Die Brechwurz wurde lange Zeit zur gezielten Auslösung eines Brechreizes eingesetzt, beispielsweise bei Vergiftungen. Seit es jedoch Apomorphin gibt, das stärker brechreizinduzierend wirkt und ein erheblich besseres Nutzen-Risiko-Verhältnis hat, wird die Droge medizinisch nur noch in deutlich geringeren Dosen als Expektoranz angewendet
weiße Blüten zwittrig in köpfchenförmigen Blütenständen
ein- bis zweisamige Steinfrucht
Heimat
tropische Gebiete in Mittel- und Südamerika
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
getrocknete und zerkleinerte Wurzel (Ipecacuanhae radix), meist als Extrakt, alternativ als Pulver
Inhaltsstoffe
Alkaloide, wie Emetin und Cephaelin
iridoide Isochinolinglucoside
Stärke
Pflanzensäuren
Anwendung
weder vom HMPC noch von der Kommission E oder ESCOP bewertet
aufgrund des schlechten Nutzen-Risiko-Verhältnisses heute keine Relevanz mehr
nur noch selten verwendet als Hustenlöser in Kombination mit anderen Drogen, bei Magen-Darm-Beschwerden oder zum Auslösen von Brechreiz
Empfohlene Dosierung
Bei Extrakten abhängig vom Hersteller; allerdings sind Äquivalenzdosen von 150 mg Emetin pro Dosis beziehungsweise 1 g pro Tag als absolute Höchstdosen anzusehen.
Alternativ können in der Apotheke Einzeldosenrezepturen z. B. aus eingestelltem Ipecacuanha-Fluidextrakt hergestellt werden (s. NRF 19.1).
Anwendungsformen, bei denen der Patient selbst dosiert, sind abzulehnen.
Nebenwirkungen
Erbrechen
Blutdruckabfall
Pulsrasen
krampfartiger Husten
übermäßige Speichelbildung
giftig! Kann bei Überdosierung zum Koma führen!
Wechselwirkungen
aufgrund des möglichen Brechreizes keine gleichzeitige Einnahme von anderen peroralen Arzneiformen
Kontraindikationen
Allergie gegen Brechwurz
Schwangerschaft/Stillzeit
Abgabehinweise
auf keinen Fall überdosieren
Kombination mit anderen peroralen Arzneiformen vermeiden
Ipecacuanha-Rezepturen zur Geschmacksverbesserung beispielsweise mit Apfelsaft verdünnen
Weitere Informationen
Die Droge kam im 17. Jahrhundert nach Europa und wurde von einigen bekannten Persönlichkeiten verbreitet, darunter der französische Arzt Helvétius und der deutsche Universalgelehrte Leibniz. Vor allem in der Behandlung der weit verbreiteten Dysenterie (Ruhr) erwies sich die Droge als erfolgreich, was auch den alternativen Namen „Ruhrwurzel“ erklärt.
Als medizinisch verwendetes Emetikum ist die Brechwurz praktisch obsolet, jedoch wird ihre emetische Wirkung in einigen Ländern in der Drogenfahndung genutzt, um verschluckte Rauschgifte ausfindig zu machen.