Protest im gesamten Norden Deutschlands |
»Die Zitrone ist ausgequetscht, es überhaupt kein Einsparpotenzial vorhanden«, betonte LAV-Chef Berend Groeneveld unter lautem Applaus. In Hannover demonstrierten gegen MIttag etwa 2000 Apothekenmitarbeitende gegen die aktuelle Sparpolitik. / Foto: PZ/Hüttemann
Bereits im Bahnhof wurden weiße Kittel angezogen, Protestplakate herausgeholt. Direkt vor dem Eingang weiße Westen mit Apotheken-A und dem Motto »Apotheken stärken. Jetzt!« ausgeteilt. Mehr als 2000 Apothekerinnen und Apotheker, PTA, PKA und weiteres Apothekenpersonal aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern waren nach Hannover gekommen, um gegen die Zerstörung des Apothekenwesens durch Unterfinanzierung und Liberalisierungspläne zu demonstrieren.
Die Apothekerschaft gibt sich kämpferisch, auch wenn die viele Betriebe mit dem Rücken zur Wand stehen. Der Protest – so bunt, laut und kreativ wie schon im Juni – richtete sich vor allem auch direkt gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
»Wir Apotheken senden ein SOS«, sagte Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Niedersachsen, bei der Kundgebung. Das Schiff Apotheke sei auf Grund gelaufen – weil der Leuchtturm BMG falsche oder kein Signale aussende. Die letzten 20 Jahre hätten die Apotheken es mit ihren Mitarbeitenden noch geschafft, alle Unzulänglichkeiten im Gesundheitssystem von den Patienten fernzuhalten, unter größtem persönlichen Einsatz, doch nun sei das Ende der Fahnenstange endgültig erreicht. »Die Zitrone ist ausgequetscht, es überhaupt kein Einsparpotenzial vorhanden«, betonte Groeneveld unter lautem Applaus. Es stimme nicht, was Lauterbach behauptet, es gebe genug Geld im System, es sei nur falsch verteilt.
Daher fordern die Apotheken eine Erhöhung des Packungshonorars auf 12 Euro, eine Dynamisierung ihrer Vergütung und einen deutlichen Bürokratieabbau. Die Grundhonorierung müsse endlich wieder stimmen, »mehr Geld für mehr Leistung« nütze da nichts, da die Apotheken an ihren Leistungsgrenzen angekommen seien, so Groeneveld. »Es wird sonst Qualitätsverluste geben.« Und noch mehr Apotheken würden für immer schließen.