PTA-Forum online
Fentanyl

Pflaster mit Missbrauchspotenzial

Für Patienten mit starken und dauerhaften Schmerzen ist Fentanyl ein Segen. Doch der hochpotente Wirkstoff birgt bei Missbrauch ein hohes Risiko. Patienten und Pflegepersonal können durch eine sachgerechte Entsorgung der Pflaster dazu beitragen, Missbrauch zu verhindern.
Michelle Haß
02.09.2019  17:00 Uhr

In den USA sterben täglich durchschnittlich 130 Menschen an einer Überdosierung von Opioiden. Somit zählt es bei den unter Fünfzigjährigen zur häufigsten Todesursache. Hierzulande ist die Lage zwar weniger dramatisch, dennoch lassen sich circa zwei Drittel der insgesamt 1200 Drogentode im Jahr 2017 durch Überdosierung von Opioid-haltigen Subtanzen zurückführen. Fentanyl spielt dabei zunehmend eine tragende Rolle. Der Anteil der Überdosierungen verursacht durch Fentanyl schwankt zwischen 9 und 13 Prozent, wie aus dem Drogen- und Suchtbericht 2018 der Drogenbeauftragten der Bundesregierung hervorgeht.

Fentanyl ist ein vollsynthetisches, stark wirksames Opioid. Es weist eine 100 Mal stärkere Wirkung als Morphin auf. Therapeutisch setzt man es bei Tumorpatienten oder Patienten mit starken chronischen Schmerzen ein. Aufgrund seiner hohen Potenz und der geringen therapeutischen Breite ist Fentanyl bei nicht sachgemäßer Verwendung mit einem besonders hohen Risiko für Überdosierungen, oft mit letalen Folgen, verbunden. Eine Intoxikation äußert sich durch eine typische Symptomtrias, bestehend aus Bewusstseinsstörungen (oft in Form eines nicht erweckbaren Komas), beidseitiger Miosis (stecknadelförmige Pupillen) sowie einer lebensbedrohlichen Atemdepression, die häufig in einen Atemstillstand mündet.

Bei Drogenabhängigen ist Fentanyl beliebt, da es eine Alternative in Zeiten darstellt, wenn Heroin nur schwer verfügbar ist. Hinzu kommt, dass es 50 Mal stärker als Heroin wirkt. Teilweise mischen Drogendealer dem Heroin Fentanyl bei, um eine hochpotente Droge zu erhalten.

Achtsam sein

In der Offizin werden Fentanyl-Nasensprays und -Sublingualtabletten sowie transdermale Pflaster abgegeben. Letztere, die sogenannten transdermalen therapeutischen Systeme (TTS), setzen den Wirkstoff kontinuierlich über einen bestimmten Zeitraum frei. So sollen Plasmaspitzen vermieden und Nebenwirkungen minimiert werden. Um eine konstante Freisetzungsrate über die gesamte Anwendungsdauer von in der Regel 72 Stunden zu gewährleisten, enthalten die Pflaster relativ große Mengen Wirkstoff. Auch nach Benutzung sind noch etwa 50 bis 70 Prozent der deklarierten Menge an Fentanyl enthalten. Aus diesem Grund sind gebrauchte, nicht sachgemäß entsorgte Pflaster in der Drogenszene eine attraktive Fentanylquelle.

Abhängige entwenden die gebrauchten Pflaster etwa aus Müllbehältern in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Meist kochen sie die Pflaster aus und injizieren sich den resultierenden Sud intravenös. Darüber hinaus werden die Pflaster auch gelutscht, geschluckt, gekaut oder zu mehreren auf die Haut und Schleimhäute geklebt. Bei solch einer missbräuchlichen Anwendung ist die Freisetzungsrate nicht kalkulierbar, und es kommt schnell zu einer Überdosis. Häufig zerschneiden Abhängige die Pflaster auch. Denn das zerstört die Membran, die die Freisetzungsrate kontrolliert, und der Wirkstoff wird in großen Mengen unkontrolliert abgegeben.

Auch versuchen Abhängige häufig, sich über Arzt-Hopping Rezepte für Fentanyl zu beschaffen. Sie kontaktieren ständig neue Ärzte und versuchen dabei, an Fentanyl-Verordnungen zu gelangen. Zwar ist das Missbrauchspotenzial der Fentanyl-Zubereitungen inzwischen auch zu den Ärzten vorgedrungen, jedoch sollte bei der Abgabe in der Apotheke vor allem an unbekannte Kunden oder beim Vorlegen mehrerer Verschreibungen von verschieden Ärzten achtsam vorgegangen werden. Erscheint etwas merkwürdig, sollten PTA oder Apotheker besser Rücksprache mit dem verordnenden Arzt halten.

Richtig entsorgen

Auch im Haushalt des Patienten kann eine unsachgemäße Entsorgung schwerwiegende Folgen haben. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle, in denen Kinder mit herumliegenden Pflastern in Kontakt kamen und schwerwiegende Vergiftungen, teilweise mit tödlichem Ausgang, erlitten.

Bereits 2014 veröffentlichte das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Rote-Hand-Brief zu den Risiken Opioid-haltiger TTS. In diesem sind sicherheitsrelevante Informationen zur Entsorgung, aber auch zur Handhabung der Pflaster aufgeführt (siehe auch Kasten).

In der Apotheke sollte der Patienten bei der Abgabe von Opioid-haltigen Pflastern immer noch einmal über deren sichere Anwendung und eine sachgerechte Entsorgung aufgeklärt werden. Auch Personal in Pflegeeinrichtung sollte im Umgang ausreichend geschult sein. Generell sind Pflaster so zu entsorgen, dass eine Wiedergewinnung ausgeschlossen werden kann. Hierfür sollte man das Pflaster nach Benutzung so zusammenfalten, dass die Klebeflächen aufeinander haften. Anschließend sollte das Pflaster im Original-Sachet im Hausmüll entsorgt werden. Zusätzlich können der Patient oder der Pflegende das Pflaster auch mit einer Schere zerschneiden. Viele Apotheken bieten Kunden und belieferten Heimen die Entsorgung als zusätzliche Serviceleistung an. Rechtlich ist die Apotheke aber nicht zu einer Rücknahme von Medikamenten verpflichtet.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa