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Regional einkaufen leicht gemacht

Immer mehr Menschen möchten bei ihrer Ernährung vermehrt auf regionale Lebensmittel zurückgreifen, sei es dem Klimaschutz zuliebe oder weil ihnen die Produkte vom Bauern um die Ecke einfach besser schmecken. Im Alltag ist es jedoch nicht immer leicht, die richtigen Produkte zu finden und sich damit ausgewogen zu ernähren.
Barbara Döring
29.02.2024  12:00 Uhr

Lieber die Milch aus dem fernen Allgäu kaufen oder beim Bauern im nächsten Ort? Eher den Apfel von der heimischen Streuobstwiese genießen oder das Importprodukt aus Neuseeland? Wenn die Deutschen die Wahl hätten, würden laut dem Ernährungsreport 2021 71 Prozent bei Milchprodukten und sogar 86 Prozent bei Obst und Gemüse regionale Produkte wählen. Auch bei Brot würde die Entscheidung mit 83 Prozent eindeutig für die eigene Region ausfallen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Besonders wichtig ist vielen Verbrauchern der Klimaaspekt: Lebensmittel, die in der Region angebaut und dort auch konsumiert werden, legen vom Acker bis auf den Tisch deutlich geringere Transportwege zurück, wodurch Energie eingespart und der CO2-Ausstoß gering gehalten wird. Vor allem per Flugzeug transportierte Leckereien sind klimaschädlich: Laut der Verbraucherzentrale NRW verbraucht jede Tonne Lebensmittel auf diesem Weg bis zu 90-mal mehr Treibhausgase als ein Hochseetransport und etwa 15-mal mehr als per Lkw geliefert.

Wer sich bevorzugt mit regionalen Produkten ernährt, kann seinen persönlichen CO2-Fußabdruck also deutlich verkleinern. Doch auch Geschmack und Frische spielen bei der Kaufentscheidung eine Rolle. Produkte, die regional vermarktet werden, können länger reifen, bevor der Bauer sie erntet. Sie schmecken meist aromatischer und haben in der Regel einen höheren Gehalt an Vitalstoffen, da diese bei Lagerung nach und nach verloren gehen. Beim Fleisch kommt der Aspekt des Schutzes von Tieren hinzu, denen lange Transportwege erspart werden sollten. Nicht zuletzt schätzen es viele Verbraucher, die Menschen persönlich zu kennen, deren Produkte sie konsumieren.

Doch nicht alles, was aus der Region kommt, muss automatisch optimal fürs Klima sein. Wer sich regional ernährt, leistet vor allem dann einen Beitrag für den Umweltschutz, wenn er saisonale Produkte aus dem Freilandanbau konsumiert. Denn Tomaten, Beeren und Co., die im Gewächshaus gedeihen oder lange gekühlt lagern, tiefgekühlt oder in Konserven verpackt sind, verbrauchen mehr Energie als Produkte frisch vom Acker auf den Tisch. Und wie steht es mit dem Biolabel? Sind regionale Produkte, die konventionell hergestellt trotzdem besser, auch wenn sie nicht nach ökologischen Kriterien zertifiziert sind? Nur weil das regionale Produkt kein Biosiegel hat, muss es nicht zwangsläufig schlechter sein und zum Beispiel mehr unerwünschte Stoffe wie Nitrat enthalten. Zwar gilt im Allgemeinen, dass Biobauern rund ein Drittel weniger Energie verbrauchen, weil sie zum Beispiel auf chemisch-synthetische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel verzichten, die mit einem hohen Energieverbrauch hergestellt werden. Doch gerade kleine Betriebe sind mitunter trotz ökologischer Arbeitsweise nicht zertifiziert, weil sie die Kosten und den Aufwand dafür nicht ohne Weiteres stemmen können. Im Zweifel ist es hilfreich, sich über die Anbauweise des Betriebs vor Ort zu informieren.

»Regional« nicht geschützt

Wer beim Bauern mit Hofladen um die Ecke wohnt, hat es leicht, sich mit regionalen Produkten einzudecken. Auch auf Wochenmärkten kann man direkt am Stand nachfragen, woher die Produkte kommen.

