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Seelische Gesundheit

Psychose durch Covid-19?

Weltweit erkranken etwa 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Psychose. Die Ursachen sind vielfältig, und auch Viren können eine Rolle spielen. Covid-19 macht hierbei keine Ausnahme und bietet aktuell Forschung in Echtzeit.
Carina Steyer
29.09.2020  08:30 Uhr

Wenn Mediziner von einer Psychose sprechen, fassen sie damit eine ganze Reihe psychischer Erkrankungen zusammen, die in vielen Fällen vorübergehend sind. Als gemeinsames Merkmal aller Psychosen gilt die veränderte Wahrnehmung und Verarbeitung der Realität. Betroffene leiden unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen, zeigen schwerwiegende Denkstörungen oder Störungen der Motorik. Dazu können ausgeprägte Ängste oder sogenannte »Ich-Störungen« kommen, bei denen die Grenze zwischen dem eigenen Selbst und der Umwelt als fließend wahrgenommen wird. Wie genau sich die Psychose im Einzelfall äußert, ist ebenso verschieden wie es ihre Auslöser sind. Neben Drogen, bestimmten Medikamenten und besonderen Lebenssituationen können Erkrankungen, die sich direkt oder indirekt auf das Gehirn auswirken, verantwortlich sein. Dazu gehören zum Beispiel Tumoren, Verletzungen, Stoffwechselstörungen oder Infektionen. Doch nicht immer lässt sich ein akuter Auslöser finden. Mediziner sprechen in diesen Fällen von primären Psychosen, zu denen die Schizophrenie und bipolare Störungen gehören. Oft kündigen sich primäre Psychosen bereits Monate bis Jahre vor ihrem Ausbruch mit milden Symptomen wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit oder sozialem Rückzug an. In der Regel stufen aber weder die Betroffenen noch ihre Angehörigen diese Veränderungen als besorgniserregend ein. Wodurch primäre Psychosen verursacht werden, ist bis heute nicht bekannt. Vieles deutet daraufhin, dass es sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren handelt und zurückliegende Infektionen oder durch Infektionen ausgelöste Immunreaktionen eine Rolle spielen könnten.

Ohne Ergebnis

Seit den 80er Jahren diskutieren Virologen und Psychiater darüber, ob eine Infektion mit dem Bornavirus mit einem gehäuften Auftreten von Depressionen und Schizophrenie einhergehen könnte. Bornaviren sind ursprünglich von Pferden und Schafen bekannt, bei denen sie das limbische System befallen und die meist tödlich verlaufende Bornasche Krankheit verursachen. Betroffene Tiere werden mit einem Mal scheu, drehen sich im Kreis, heben den Kopf nicht mehr oder werfen ihre Reiter ab. Auslöser der Debatte um menschliche Infektionen war der Nachweis von Antikörpern gegen Bornaviren in psychiatrischen Patientengruppen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat eine eigene Arbeitsgruppe zum Thema gegründet, die Forschung aber nach einigen Jahren eingestellt. Nach Angaben des RKI wurden keine schlüssigen Hinweise auf eine Gefährdung des Menschen durch das Bornavirus gefunden. Vielmehr seien die Nachweise des Virus in menschlichen Proben auf Laborkontaminationen zurückzuführen. Andere Wissenschaftler wiederum halten es weiterhin für wahrscheinlich, dass das Virus zumindest an der Entstehung psychiatrischer Erkrankungen beteiligt ist.

Ähnliches wird auch bei Krankheitserregern wie Streptokokken, Borrelien, Chlamydien, Herpes- oder HI-Viren für möglich gehalten. So konnten Wissenschaftler bei depressiven Aids-Patienten Veränderungen an der sogenannten Kynureninsäure im Gehirn nachweisen. Hier ist bekannt, dass derartige Veränderungen den Informationsaustausch zwischen den Neuronen stören. Einige Psychiater nehmen wiederum an, dass die Schizophrenie eine Entwicklungsstörung des Gehirns ist, die durch Infektionen in der Kindheit verursacht wurde. Um das zu prüfen, hat ein Forscherteam vom Karolinska-Institut in Stockholm Daten aus dem Schwedischen Krankenhausregister auf einen Zusammenhang zwischen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) in der Kindheit und später auftretenden Psychosen untersucht. Dabei fanden sie eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine seelische Störung bei Patienten, die als Kind eine Mumps- oder Cytomegalie-Infektion des Gehirns durchgemacht haben. Andere bakterielle und virale Erkrankungen des Gehirns waren hingegen nicht signifikant mit einer Psychose assoziiert.

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