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Evidenzbasierte Pharmazie

Prüfen, bewerten, abgeben

Hält das Mittel, was es verspricht und nutzt es dem Kunden überhaupt? Das sind Fragen, mit denen sich PTA und Apotheker tagtäglich auseinandersetzen. Ein evidenzbasiertes Vorgehen kann bei der Suche nach der optimalen Empfehlung unterstützen. Doch was bedeutet das für den Offizinalltag?
Michelle Haß
19.02.2021  16:00 Uhr

Richtig einschätzen

»Wenn man evidenzbasiert arbeiten möchte, sollte man eine Grundidee haben, wie man Evidenz von Studien und anderen Literaturdaten grundsätzlich bewerten kann – auch wenn man das im Alltag nicht im Detail kleinschrittig verfolgt«, appelliert Hinneburg. Sie gibt hierfür ein paar Punkte an die Hand, die bei der Einschätzung der Evidenz eine wichtige Rolle spielen:

  • Aussagekraft einzelner Studientypen: Klinische Studien, also Untersuchungen am Menschen, haben in der Regel eine höhere Aussagekraft als Laboruntersuchungen oder tierexperimentelle Studien. Doch auch bei klinischen Studien kann sich die Aussagekraft je nach Design unterscheiden. Die höchste Verlässlichkeit bieten randomisierte kontrollierte Studien (RCT), in denen die untersuchte Therapie in einer Kontrollgruppe gegen ein Placebo oder die bisherige Standardtherapie geprüft wird. Eine Randomisierung, das heißt das zufällige Zuteilen der Probanden in die unterschiedlichen Behandlungsgruppen, sorgt dafür, dass Unterschiede wie Alter, Vorerkrankungen oder Geschlecht gleichmäßig auf die Gruppen verteilt sind. So können die in der Studie beobachteten Effekte, wie etwa die Verbesserung des Blutdrucks, mit Sicherheit auf die Einnahme des Medikaments zurückgeführt werden und hängen nicht mit anderen Faktoren wie begleitende Maßnahmen oder einen natürlichen Krankheitsverlauf zusammen. Die Daten in RCT werden immer vorausschauend (prospektiv) erhoben und erfasst. Anders sieht es meist bei Beobachtungsstudien aus, bei denen bereits vorhandene Daten im Nachgang (retrospektiv) ausgewertet werden. Fallberichte, Fallserien oder Anwendungsbeobachtungen, die lediglich Patienten beobachten, die ein bestimmtes Mittel anwenden, sind nur wenig aussagekräftig, um den Nutzen einer Therapie eindeutig zu belegen.
  • Patientenrelevante Endpunkte: Nicht alle Endpunkte, die in einer klinischen Studie untersucht werden, sind relevant für den Patienten. So lasse beispielsweise der Endpunkt der Cholesterolsenkung noch keine automatische Schlussfolgerung zu, ob Patienten seltener einen Herzinfarkt erleiden. Dabei ist Letzteres der für den Patienten relevante Endpunkt.
  • Therapieeffekt: Es geht nicht nur um die Frage, ob ein Medikament überhaupt wirkt, sondern auch wie groß dieser Effekt ausfällt und wie weit es dem Patienten nutzt.
  • Unsicherheit: Studien betrachten nur einen kleinen Teil des gesamten Patientenkollektivs. Aus diesem Grund ergeben sich für die Ergebnisse einer klinischen Studie statistische Unsicherheiten. Bei der kritischen Betrachtung von Studienaussagen sollte deshalb auch diese berücksichtig werden.

Hinneburg betont, dass es nicht darum geht, eine einzige Studie zu finden, die eine gute Wirksamkeit belegt, sondern man müsse die Gesamtheit aller Daten betrachten, um die beste verfügbare Evidenz zu finden. Deutlich macht sie dies an einem Negativbeispiel: Ein Hersteller bezieht sich in der Werbung auf eine Studie, die die Wirksamkeit seines Präparats eindeutig belegt. In der Realität hält er weitere Studien mit weniger vorteilhaften Ergebnissen vor der Öffentlichkeit zurück. Dadurch wird die Datenlage verzerrt und die vorhandene Evidenz verfälscht. Deshalb bekräftigt die Apothekerin: »Alle verfügbare Studien angucken, um sich eine Meinung zu bilden.« Sogenannte systematische Übersichtsarbeiten oder Systematic Reviews leisten hier schon etwas Vorarbeit. Sie fassen die Ergebnisse verschiedener klinischer Studien mit der gleichen Fragestellung zusammen und bewerten ausführlich die Qualität der gefundenen Studien nach vorab festgelegten Maßstäben.

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