Pilzerkrankungen von Kopf bis Fuß |
Bei Pilzerkrankungen denken viele sicher zuerst an Fußpilz. Wen wundert es, denn das feuchtwarme Klima rund um den Fuß bietet Pilzen optimale Wachstumsbedingungen. / Foto: Adobe Stock/Stavros
Weltweit existieren mehr als eine Million Pilzarten, etwa 150 davon werden beim Menschen als primäre Krankheitserreger eingestuft, darunter Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze. Pilze kommen überall in der Umwelt vor, sogar im und am menschlichen Körper als Teil des Mikrobioms. Wenn die natürliche Flora aus dem Gleichgewicht gerät oder das Immunsystem geschwächt ist, kann das friedliche Miteinander in Schieflage geraten. Eine Übertragung kann aber auch, je nach Pilzart, von Mensch zu Mensch, über Tiere und Gegenstände, den Erdboden oder zum Beispiel mit der Atemluft erfolgen. Eine Pilzerkrankung hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.
Bei immunkompetenten Personen bleibt die Infektion meist lokal auf Haut und Schleimhäute begrenzt, heilt aber unbehandelt nicht aus. Eine Therapie ist also zwingend notwendig und muss immer über das Abklingen der Symptome hinaus fortgeführt werden. Systemische Mykosen treten typischerweise nur bei immungeschwächten Personen auf, können dann aber lebensbedrohlich sein, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Lungenentzündung oder einer Sepsis mit Organversagen.
Um sich vor einer Mykose zu schützen, sollten Menschen
Die antimykotischen Wirkstoffe topischer Arzneimittel richten sich gezielt gegen die Erreger und ihre Besonderheiten. Die Wirkstoffgruppe der Azole inhibiert zum Beispiel die Ergosterol-Biosynthese. Ergosterol ist ein essenzieller Bestandteil der Pilzzellmembran.
In der Selbstmedikation haben Imidazole wie Clotrimazol, Ketoconazol, Econazol, Miconazol, Sertaconazol oder Bifonazol einen wichtigen Stellenwert. Sie kommen ausschließlich topisch zum Einsatz. Strukturell verwandt sind die verschreibungspflichtigen Triazole wie Itraconazol oder Fluconazol; sie sind systemisch gut verfügbar und werden als Tabletten oder Kapseln rezeptiert.
Allylamine wie Naftidin oder Terbinafin oder auch die Morpholine wie Amorolfin zielen ebenfalls auf den Membranbestandteil Ergosterol und die Membranfunktion der Pilzzellen. Polyene wie Amphotericin oder Nystatin schädigen die Pilzmembranen direkt: Sie bilden Poren, die zu einem unkontrollierten Stofffluss aus der Zelle führen und damit zum Zelltod. Nystatin ist nur gegen Hefepilze wirksam. Das Hydroxypyridon Ciclopirox schädigt Zellwand, Zellmembran und die Mitochondrien der Pilzzellen. Zudem wirkt es auch sporozid.
Pilzerkrankungen können von Kopf bis Fuß auf den unterschiedlichsten Körperpartien auftreten. Eigendiagnosen sollten von PTA kritisch hinterfragt und der Patient – außer bei Vaginal- und Fußmykosen – generell an den Arzt verwiesen werden. Je nach betroffenem Areal und Erreger stehen unterschiedliche Wirkstoffe und Zubereitungen für die Therapie zur Auswahl.
Shampoos sind besonders für Pilzinfektionen der behaarten Kopfhaut geeignet. Hier siedelt häufig der Hefepilz Pityrosporum ovale als friedlicher Gast. Eine Schwäche des Immunsystems, vermehrte Talgproduktion aber auch eine erbliche Veranlagung begünstigen sein Überhandnehmen: Dicke Schuppen, die sich wie Borkenstücke von der Kopfhaut ablösen, sind die Folge.
Shampoos, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Ciclopirox (wie Stieproxal®) oder Ketokonazol (wie Ketozolin®, Terzolin®), bekämpfen den Erreger. Über mehrere Wochen sollten die Betroffenen alle drei bis vier Tage ihre Haare damit waschen und das Shampoo dabei mehrere Minuten einwirken lassen, bevor es gründlich ausgespült wird. Manche Menschen sind anfällig für diese Pilzerkrankung und erleiden oft Rückfälle. Wer alle zwei bis vier Wochen ein entsprechendes Shampoo prophylaktisch anwendet, beugt einem erneuten Aufflammen vor.
Da sich Pityrosporum ovale von langkettigen Fettsäuren ernährt, siedelt er bevorzugt auf talgreichen Hautregionen. Nicht nur Kopfhaut und Haaransatz, auch Augenbrauen, Wangen, Nasenflügel und Mundwinkel sind häufig betroffen. Bei Säuglingen werden die Stellen als Milchschorf bezeichnet; eine Behandlung ist nicht erforderlich, das Ekzem heilt bei ihnen von selbst ab. Erwachsenen helfen antimykotische Cremes zum Beispiel mit Ketoconazol (wie Nizoral® 2 % Creme) oder Ciclopirox (zum Beispiel Selergo® 1 %).
Achtung: Kreisförmige gerötete Areale auf der Kopfhaut mit trockener Schuppung, Juckreiz und zunehmend kahle Stellen auf der Kopfhaut sprechen für eine Infektion mit ansteckenden Dermatophyten wie Microsporum oder Trichophyton. Die sogenannte Tinea capitis (Kopfringelflechte) betrifft häufig Kinder und Jugendliche. PTA sollte bei Verdacht an den Arzt verweisen, denn die Infektion ist sehr ansteckend. Meistens ist ein orales Antimykotikum notwendig.
Mundsoor wird meist durch Candida albicans ausgelöst. Typisch sind weißliche Beläge auf Schleimhäuten und Zunge. / Foto: Adobe Stock/Alessandro Grandini
Klagt der Patient über weiß-gelbliche, zähe Flecken im Mund und ein pelziges Gefühl auf der Schleimhaut, liegt der Verdacht auf Mundsoor nahe. Die Mykose wird durch Pilze der Gattung Candida verursacht. Unbehandelt vergrößern sich die Läsionen und können sich auf Rachen und Speiseröhre ausdehnen, mit entsprechenden Schmerzen beim Essen und Trinken.
Bei ansonsten gesunden Erwachsenen geht der Candidose meistens eine Antibiotikatherapie voraus. Auch bei einer schwachen Immunabwehr gewinnt der Pilz oft die Oberhand. Dementsprechend häufig sind Babys, ältere Menschen, Krebspatienten, aber auch Diabetiker betroffen.
Tipps für Mundsoor-Patienten:
Die Therapie erfolgt in der Regel mit einem lokalen Antimykotikum. Das verschreibungspflichtige Amphotericin B (Ampho-Moronal®) kommt in Form von Lutschtabletten oder einer Suspension zum Einsatz, die apothekenpflichtigen Wirkstoffe Nystatin (wie Nystaderm®) und Miconazol (wie Infectosoor®) als Mundgel, Nystatin auch als Suspension (wie Candio-Hermal®, Nystaderm®). Die Zubereitungen werden vier- bis sechsmal täglich angewandt, am besten nach dem Essen. Die Suspension sollte möglichst lange im Mund bewegt werden, ehe sie geschluckt werden kann.
Im Sommer, sobald sich die Haut etwas bräunt, beobachten manche Menschen auf ihrer Haut – besonders auf Brust, Rücken, Nacken oder Armen – helle, ovale Flecken und vermuten eine Pigmentstörung. Doch diese Flecken sind ein Symptom der Pityriasis versicolor, auch Kleienpilzflechte genannt. Sie werden ebenfalls vom Hefepilz Pityrosporum ovale verursacht. Der Ausdruck »versicolor« steht für »verdrehte Farbe«, denn bei sehr hellhäutigen Personen haben die Flecke eine eher dunkle Tönung. Der Pilz fühlt sich bei sommerlicher Wärme und vermehrtem Schwitzen besonders wohl auf der Haut.
Die Pilzinfektion Pityriasis versicolor betrifft die äußere Hautschicht; sie ruft verfärbte schuppige Flecken hervor. / Foto: Adobe Stock/SKT Studio
Unbehandelt vergrößern sich die Stellen. Auf großflächigen Arealen sind Shampoos oder Lösungen die Mittel der Wahl – die Kopfhaut wird mitbehandelt – kleinere Stellen lassen sich mit einer Creme oder Salbe behandeln. Arzneistoffe wie Econazol, Ketoconazol oder Ciclopirox hemmen das Pilzwachstum oder töten die Pilze ab. Die Zubereitungen sollten einwirken können, die Shampoos mindestens fünf Minuten, die Cremes am besten über Nacht.
Die Lösung mit Econazol (Epi-Pevaryl®) wird nach dem Duschen auf Körper und Kopfhaut einmassiert. Der Schaum soll dann trocknen, er wird erst am nächsten Morgen abgeduscht. Bei entsprechender Veranlagung kann eine vorbeugende Behandlung mit Shampoos zumindest in den Sommermonaten sinnvoll sein.
