Psychischen Erkrankungen vorbeugen |
Ein Tipp: Bewusst die Umgebung wahrnehmen, zum Beispiel im Wald beobachten, wie die Bäume aussehen, wie Blätter und Rinde beschaffen sind. Dies kann dabei helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen. / © Getty Images/deimagine
Auf den ersten Blick ist es vielleicht nur eine Phase: Dass man sich schon von Kleinigkeiten überfordert fühlt, man sich an nichts mehr erfreuen kann. Dass man Freunde und Hobbys vernachlässigt und nachts ständig das Gedankenkarussell kreist. Doch all dies sind Warnzeichen – und ein deutlicher Hinweis, dass man die Reißleine ziehen sollte.
»Ängste, Depressionen, Suchtkrankheiten oder totale Erschöpfung: Millionen von Menschen leiden unter psychischen Belastungen«, sagt der Psychologe und Buchautor Rolf Schmiel. Ähnlich wie bei physischen Krankheiten kann man aber auch hier selbst vorbeugen und das Risiko verringern.
Ein Risiko sei etwa der sogenannte »mental Overload«: Wenn dauerhaft im Kopf und in der Seele zu viel los ist und dies so belastend wird, dass man sich krank fühlt.
Es lässt sich eine Menge verhindern, sagt der Experte. Wobei der erste Trick der schwerste und einfachste zugleich sei: »Lerne wieder richtig Pause zu machen!« rät Schmiel. So wie die Italiener es als »dolce far niente«, süßes Nichtstun, beschreiben. Wobei mit »nichts« eben auch wirklich »nichts« gemeint ist: Nämlich vor allem »das Befeuern des Nervensystems« durch Reize von außen auszusetzen.
Dabei gilt die alte Therapieweisheit: Wenn die Langeweile einsetzt, beginnt die Entspannung. Und Langeweile müssen wir oft auch erst einmal aushalten können.
Also vor allem: Das Smartphone weglegen, rät Schmiel, und keine Reize von außen suchen. Ganz wichtig: Diese Zeit nicht mit Grübeln verbringen, sondern stattdessen versuchen, »runterzukommen«. Das ist ein Prozess, bei dem es hilft, das Gehirn ganz leicht zu beschäftigen.
Das geht etwa, indem man sich auf eine Parkbank setzt und sich in einer Art Achtsamkeitsübung darauf konzentriert: Wie sieht der Baum aus, wie sind die Blätter und die Rinde beschaffen. Der Vorteil: »Wenn wir uns mit leichten kognitiven Aufgaben beschäftigten, hat unser Bewusstsein nicht die Chance, uns mit Selbstvorwürfen, Kritik und nicht erledigten Aufgaben anzufachen.«
Wer sich Sorgen macht um jemanden, dem es mental vielleicht nicht gut geht, möchte oft am liebsten direkt Lösungen anbieten. Doch gute Ratschläge nach dem Motto: »Du musst das und das machen, dann geht es dir wieder besser« sind meist wenig zielführend, so der Kölner Psychologe Rolf Schmiel. Vielmehr führe das beim Gegenüber häufig zu zusätzlichem Druck, Stress und Frustration.
Empathie und Anteilnahme sind für die meisten Betroffenen der deutlich bessere Weg. Indem man etwa liebevoll nachfragt: »Wie geht es dir eigentlich? Du wirkst in letzter Zeit so angespannt.« Denn oft sei derjenige schon »in solch einem Fahrwasser, dass er es selbst gar nicht bemerkt hat«. Spätestens, wenn dieser von mehreren Menschen darauf angesprochen werde, merke er, dass er selbst aktiv werden und besser für sich sorgen sollte.