Auch Achtsamkeit ist ein wichtiges Stichwort. Beim Achtsamkeitstraining geht es darum, die eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wertungsfrei wahrzunehmen und so den »Autopilot-Modus« des Alltags zu unterbrechen beziehungsweise gelassener damit umzugehen. Achtsamkeitsübungen anhand von Atemtechniken, Meditation oder auch bewusstem Essen oder Bewegen beschäftigen sich ohne Ablenkung mit der augenblicklichen Erfahrung, ohne sie zu bewerten. »Meine Patientinnen und Patienten klagen manchmal, dass sie sich fremd in ihrer Haut fühlten oder sich gar nicht mehr spürten – vor allem ihnen hilft es, unter Anleitung einmal bewusst in sich selbst hineinzufühlen.«
Für Menschen, die unter Ängsten, Depressionen oder Traumata leiden, können Achtsamkeitsübungen dagegen auch riskant sein, betont die Psychologin: »Sie könnten blitzartig von verdrängten Erinnerungen heimgesucht und von Flashbacks überrollt werden.« Wer sich in dieser Hinsicht nicht gefestigt fühle, solle Achtsamkeit, wenn überhaupt, zunächst unter professioneller Anleitung praktizieren und auch nur, wenn sie oder er sich psychisch stabil fühle.
Auch für Menschen, die sich schwer damit tun, Entscheidungen zu fällen und die sich häufig antriebsschwach fühlen, könne Achtsamkeitstraining kontraproduktiv wirken, berichtet Büttner. »Der Leitsatz, nichts zu bewerten und alles erst einmal so hinzunehmen, wie es ist, kann bei eher passiven Menschen dazu führen, dass sie sich aus dem Leben und der aktiven Problemlösung weiter zurückziehen.«
Schließlich gelte es, auch bei allem In-Sich-Hineinhorchen nicht die Aufmerksamkeit für die Umwelt und die Mitmenschen zu verlieren. »Wir sind ja soziale Wesen, auch die Verbundenheit mit anderen und mit unserer Umwelt ist für unsere psychische Gesundheit ganz wichtig.« Last, but not least ist die Körperhaltung ein wichtiger Faktor fürs eigene Wohlbefinden. Denn es ist nicht nur so, dass Menschen, denen es nicht gut geht, oft mit gebeugtem Rücken und eingezogenen Schultern daherkommen. Studien belegen, dass die Körperhaltung oder bestimmte körperliche Bewegungsmuster unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen: Wer in sich zusammensinkt und flach atmet, fühlt sich häufig auch gleich kleiner und schwächer. Die gute Nachricht: Wer sich aufrecht hält und tief durchatmet, baut sich damit oft auch mental auf.