Fadenpilze, medizinisch Dermatophyten, lösen die Ringelflechte aus. Die Übertragung erfolgt oft über Haustiere oder von Mensch zu Mensch und Gegenstände. Rumpf, Arme, Beine, aber auch das Gesicht können betroffen sein. Der juckende, charakteristische Ausschlag zeigt sich anhand von bis zu 5 cm großen ringförmigen Stellen, mit einem helleren Innenbereich und einem verdickten schuppigen Rand. Noch 2 cm über diesen Rand hinaus sollten antimykotische Zubereitungen aufgetragen werden.
Die Ringelflechte wird oft durch Haustiere übertragen. / Foto: Adobe Stock/New Africa
Bei stark entzündlichen Läsionen verordnet der Arzt gerne eine Kombinationen aus Antimykotikum und Glucocorticoid. PTA sollte darauf hinweisen, dass nach Abklingen der Entzündung ein Wechsel auf ein rein antimykotisches Präparat erfolgen sollte.
Als Windeldermatitis oder Windelsoor bezeichnen Experten krankhafte Hautveränderungen im Pobereich. Über den Stuhl gelangt meistens Candida albicans als Erreger in die Windelregion. Windelträger wie Säuglinge, aber auch inkontinente Erwachsene, zählen zu den Betroffenen. Für die Behandlung einer Windeldermatitis sind Salben mit Kombinationen aus Zinkoxid und Nystatin (wie Mykoderm®, Multilind®) oder Miconazol (wie Infectosoor®) sinnvoll. Dermatika, die Gerbstoffe, Kamille oder Dexpanthenol enthalten, können PTA zusätzlich empfehlen.
Vaginalmykosen sind ein Fall für die Selbstmedikation. PTA sollten jedoch unter 18-Jährigen und auch Schwangeren zum Arztbesuch raten. Das gilt auch, wenn die Symptome zum ersten Mal oder sehr häufig auftreten.
In der Regel handelt es sich um eine Candidose, die sich durch starken Juckreiz, Brennen und Rötung der inneren und äußeren Schamlippen äußert. Auch ein vermehrter dünnflüssiger bis krümeliger Ausfluss ist typisch. Faktoren die eine Vaginalmykose begünstigen sind zum Beispiel übertriebene Intimhygiene, eine falsche »Wischtechnik« nach dem Toilettengang (richtig: von vorne nach hinten), Unterwäsche aus Kunstfasern oder luftundurchlässige Slipeinlagen.
Eine Vaginal-Candidose kann in der Selbstmedikation mit Clotrimazol (zum Beispiel Canesten® GYN, Canifug®, Kadefungin®, Vagisan®) oder Nystatin (wie Biofanal®) behandelt werden. Häufig handelt es sich um Kombinationspräparate mit einer vaginal zu applizierenden Arzneiform als Tablette, Kapsel oder Zäpfchen sowie einer Salbe oder Creme zur äußerlichen Anwendung. Die vaginal zu applizierende Arzneiform wird in der Regel an drei aufeinanderfolgenden Abenden vor dem Schlafengehen eingeführt. Clotrimazol (wie Canesten ® GYN once, Vagisan® Myko kombi 1) ist als Vaginal-Tablette auch zur einmaligen Behandlung erhältlich.
Den Präparaten sind oft Einführhilfen beigepackt. Schwangere sollten diese nicht verwenden, sondern Tablette oder Zäpfchen mit dem Finger einführen. Die entsprechende Vaginal-Creme wird zusätzlich äußerlich für ein bis zwei Wochen angewendet.
Ein Ansäuern der Vaginalflora kann in der Zeit nach der antimykotischen Therapie sinnvoll sein, besonders wenn der Mykose eine Antibiotikatherapie vorausging. Lactobazillen wirken vorbeugend vor erneuten Mykosen, indem sie eine gestörte Vaginalflora wieder aufbauen. Sonst gilt: Unmittelbar nach der antimykotischen Therapie die empfindliche Schleimhaut besser mit speziellen Lipid-haltigen Vaginalcremes pflegen (wie Deumavan®, Vagisan®).
Bis zu 80 verschiedene Pilzgattungen besiedeln die Füße. Die feuchtwarme Umgebung bietet ihnen optimale Wachstumsbedingungen. Nehmen Dermatophyten krankhaft überhand, sind meistens zuerst die äußeren Zehenzwischenräume betroffen, was sich bemerkbar macht durch Juckreiz, Brennen, Rötung, Schuppung bis hin zu schmerzhaften Rhagaden. Ansteckungsquellen sind oft erkrankte Mitglieder im Haushalt, Schwimmbäder, Saunen, Sporthallen oder Teppichböden in Hotelzimmern.
Die Tinea pedis ist sehr gut in Eigenregie behandelbar. Risikopatienten wie Diabetiker, aber auch Schwangere und Kleinkinder sollten PTA an den Arzt verweisen. Das gilt auch, wenn die Erkrankung über die Zehenzwischenräume hinausgeht. Zur Selbstmedikation kann die PTA lokale Antimykotika in Form von Cremes, Gelen, Lösungen, Puder und Sprays empfehlen, je nach Hautbild und Situation des Patienten.
