eine klinische Diskussion über ihre mögliche Verwendung als Adjuvanzien bei der Behandlung der frühen und milden Atemwegssymptome bei ansonsten gesunden Erwachsenen im Rahmen einer Covid-19-Infektion zu beginnen. Sie betonen freilich, dass diese pflanzlichen Arzneimittel diese Virus-Infektion nicht heilen oder gar verhindern können, aber das allgemeine Wohlbefinden der Patienten durch eine positive Beeinflussung der Symptome verbessern. Deren Haupt-Krankheitszeichen - der (häufig nur trockene Reiz-) Husten -, schwächt nicht nur die Patienten selbst, sondern trägt auch wesentlich zur Ausbreitung des Virus bei, sodass die Potenziale der aufgeführten pflanzlichen Medikamente genutzt werden sollten, um gerade auch dieses Symptom zu bessern, fordern die Wissenschaftler.

Mangelnde Daten

Fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse über die genaue Wirkweise der Pflanzenextrakte sind das eigentliche Problem. Das bekräftigt auch die Gesellschaft für Phytotherapie. »Leider gibt es aufgrund der seit Jahren nahezu fehlenden staatlichen Forschungsförderung im Bereich der Phytotherapie nur vereinzelte präklinische, jedoch keine einzige klinische Untersuchung mit früheren Coronaviren, speziell mit SARS-CoV-1, dem Verursacher der ersten Corona-Krise 2002/2003, und MERS-CoV. Daher bleibt aktuell nur der Rückgriff auf die wenigen Untersuchungen mit anderen umhüllten Viren übrig«, heißt es etwa auf deren Homepage.

Folgende phytotherapeutische Maßnahmen, die aufgrund bisheriger wissenschaftlicher Untersuchungen plausibel erscheinen, empfehlen Professor Dr. Karin Kraft von der Universität Rostock sowie Dr. Verena Spiegler und Professor Dr. Andreas Hensel von der Universität Münster:

Inhalationen und Nasensalben mit ätherischen Ölen, die etwa 1,8-Cineol enthalten wie das Eukalyptusöl, könnten sowohl gegen das Virus selbst prophylaktisch wirken als auch Entzündungsreaktionen nach der Infektion reduzieren, wodurch der Verlauf der Erkrankung gemildert werden könnte. Als Hintergrund führen die Professoren Untersuchungen auf, in denen 1,8-Cineol Mäuse, die mit Influenzavirus C infiziert waren, vor einem schweren Verlauf schützte.

Hochkonzentrierte Gerbstoffextrakte aus Zubereitungen von Salbeiblättern oder Grüntee könnten in der Mundhöhle prophylaktisch eingesetzt werden, etwa als Gurgel- und Mundspüllösung oder vielleicht auch als Zubereitungen zum Lutschen.

Die Pharmazeuten schreiben den Gerbstoffen die präventive Wirkung zu, denn diese »können mit Proteinbestandteilen im Speichel und mit Oberflächenproteinen der Mundschleimhaut einschließlich der Zunge interagieren. Zudem werden sie für eine gewisse Zeit auf der Schleimhautoberfläche fixiert. Wie lange dies am lebenden Organismus anhält, ist bisher unbekannt. In fünf kontrollierten klinischen Studien fand sich eine präventive Wirkung gegenüber Influenzaviren durch regelmäßiges Gurgeln mit dem stark gerbstoffhaltigen Tee aus Grüntee beziehungsweise mit Grüntee-Extrakt über mehrere Monate. Auch Salbeiblätter enthalten Gerbstoffe in höheren Konzentrationen, allerdings liegen keine klinischen Studien zu Virusinfektionen vor«, schreiben sie in ihren Empfehlungen der Gesellschaft für Phytotherapie.

Immunmodulation

Die Phyto-Experten nennen in ihrer Zusammenschau auch zwei Arzneipflanzen, deren immunmodulierende Eigenschaften für die Covid-19-Prophylaxe und -Therapie relevant sein könnten, und zwar verschiedene Zubereitungen aus Sonnenhutarten und der Wurzelextrakt der Kapland-Pelargonie. »Einige Zubereitungen waren bei der Prävention und Therapie von Virusinfektionen beim Menschen wirksam, bei an Coronaviren Erkrankten wurden jedoch keine klinischen Studien durchgeführt.«

Was den Sonnenhut betrifft, so sind die Presssäfte und die getrockneten Presssäfte aus dem frischen Kraut des Purpursonnenhuts mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 1,5 – 2,5:1 positiv zur Prävention zu bewerten. Auch die HMPC-Monographie vergibt Echinacea purpurea herba einen Well-established-Use mit Bezug auf diesen Extrakt. Alle anderen Zubereitungen wie aus E. pallidae radix oder E. angustifolia radix sind lediglich Arzneizubereitungen nach traditioneller Anwendung. Was den Pelargonium-Extrakt EPs® 7630 betrifft, bestätigen zahlreiche Doppelblindstudien seine Effektivität gegen Bronchitis. Für die Prophylaxe hat der Pelargonium-Extrakt keine Zulassung.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa