Rasche Linderung bei Scheidentrockenheit |
In der Apotheke gibt es diskrete kompetente Beratung zu Wechseljahresbeschwerden. / © Getty Images/Mindful Media
»Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 85 Jahren verbringt jede Frau etwa 40 Prozent ihres Lebens in der Meno- und Postmenopause. Wenn sich – wie meine Erfahrungen zeigen und Umfragen bestätigen – fast die Hälfte der Frauen ab den Wechseljahren von den Symptomen der Scheidentrockenheit beeinträchtigt fühlt, dann ist das kein Nischenthema«, sensibilisierte Frauenärztin Dr. Sybille Görlitz-Novakovic bei einer digitalen Presseveranstaltung des Unternehmens Dr. Kade für eines der häufigsten gynäkologischen Beschwerden.
Es ist zwar kein Nischen-, aber ein Tabuthema: Weil die vulvovaginale Trockenheit immer noch sehr schambesetzt sei, sprächen die allerwenigsten Betroffenen von sich aus die Problematik in der gynäkologischen Praxis an. Hier gelte es, ärztlicherseits häufiger das Gespräch zu suchen und die Symptomatik »proaktiv« anzugehen.
»Schließlich sehen wir oft bei der Untersuchung, wie empfindlich und pergamentartig die Vaginalschleimhaut ist und bereits das Einführen von Instrumenten nur schwer möglich ist.« Die meisten Frauen wissen nicht, dass die vaginale Atrophie chronisch verläuft und es wirksame und sichere Behandlungsoptionen gibt.
Trockenheit, Brennen, leicht entzündlich und zu Einrissen neigend – ein überwiegend durch das Klimakterium ausgelöstes Beschwerdebild. Urheber ist der sinkende Estrogenspiegel. Dadurch werden die Durchblutung des Gewebes und die vaginale Sekretion heruntergefahren, was zur Folge hat, dass sich die Vaginalschleimhaut in ihrem Aufbau verändert.
Der Estrogenmangel dünnt die Epithelzellen aus; vor allem die Schicht der oben aufliegenden Superfizialzellen nimmt in ihrer Breite und damit in ihrem Schutzeffekt ab (siehe Grafik). Dies bewirkt wiederum eine Drosselung der Glykogenproduktion – dieses brauchen die Laktobazillen eigentlich, um Milchsäure herzustellen. In der Folge sinkt der Vaginal-pH-Wert.
Der Unterschied ist deutlich: Das nicht verhornte Plattenepithel der Vaginalschleimhaut ist vor der Menopause mit einer üppig präsenten Schicht von Superfizialzellen ausgestattet. Sinken die Estrogenspiegel, schwinden die Superfizialzellen, was die Vaginalschleimhaut pergamentartig und entzündungsanfällig werden lässt. / © PZ-Grafik/Jens Ripperger
»Weil sich die Schleimhaut nicht nur im Vaginalbereich verändert, sondern auch im unteren Harntrakt um den Eingang der Harnröhre, ist auch die Bezeichnung vom urogenitalen Menopausensyndrom gebräuchlich«, erklärte die Gynäkologin. Daraus erwachsen neue Beschwerden für die Frauen: Schmerzen beim Urinieren, gesteigerter Harndrang, häufigere Toilettengänge. »Problem: Diese Beschwerden werden mitunter nicht der Menopause zugeordnet, sondern lassen an eine Harnwegsinfektion denken. Doch verordnete Antibiotika haben keinen Effekt. Der Gang zum Urologen ist der falsche Ansatz«, schilderte Görlitz-Novakovic die Schwierigkeit bei der Einordnung der Symptome.
Weil der Estrogenmangel ursächlich ist, muss eine Therapie über die Wechseljahre hinaus erfolgen. Die Expertin erklärte das so: »Die menopausal bedingte Scheidentrockenheit ist ein chronisch fortschreitendes Problem. Es ist daher essenziell, den Betroffenen auch bei der Abgabe in der Apotheke zu vermitteln, dass es sich um eine dauerhafte Erhaltungstherapie handelt und nicht um eine kurative Behandlung, bei der nach kurzer Anwendung das Problem gelöst ist.« Anders sehe es bei jüngeren Frauen aus, die etwa nach einer Antibiotikatherapie unter einem vorübergehenden Reizzustand leiden. Dann sei die kurzzeitige lokale Behandlung ausreichend.
