Der Gelbe Enzian ist sehr bitter und wird schon seit der Antike als Bittermittel eingesetzt. Früher wurde er auch zur Behandlung zahlreicher Krankheiten empfohlen – von Beulenpest bis Gicht. Heutzutage beschränkt man sich auf seine ursprüngliche Anwendung als klassische Bitterstoffdroge zur Appetitanregung.
bis 1,5 m hohe, mehrjährige krautige Gebirgspflanze
kreuzgegenständige, bis 30 cm lange, kräftige Blatter
5-zählige, auffällig gelbe Blüten
Blüten in Trugdolden in den Blattachseln
Blütezeit Juni bis August
Kapselfrucht mit geflügelten Samen
Rhizom als Überdauerungsorgan
starke Wurzel mit bis 5 cm Durchmesser
Heimat
Gebirge in Mittel- und Südeuropa, insbesondere die Alpen
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
getrocknete und zerkleinerte Wurzel (Gentianae radix)
Inhaltsstoffe
Secoiridoid-Bitterstoffe wie Amarogentin
Xanthonderivate
Kohlenhydrate, darunter Gentiobiose
Alkaloide
Ätherisches Öl
Anwendung
bei temporärer Appetitlosigkeit und bei leichten dyspeptischen Beschwerden (traditional use gemäß HMPC)
Empfohlene Dosierung
0,6 bis 2 g Droge, 1- bis 3-mal am Tag
Nebenwirkungen
keine bekannt
Wechselwirkungen
keine bekannt
Kontraindikationen
Allergie gegen Enzian
Abgabehinweise
Einnahme zu oder kurz vor den Mahlzeiten
Bitterstofftees sollten nicht gesüßt werden
Zubereitung
0,6 bis 2 g Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen
Beispiele für Monopräparate
Enzianwurzel Bombastus
Beispiele für Kombipräparate
Bittrio®
Bittry® Enzian-Tropfen Salus
Enzian Magentonikum Wala®
Sinupret® Extract
SolvoHEXAL®
Zirkulin Artischocke plus Enzian
Weitere Informationen
Sowohl pharmazeutisch als auch kulinarisch ist der Gelbe Enzian der einzig relevante Enzian. Der Blaue Enzian ist jedoch wegen seines markanten Aussehens deutlich bekannter und wird daher auf Produkten wie beispielsweise Enzianschnaps meistens abgebildet, obwohl die Pflanze in diesen Produkten nicht enthalten ist.
Das im Enzian enthaltene Amarogentin ist mit einem Bitterwert von etwa 50.000.000 einer der bittersten bekannten Naturstoffe. Er muss 1:50.000.000 verdünnt werden, um nicht mehr bitter zu schmecken. Deshalb ist Amarogentin hauptsächlich für den stark bitteren Geschmack der Wurzel verantwortlich, obwohl es nur zu einem sehr geringen Anteil enthalten ist.