Sprays (wie Canesten®, Mykosert®) eignen sich beispielsweise für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit. Bei trockener Haut kann die PTA Cremes empfehlen, bei aufgeweichten, nässenden Läsionen besser Puder (wie Cloderm®) oder Lösungen (wie Canifug®). Gele (zum Beispiel Exoderil®, Bifon®) lindern starken Juckreiz und Brennen durch ihre kühlende Wirkung. Je nach Wirkstoff muss die PTA in der Beratung die unterschiedliche Behandlungsdauer und -intervalle berücksichtigen.
So sollten Cremes mit Clotrimazol (Canesten® Creme) zwei- bis dreimal täglich über etwa vier Wochen, solche mit Bifonazol (wie Canesten® extra, Bifon®) einmal täglich über etwa drei Wochen, mit Terbinafin (wie Lamisil®, Fungizid ratiopharm® extra) einmal täglich über mindestens eine Woche, mit Ciclopirox (wie Selergo® 1 %) zweimal täglich für mindestens zwei Wochen angewendet werden. Eine Creme mit Terbinafin ist auch zur Einmalapplikation erhältlich (Lamisil® once).
Da eine erhöhte Ansteckungsgefahr durch abgelöste Hautschuppen besteht, sollten Patienten Handtücher und Socken täglich wechseln und bei mindestens 60 °C waschen. Ein Hygienespüler (wie Sagrotan®) kann der Feinwäsche zugesetzt werden. Außerdem ist es sinnvoll, Badezimmerboden und Schuhe zu desinfizieren.
Wird ein Fußpilz nicht behandelt, besteht die Gefahr, dass Dermatophyten von der Haut unter die Nagelplatte und bis zur -matrix vordringen. Die damit einhergehende Hyperkeratose hebt den Nagel an, der sich unschön verfärbt. Da ähnliche Symptome auch auf zu engem Schuhwerk oder einer Nagelpsoriasis beruhen können, sollte die PTA zu einem Besuch beim Hautarzt raten. Nur wenn der Erregernachweis erbracht ist, kann gezielt therapiert werden.
Onychomykosen können die Nagelplatte zerstören. Mit einem Lack und viel Geduld sind sie aber gut heilbar. / Foto: Adobe Stock/ronstik
Onychomykosen heilen nie von alleine aus. Unbehandelt schreiten sie chronisch voran und zerstören die Nagelplatte. Von der Selbstmedikation ausgeschlossen sind Schwangere und Stillende, Menschen mit einer Immunschwäche oder mit Durchblutungsstörungen. Auch wenn mehr als drei Nägel, die Matrixzone der Nägel und/oder mehr als 80 Prozent der Nagelflächen betroffen sind, sollte die PTA Patienten an den Arzt verweisen. Er verordnet dann systemische Arzneimittel mit Wirkstoffen wie Terbinafin oder Itraconazol. Im anschließenden Zusammenspiel mit Nagellacken ist auch ein starker Befall heilbar.
Nagellacke stehen in wasserlöslichen und -unlöslichen Formulierungen zur Verfügung. Sie enthalten die Wirkstoffe Amorolfin, Ciclopirox oder Terbinafin. Wasserunlösliche Lacke (wie Loceryl®, Ciclocutan®, Miclast®, Nagel-Batrafen®) bilden nach dem Auftragen und der Verdunstung des Lösungsmittels eine wasserfeste Schicht. Die Nagelplatte muss mit Einmalfeilen behandelt und ältere Lackschichten regelmäßig mit Alkoholtupfern entfernt werden. Die Anwendungshäufigkeit ist präparateabhängig und variiert von einmal täglich bis hin zu einmal wöchentlich.
Der Wirkstoff Ciclopirox (wie Ciclopoli®) steht auch als wasserlöslicher Nagellack zur Verfügung. Er wird einmal täglich in dünner Schicht auf den erkrankten Nagel und einen halben Zentimeter breit auf die umliegende Haut sowie unter dem freien Nagelrand aufgepinselt. Der Lack trocknet in 30 Sekunden, er soll sechs Stunden nach dem Aufbringen nicht mit Wasser in Berührung kommen. Eine Anwendung vor dem Schlafengehen ist daher ratsam.
Ein Fußnagel wächst langsam. Bis der Nagelpilz eliminiert und ein gesunder Nagel nachgewachsen ist kann es deshalb bis zu zwölf Monate dauern. Aber wie bei allen Hautpilzerkrankungen gilt: Erfolgt die Therapie konsequent, stehen die Erfolgsaussichten auf eine Heilung sehr gut.