Doch wie können Verbraucher erkennen, ob Obst, Gemüse oder Eier im Supermarkt oder Bioladen nicht bereits lange Transportwege hinter sich haben? Und wie kann man sicher sein, ob Kennzeichnungen wie »Regionales Produkt« oder »Aus der Region« halten, was sie versprechen? Inzwischen gibt es eine fast unüberschaubare Flut an Labels. Auf einem Produkt finden sich oft gleich mehrere davon. Die Kennzeichnung »regional« ist nicht wie »bio« gesetzlich geschützt und es gibt keine einheitliche Regelung. Das Lebensmittel kann vom Bauern aus dem gleichen Ort oder Hunderte Kilometer entfernt kommen. Der Begriff »regional« sagt zudem nichts über die Art des Anbaus aus, ob etwa Pestizide oder chemische Düngemittel zum Einsatz kommen.

Als guten Ansatz bezeichnet der Naturschutzbund Deutschland (NABU) das bundesweite, blau-weiße Label »Regionalfenster«, das der gleichnamige Verein im hessischen Fulda entwickelte. Im Verein ist die gesamte Wertschöpfungskette eines Lebensmittels organisiert, von der Landwirtschaft über Ökoverbände bis Lebensmittelhandel und Zertifizierungsstellen. Allerdings ist die Verwendung des Labels freiwillig und es muss lediglich die Hauptzutat des Produkts aus der angegebenen Region kommen. Zudem sind im Zertifikat Kriterien wie bio, fair oder tiergerecht nicht abgebildet. Einige Bundesländer haben eigene Regionalsiegel entwickelt, die zeigen, dass die Rohstoffe eines verarbeiteten Lebensmittels aus der jeweiligen Region kommen. Wie einzelne Labels zu bewerten sind, darüber gibt zum Beispiel die vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz geförderte Verbraucher Initiative Auskunft.

Eine gute Möglichkeit, an regionale Produkte zu kommen, ist der Einkauf beim nächstgelegenen Bauer. Nicht immer ist klar zu erkennen, ob direkt vor Ort verkauft wird. Manchmal macht nur ein Schild am Hoftor darauf aufmerksam. Andere Betriebe haben einen eigenen Hofladen, der an bestimmten Tagen der Woche geöffnet ist. Vor allem Bio-Bauernhöfe im Umkreis größerer Städte betreiben oft Hofläden mit umfangreichem Sortiment. Für Städter lohnt sich also ein Ausflug ins Umland. Im Hofladen kann man auch nachfragen, wie es der Bauer mit der Tierhaltung oder der Düngung handhabt. Viele Höfe laden auch zu Hoffesten ein, um Verbraucher über ihre Anbaumethoden zu informieren.

Direkt nach Hause

Wer den Weg zum Hofladen selbst nicht auf sich nehmen will, kann bei Erzeugern oder Verbänden eine Ökokiste abonnieren, mit der regelmäßig eine Auswahl saisonaler Produkte aus der Region ins Haus kommt. Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Ernährung gibt es deutschlandweit etwa 40.000 Landwirte, die ihre Ware an Endverbraucher liefern. Manchmal sind es ausgewählte Lebensmittel wie Kartoffeln oder Äpfel, Milch oder Eier. Im Verband Ökokiste sind etwa 40 Abokisten-Betreiber zusammengeschlossen, die sich nach eigenen strengen Regeln zertifizieren lassen. So müssen die Vertreiber im Verband Ökokiste selbst Erzeuger sein und einem Bioverband angehören oder mit einem regionalen Erzeuger zusammenarbeiten. In der Kiste muss ein Mindestanteil regionaler Produkte enthalten sein. Die Bestellungen geben die Kisten-Abonnenten per Telefon, E-Mail oder online auf, wobei Mengen und Vorlieben vorab festgelegt oder zum Teil auch noch kurz vor der Lieferung angegeben werden können.

Gerade wenn es um Saisonprodukte wie Erdbeeren oder Spargel geht, gibt es keinen Grund, auf Importware zurückzugreifen, die nicht nur lange Wege zurücklegt, sondern oft einen immensen Wasserverbrauch erfordert, sodass in den Anbaugebieten mitunter der Grundwasserspiegel sinkt. Die Verkaufsstände mit deutschen Produkten sind hier in jedem Fall die ökologischere Wahl. Die Verbraucherzentrale NRW rechnet es vor: Während ein Kilo Spargel aus Peru nach Deutschland eingeflogen 30 Kilo Treibhausgase produziert, bringen es die aromatischen Stangen aus der Heimat, die 100 Kilometer mit dem Lastwagen transportiert wurden, auf gerade mal 19 Gramm der klimaschädlichen Gase.

