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Menschen und Umwelt

Rauchen – nicht nur ein Gesundheitsproblem

Sie verschmutzen Gehsteige, Parks und Strände – Zigarettenkippen finden sich überall. Sie sind das eklige Ende einer Kette umweltschädlicher Prozeduren, die mit dem Tabakanbau im globalen Süden beginnen.
dpa/PTA-Forum
31.05.2022  11:00 Uhr

Die Kritik am Rauchen hierzulande betrifft häufig die gesundheitlichen Folgen des Zigarettenkonsums wie Krebs und schwere Lungenerkrankungen. Rauchen hat aber auch schwere Folgen für die Umwelt und die Produzenten: Die weltweit jährlich etwa 4,5 Billionen einfach auf den Boden geschmissenen Kippen sind nur der Abschluss einer langen Kette von Umweltschäden und sozialen Missständen bei der Produktion von Zigaretten, wie die Nichtregierungsorganisation Unfairtobacco feststellt. Deren Leiterin Sonja von Eichborn spricht von einer weltweiten Schieflage: »Während die Menschen in den Industrieländen vergleichsweise leicht die schädlichen Nebenwirkungen des Rauchens abstellen können, haben es die Kleinbauern in Afrika und Asien viel schwerer, sich dem krankmachenden Produkt zu entziehen.« Fast 90 Prozent des Tabakanbaus entfalle auf den globalen Süden und werde in den Norden exportiert, auch aus hungergeplagten Ländern wie Malawi und Bangladesch.

Von Eichborn misst Zigaretten einen bedeutenden Beitrag zur Klimakrise bei. »Der durch ihre Produktion verursachte CO2-Ausstoß beträgt das Zweifache der jährlichen Emissionen von Dänemark«. Allein für die Trocknung der Blätter für die beliebten American-Blend-Zigaretten würden weltweit 200.000 Hektar Naturwald jährlich zerstört. Der Tabak bekommt durch die Trocknung über einem Holzfeuer eine rauchige Note. Einst bewaldete Flächen etwa in Zimbabwe, Tansania, Sambia, Malawi und Bangladesch seien durch den Kahlschlag der Erosion ausgesetzt. »Mangels Holz verbrennen die Farmer in ihrer Not schon Zuschnittreste aus Bekleidungsindustrie, die giftige Dämpfe ausstoßen«, sagt von Eichborn.

Monokultur und Pestizide

Da die Tabak-Monokultur für Schädlinge anfällig sei, setzten die Bauern Pestizide ein, darunter in Deutschland verbotene Chemikalien wie 1,3-Dichlorpropen. Sie landen demnach nicht nur im Grundwasser, sondern auch in Flüssen, wo sie mit den Fischbeständen die Lebensgrundlage der Anwohner zerstören. Sie können auch psychische Erkrankungen verursachen, die von Eichborn zufolge in Brasilien, dem Tabak-Exportweltmeister, zu einer erhöhten Suizidrate bei Tabakerzeugern führen. Hinzu komme die Kontamination der Plantagenarbeiter durch Nikotin, das beim Umgang mit den Pflanzen in die Haut eindringe. Sie leiden laut von Eichborn an der Grünen Tabakkrankheit mit den Symptomen Übelkeit, Schwindel und Herzschwäche.

Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) zieht für den Tabakanbau im Vergleich zu anderen im globalen Süden angebauten Nutzpflanzen hingegen eine positive Bilanz. Er habe mit den gleichen ökologischen und sozialen Problemen zu kämpfen wie der Anbau von Kakao oder Kaffee. »Insgesamt stellt der Tabakanbau keine größere Bedrohung für die biologische Vielfalt, den Verlust von Wäldern oder die Verschlechterung der Bodenqualität dar als der Anbau anderer Kulturen«, sagt Hauptgeschäftsführer Jan Mücke. Für die Trocknung des Tabaks peile die Industrie bis 2030 die Umstellung auf Holz aus nachhaltigem Anbau an. Auch das Thema Pestizide hätten Unternehmen der Tabakindustrie im Blick und achteten mit Monitoring-Programmen auf die Einhaltung von Grenzwerten. In Deutschland würden die Tabakmischungen der Markenzigaretten auf Rückstände von über 300 Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Nach Ansicht von Eichborns verbietet sich ein Vergleich von Tabakprodukten, die für den Tod von jährlich acht Millionen Menschen verantwortlich seien, mit Kaffee und Kakao. Sie fordert ein EU-Lieferkettengesetz mit europaweit verpflichtenden Menschenrechts- und Umweltstandards. Dagegen stemme sich die Tabakindustrie. »Denn das kostet Geld und schmälert den Profit«.

Der weltgrößte Hersteller von Tabakwaren, Philip Morris, verbreitet Fakten, die aufrütteln sollen, um den achtlosen Umgang mit Kippen einzudämmen. Beispiel: »If we don't act now, in 10 years there might be more cigarette butts in the ocean than fish« (Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte es in zehn Jahren im Meer mehr Zigarettenkippen geben als Fische). Der Konzern ruft Nichtraucher und Raucher auf, sich gemeinsam bei Firmen und Event-Managern für die Bereitstellung von Taschen-Aschenbechern und Mülleimern einzusetzen. Für von Eichborn ist das der Versuch, die Verantwortung für den Umweltschutz bei den Verbrauchern abzuladen und von einer ökologischen Gesamtbilanz abzulenken.

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