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Antibiotika

Pflanzliche Antiinfektiva als Alternative

Können Arzneipflanzen helfen, die fortschreitende Resistenz gegenüber Antibiotika zu bremsen? Auf diese Fragestellung ging in der Pharma World der Expopharm Professor Dr. Uwe Frank ein, Mikrobiologe und Hygieniker an der Universität Freiburg.
Isabel Weinert
11.10.2019  12:00 Uhr

Frank leitet eine Arbeitsgruppe mit dem Titel »Naturstoffbasierte Arzneimittel-Entwicklung«. Einleitend nannte er Pflanzengruppen mit antimikrobieller Wirksamkeit, zum Beispiel Lauchgewächse und hier vor allem Knoblauch. Unter den Gerbstoffpflanzen nehme Eichenrinde eine wichtige Position in der Dermatologie ein. Zu dieser Gruppe gehören auch Heidelbeeren oder Moosbeeren und Cranberrys. In einer alten Studie zu Cranberry bei Harnwegsinfekt zeigte sich laut Frank, dass bei den Frauen, die Cranberrysaft tranken, die Keimzahlen deutlich niedriger lagen als bei denjenigen, die den Saft nicht einnahmen. Unter anderem könnte die Ansäuerung des Harns oder auch der Durchspülungseffekt für diese Ergebnisse eine Rolle spielen.

»Wir haben Cranberry in unserer Arbeitsgruppe noch einmal unter die Lupe genommen und haben uropathogene Escherichia Coli gegen Proanthocyanidine getestet. Die Anheftung der Bakterien veränderte sich nicht beim Einsatz von Cranberrysaft in unterschiedlichen Konzentrationen. Exponierten wir das Urothel mit Proanthocyanidinen, sahen wir jedoch einen konzentrationsabhängigen Unterschied«, so Frank. Eine eindeutige Bewertung für die Effektivität von Cranberrys und deren Wirkweise sieht Frank derzeit nicht.

Isothiocyanate von Interesse

Eine andere Gruppe, die laut Frank von großem Interesse ist, sind die senfölhaltigen Pflanzen, allen voran der Senf selbst, aber auch Meerrettich und Rettich. Präparate aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel kommen bei unkomplizierten Harnwegs- und Atemwegsinfekten zum Einsatz. Die Kapuzinerkresse enthält mehr Benzylisothiocyanat. Sie wirkt vor allem im gram-positiven Bereich. In der Meerrettichwurzel liegt mehr Allylisothiocyanat vor, mit einem Schwerpunkt im gram-negativen Spektrum. In Franks Arbeitsgruppe wurden beide Substanzen gegen Staphylococcus aureus getestet. Dabei zeigte sich, dass das Bakterienwachstum beim Einsatz von 400 mg Kapuzinerkresse und 100 mg Meerrettichwurzel gestoppt wird.

Das Wirkprinzip der Isothiocyanate bestehe darin, die Keime auf mehreren Ebenen komplett unter Stress zu setzen, anders als bei Monosubstanzen, wie es die konventionellen Antibiotika sind. Hier wird meist nur ein Target angegriffen.

»Isothiocyanate funktionieren«, so Frank. »Sie reduzieren die Adhäsion, die Internalisierung und die Replikation in den Endothelzellen.« Das bestätigte sich bei einer weiteren Untersuchung bei Infektionen im Mund-Rachen-Raum. Hier konstatierte Frank eine beeindruckende Wirksamkeit in niedrigen Konzentrationen gegenüber den Keimen in der Mundhöhle, die für die Entstehung der Parodontose verantwortlich sind. Womöglich eigneten sich die Extrakte künftig, um Parodontose entgegenzuwirken.

In einer weiteren Untersuchung testeten Frank und Kollegen multiresistente Escherichia coli gegen Isothiocyanate. Das Ansprechen fiel hier geringer aus, allerdings nahm die Internalisierung der Keime in das Endothel ab.

Als weiteren antibakteriell wirksamen Extrakt nannte der Experte Pelargonium sidoides. Verschiedene Extrakte der Pflanze wurden getestet. Das Ergebnis: Die Adhäsion von A-Streptokokken wurde konzentrationsabhängig gehemmt, ebenso die Internalisierung. Die Phagozytose nahm zu, ebenso auch signifikant der oxidative burst und das intrazelluläre killing.

Potential der ätherischen Öle

In der letzten Gruppe, den ätherischen Ölen, zeigen viele eine antibakterielle Wirksamkeit. Das Interesse von Franks Arbeitsgruppe galt Korianderöl bei Neurodermitis und Dermatosen. Hier zeigte sich eine sehr gute Wirksamkeit gegen Staphylokokken und MRSA von Korianderöl in der Darreichungsform als Salbe.

Frank appellierte abschließend, angesichts der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen bei gleichzeitig nahezu fehlenden Innovationen, auch mögliche pflanzliche Alternativen zu berücksichtigen.

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