Rechtzeitig für nächste Zeckensaison vorsorgen |
Katja Egermeier |
23.09.2020 08:30 Uhr |
Wer einen langfristigen Impfschutz gegen FSME erreichen will, sollte jetzt schon mit der Immunisierung anfangen – denn diese ist dreistufig und muss über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden. / Foto: Shutterstock/Pressmaster
Für eine Grundimmunisierung gegen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) sind nach Angaben des Centrums für Reisemedizin (CRM) drei Impfstoffdosen notwendig, die in verschieden langen Abständen verabreicht werden müssen: zwischen erster und zweiter Dosis sollten mindestens 14 Tage liegen, die dritte Dosis erfolgt fünf bis zwölf Monate später. Erst nach dieser ist die Grundimmunisierung abgeschlossen und ein zu 99 Prozent verlässlicher, drei bis fünf Jahre andauernder FSME-Schutz erreicht. Wer in der Vergangenheit bereits eine Grundimmunisierung hat durchführen lassen, dem empfiehlt das CRM regelmäßige Auffrischungsimpfungen alle drei bis fünf Jahre.
Ein vorübergehender, etwa 98-prozentiger Schutz für die aktuelle Saison besteht laut CRM bereits nach der zweiten Impfdosis. Diese Schnellimmunisierung eignet sich, wenn ein schneller Impfschutz nötig ist, beispielsweise vor einer Reise. In diesen Fällen erhält der Patient schon nach 7 bis 14 Tagen die zweite Impfdosis.
Dunkelblau = FSME-Risikogebiet, hellblau = Kreise, die seit 2020 Risikogebiet sind, weiß = kein Risikogebiet / Foto: © Robert Koch-Institut, 2020
Der bisherige Höchststand an FSME-Erkrankungen wurde im Jahr 2018 mit insgesamt 583 Fällen erreicht. Das wird in diesem Jahr sehr wahrscheinlich übertroffen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden dem RKI bis Anfang September 468 Fälle gemeldet. In diesem Jahr sind es mit Stand 7. September bereits 535 Fälle – das übertrifft den Stand von 2018 zum jetzigen Zeitpunkt um 14 Prozent. Vor allem Bayern und Baden-Württemberg hätten hohe Fallzahlen zu verzeichnen – 89 Prozent der übermittelten Fälle. Von den Betroffenen sei die überwiegende Zahl (99 Prozent) nicht oder nur unzureichend geimpft gewesen, so das RKI.
Die Gründe für den Anstieg der FSME-Erkrankungen in Deutschland sieht das RKI zum einen in der Corona-Pandemie und dem damit zusammenhängenden, veränderten Freizeitverhalten. Menschen hielten sich vermehrt im Freien auf und setzten sich so stärker dem Risiko einer Zeckeninfektion aus. Dazu seien in den bekannten Risikogebieten in diesem Jahr mehr Zecken im Erwachsenenstadium gefunden worden. In diesem Zeckenstadium tragen die Tiere laut RKI mehr Viren in sich als im Nymphenstadium. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit, von einer infizierten Zecke gestochen zu werden. Zu den Bundesländern mit dem höchsten FSME-Übertragungsrisiko zählen laut CRM Bayern und Baden-Württemberg. Aber auch Südhessen, das südöstliche Thüringen und Sachsen sind betroffen, ebenso weitere Landkreise – insgesamt 164 bundesweit.
»Die Zahl der Erkrankten unterlag in den vergangenen Jahren immer größeren Schwankungen«, erklärt Professor Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Er rät jedoch unabhängig von den jährlichen Zahlen zu einer Impfung gegen FSME – insbesondere Menschen in Risikogebieten.
Die Erkrankung, die sich zwei bis drei Wochen nach der Übertragung des FSME-Virus erstmals mit grippeähnlichen Symptomen äußert, kann in schweren Fällen auch Gehirn, Hirnhaut und Rückenmark angreifen. Lähmungen, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen sind mögliche Folgen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt daher allen Menschen in Risikogebieten die Impfung, die zuverlässig gegen FSME schützt, durchzuführen.
Der Erreger ist ein behülltes Einzelstrang-RNA-Virus aus der Familie der Flaviridae, einer Familie, zu der beispielsweise auch das Gelbfiber-, das West-Nil- oder Dengue-Virus gehören. In Deutschland kommt hauptsächlich der zentraleuropäische Subtyp des FSME-Virus vor, der meist durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen wird. Einzelne Fälle von einer Übertragung durch Rohmilch von Ziegen oder Schafen, in Ausnahmefällen auch von Kühen, sind ebenfalls bekannt. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.