Die Vaginalschleimhaut muss dauerhaft gepflegt und damit geschützt werden. Das geht nicht nur per topischer Substitution der verlorgengegangenen Hormone. Die Autoren der S3-Leitlinie zur Peri- und Postmenopause empfehlen die Anwendung von Befeuchtungs- und Gleitmitteln allein oder zusammen mit einer topischen Estrogentherapie so lange wie erforderlich.
»Ich sehe in der Kombination von topischem niedrig dosiertem Estriol und einem Hyaluronsäurepräparat eine sinnvolle Behandlungsoption, vor allem wenn die Schleimhaut in der Postmenopause sehr dünn geworden ist und wenn Geschlechtsverkehr ohne Schmerzen quasi nicht mehr möglich ist«, informierte Görlitz-Novakovic. Zumal die alleinige Estriol-Applikation zu Anfang brennt, weil die atrophierte Schleimhaut erst wieder aufgesättigt werden muss. Befeuchtende Zubereitungen mit Hyaluronsäure (wie Kadehydro® Gel, Creme oder Ovula) können diese Phase gut überbrücken helfen.
Görlitz-Novakovic sieht einen großen Bedarf an hormonfreien Alternativen, um die Scheidentrockenheit anzugehen. Schließlich stünden viele Frauen einer Therapie mit Estrogenen kritisch gegenüber – auch wenn sie nur lokal erfolgt und niedrig dosiertes Estriol lokal angewendet nachweislich keine systemische Wirkung nach sich zieht. »Und auch die große Patientinnengruppe mit überstandener Brustkrebserkrankung oder Frauen mit Thromboseangst, die Hormone prinzipiell meiden möchten oder sollten, verlangen nach hormonfreien Topika.«
Hydrophile vernetzte Polymere wie Hyaluronsäure bleiben an der Vaginalwand haften und hydratisieren die Schleimhaut. Das habe laut der Expertin positive Auswirkungen auf die Ausreifung des Vaginalepithels. Klinisch ist eine rasche Verbesserung der Trockenheitssymptome dokumentiert. Generell empfiehlt sie, zeitig mit der hormonfreien Lokaltherapie gegenzusteuern. Das gelte besonders für Frauen mit einer Chemo- oder Strahlentherapie. »Hier kann schon vorbeugend aufgetragen werden, um Schäden gering zu halten.«
Zusätzlich enthaltene Lipide wie Jojoba- und Mandelöl (in Kadehydro Befeuchtungscreme) beruhigen und ziehen einen pflegenden Film auf die gereizte Vaginalhaut auf. In Kadefemin® Intimschutzsalbe sorgt Aloe vera für die Feuchtigkeit, pflanzliche Öle wie Shea Butter, Sonnenblumen- und Jojobaöl bieten Schutz bei Reibung etwa durch enge Kleidung oder bei sportlicher Belastung. Der schützende atmungsaktive Film eignet sich auch bei Inkontinenz und zum Auftragen rund um den After, ist also auch für Männer geeignet. Alle Präparate verfügen über das zertifizierte »Microbiome-friendly«-Siegel, das heißt, das Hautmikrobiom wird durch die Therapie nicht tangiert.
»In jedem Fall sind befeuchtende Präparate eine gute Option für die Abgabe in der Apotheke. Erst recht, wenn der nächste Termin beim Frauenarzt zur Abklärung der Symptome mal etwas länger dauern sollte. So werden die unangenehmen Beschwerden rasch gelindert und die Zeit lässt sich gut überbrücken«, rät die langjährige Gynäkologin.
Nach ihren Erfahrungen wird recht schnell ein Antimykotikum abgegeben, weil von einem vermeintlichen Vaginalpilz ausgegangen wird. »Das ist aber nicht angezeigt. Den Betroffenen sollte eine ärztliche Abklärung empfohlen werden, besonders wenn zusätzlich ein veränderter vaginaler Ausfluss auftritt. Auch leiden Frauen in der Postmenopause ohne Hormonbehandlung nicht an einem klassischen Scheidenpilz«, ging Görlitz-Novakovic auf den Zwiespalt bei der Beratung in der Apotheke ein, einerseits mit einem geeigneten Präparat helfen zu wollen, aber keine Diagnose stellen zu können.