Verbraucher, die auf Nummer sicher gehen möchten, dass regionale Produkte im Kochtopf landen, können sich auch einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft (EVG) anschließen. Bei den genossenschaftlichen Organisationen sind die Mitglieder Teilhaber der Hofläden und können dort zum günstigen Mitgliederpreis einkaufen. Noch enger ist die Zusammenarbeit im Rahmen der solidarischen Landwirtschaft (Solawi). Verbraucher finanzieren mit regelmäßigen Beiträgen einen oder mehrere Landwirte und erhalten im Gegenzug deren Ernte. Sie bezahlen also nicht die Produkte, sondern die Arbeit der Bauern.

Günstig einkaufen

Eine weitere Möglichkeit, an nachhaltige Lebensmittel aus der Region zu kommen und dabei Geld zu sparen, sind sogenannte Foodcoops. Der Begriff leitet sich von »Food Cooperative« ab. Dafür tut sich eine größere Gruppe Menschen zusammen, die gemeinsam bei Großhändlern oder direkt beim Bauern einkaufen. Die Mitglieder erhalten die Produkte zu günstigeren Preisen, da der Einzelhandel umgangen wird. So ist es möglich, biologisch angebaute Produkte, die im Einzelhandel in der Regel teurer als konventionelle Lebensmittel sind, bis zu 50 Prozent günstiger zu erhalten. Die Sammelbestellung wird nach der Lieferung an einem festen Termin auf die Mitglieder verteilt.  Jeder Verbraucher kann eine Foodcoop gründen, wenn er genug Mitglieder zusammenbringt, um die Mindestbestellmengen zu erreichen.

Relativ neu ist die Idee der Marktschwärmer. Das Netzwerk bringt Erzeuger und Verbraucher zusammen, um den direkten Zugang zu regionalen Lebensmitteln ohne Zwischenhändler zu erleichtern. Dabei laden Gastgeber die Erzeuger und Kunden zu »Schwärmereien« an festgelegten Orten ein, um beide ins Gespräch und Produkte an den Verbraucher zu bringen. Die Bestellung kann zuvor online aufgegeben werden. So legen die Produkte nicht mehr als 40 Kilometer zurück, bevor sie auf den Teller kommen.

Ausgewogen ernähren

In Sommer und Frühherbst ist der Tisch mit frischen, regionalen Produkten reich gedeckt. Doch ist eine ausgewogene Ernährung allein mit heimischen Produkten das ganze Jahr überhaupt möglich, wenn im Winter Flaute auf dem Acker herrscht? Viele Gemüsesorten wie Karotten, Lauch, Kohlsorten, Schwarzwurzel oder Rote Bete sind bis in die kalte Jahreszeit erhältlich. Auch Äpfel und Birnen lassen sich eine Weile lagern. Wer es etwas vielfältiger haben möchte, kann auf eingelegte Obst- und Gemüsesorten zurückgreifen oder sich im Haltbarmachen üben. Beim Einkochen, Trocknen oder Einfrieren bleiben viele gesunde Inhaltsstoffe erhalten. Seit einigen Jahren ist das Fermentieren besonders beliebt, bei dem sich durch Einlegen von Gemüse in Salz Milchsäurebakterien vermehren, die nicht nur die Produkte haltbar machen, sondern auch die gesunden Darmbakterien ernähren. Energiesparend ist diese Methode obendrein, da das Gemüse nicht erhitzt werden muss.

Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, wie vielfältig das Angebot an regionalen Lebensmitteln ist. Einzelne Kampagnen unterstützen die Idee, sich beim Genuss wieder mehr regional zu orientieren. »Bonn isst gut« ist dafür ein Beispiel: Im Herbst letzten Jahres hat die Stadt ihre Bürger aufgerufen, eigene Rezepte für Gerichte mit saisonalen Lebensmitteln und Ideen gegen Lebensmittelverschwendung für ein Buch einzureichen. Das regionale Bonn-Kochbuch soll im Herbst 2024 digital verfügbar sein. Wo die entsprechenden Produkte erhältlich sind, verrät die Stadt auf ihrer Website. Ein gutes Beispiel, das anregt, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen, und Lust macht, mehr regionale Produkte und Speisen zu genießen.

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